Hacker: "Wir wurden verspottet und verhöhnt"

Hacker: "Wir wurden verspottet und verhöhnt"
Der Wiener Gesundheitsstadtrat übt Kritik am Kurs der Bundesregierung und fordert wieder strengere Corona-Maßnahmen.

Keine zwei Wochen ist es her, dass so gut wie sämtliche Corona-Schutzmaßnahmen ausgesetzt wurden - mit Ausnahme von Wien. Die Neuinfektionen erreichen seit Tagen Höchstwerte von 50.000 und mehr. 

"Aus meiner Sicht kamen die Öffnungsschritte vermutlich zwei Wochen zu früh", räumt Johannes Rauch im KURIER-Interview ein. Wieder striktere Maßnahmen einführen will der Gesundheitsminister vorerst nicht. Stattdessen sollen Quarantäne-Regeln gelockert werden. 

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig forderte von der Regierung gestern, angesichts der hohen Infektionszahlen einen "konsequenteren Weg" strikterer Maßnahmen einzuschlagen.  

Wien fährt weiterhin einen härteren Kurs, in Spitälern, Alters- und Pflegeheimen sollen zudem nun wieder strengere Besuchsregeln eingeführt werden. Ab kommender Woche wird die Zahl der Besucher eingeschränkt: In Krankenanstalten soll künftig pro Patient an einem Tag ein Besuch möglich sein, in Pflegeanstalten zwei Besucher pro Patient täglich. Voraussetzung ist 2-G plus: Man muss als Besucher also Geimpft oder Genesen UND PCR-getestet sein. 

Ansteckungen erreichen "lichte Höhen"

Die Argumentation des Gesundheitsministers, die Bevölkerung würde wieder strengere Regeln nicht mehr mittragen, kann der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker nicht nachvollziehen. "In Österreich haben wir in der Zwischenzeit wirkliche Schwierigkeiten in der Spitalsversorgung", so Hacker im Ö1-Morgenjournal.

Tausende Spitals-Mitarbeiter würden mit einer Omikron-Erkrankung zu Hause sitzen. Ärzte würden berichten, dass sie nicht wissen, wie sie den nächsten 24-Stunden-Dienst organisieren sollen. Und wenn 10 bis 15 Prozent aller Beschäftigten im Gesundheitswesen, also mehr als 3.000 Leute, im Krankenstand sind, sei das eine Situation, "wo man nicht einfach die Hände in den Schoß" legen könne.

Prognosen sehen die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Ansteckungsquote für Österreich in den nächsten Tagen weiter tragisch ansteigen - in "lichte Höhen", so Hacker. Nachdem sich die Ansteckungen erst mit einer zeitlichen Verzögerung von einer bis zwei Wochen in den Spitälern niederschlagen, hofft Hacker mit den strengeren Besuchsregeln die Spitze zumindest "ein wenig" abmildern zu können.

"Es ist viel zu früh geöffnet worden" 

Im Februar schon hätte Wien die für Anfang März angekündigte große Öffnung heftig kritisiert und vor einer weiteren Welle gewarnt. "Wir wurden damals verspottet und verhöhnt", so der Gesundheitsstadtrat. "Es ist viel zu früh geöffnet worden." 

Nun drauf zu hoffen, dass alles besser werde, sei "kein Managementprinzip." "Wir brauchen jetzt wieder schlagkräftige Maßnahmen", fordert Hacker. Die Bevölkerung würde das sehr wohl mittragen. In Wien sei das jedenfalls so und auch in Österreich verortet Hacker die Bereitschaft "zum Wohle" Aller so.

Dass die Tests in Österreich zurückgefahren werden, freut Hacker nicht. Jene Bundesländer, die viel testen, würden im bundesweiten Vergleich auch besser dastehen. "Wir testen in Wien extrem viel." Das würde helfen, ein möglichst exaktes Bild über die epidemiologische Lage zu zeichnen, so Hacker mit Verweis darauf, dass in Wien die Omikron-Variante als erstes entdeckt wurde.

Tests aus eigener Tasche zu bezahlen, sei für die Stadtregierung nicht möglich, es gäbe keine rechtliche Grundlage, dafür Wiener Steuergeld zu verwenden. "Pandemiemanagement ist Aufgabe des Bundes."

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