Ende März um 70 Prozent mehr Covid-Intensivpatienten befürchtet
In einer Woche könnten es bereits 300 Patienten sein, die so schwer an Covid-19 erkrankt sind, dass sie auf Intensivstationen behandelt werden müssen. Derzeit sind es deutlich mehr als 200, mit Stand Donnerstag exakt 211.
200? Oder gar 300 mit Corona-Patienten belegten Intensivbetten? Da war doch einmal etwas - ein Stufenplan, der auf die Auslastung der Intensivstationen abgestimmt war.
200 oder gar 300 belegte Intensivbetten hätten Alarmglocken schrillen und Notmaßnahmen einläuten lassen. Am 15. September 2021 etwa trat Stufe 1 in Kraft, sie griff ab 200 Betten bzw. einer österreichweiten Auslastung von zehn Prozent. Da gab es dann Zutrittsregeln wie 3-G bei Veranstaltungen ab 25 Personen, also etwa für Kinos oder im Theater.
Dieser fünfstufige Plan wurde mit dem Auftauchen der Omikron-Variante ad acta gelegt - Omikron führe im Gegensatz zur Delta-Variante davor zu einer niedrigeren Belastung der Intensivstationen, hieß es Ende Jänner seitens der Bundesregierung. Mit den Lockerungen des 5. März fielen dann auch meisten anderen Schranken.
Wien ist anders
Ausgenommen Wien freilich, das unter anderem an 2-G in der Gastronomie und der FFP2-Pflicht in allen öffentlich zugänglichen Innenräumen - vom Museum bis zum Schuhgeschäft - festhielt. Im restlichen Österreich gilt nichts mehr davon.
Ein Umstand, den auch Epidemiologin Eva Schernhammer, Mitglied des Beraterstabes Gecko, in der ZIB2 kritisierte: Man habe "eindringlich geraten", mit Lockerungsschritten zuzuwarten und sie erst zu gehen, wenn ein deutlicher Abwärtstrend sichtbar sei. Sie mahnte die Rückkehr zur umfassenden FFP2-Maskenpflicht ein.
Belastung steigt laut Prognose massiv
Das Covid-Prognosekonsortium wie auch die Corona-Ampelkommission gehen jetzt aber davon aus, dass die Auslastung in den Spitälern massiv steigen wird. Und zwar soll es kommenden Mittwoch, 23. März, im schlimmsten Fall 294 Intensivpatienten geben, eine Woche darauf sogar bis zu 363 Patienten - das wäre im Vergleich zum Ist-Stand Donnerstag mit 211 Fällen ein Plus von rund 70 Prozent. Damit wäre auch die 300er Marke des abgesagten Stufenplanes deutlich überschritten: 300 belegte Betten bzw. eine Intensivstation-Auslastung von 15 Prozent hätten unter anderem zu 2-G in der Nachtgastronomie geführt.
Am 8. November 2021 gab es übrigens 382 Intensivpatienten - das führte dazu, dass Stufen 2, 3 und 4 des Maßnahmenplanes zusammengelegt wurden: Es galten damals 2-G in der Gastronomie und weitreichende FFP2-Pflicht. Zwei Wochen später ging Österreich bekanntlich in den vierten harten Lockdown, auf den Intensivstationen lagen dann schon 572 Covid-Erkrankte.
Nun kommt aber zu der erneut steigenden Anzahl an Patienten ein zweites Problem: Immer mehr Mitarbeiter stecken sich selbst angesichts der hohen Neuinfektionszahlen mit Corona an und fallen aus.
"Das kann hässlich enden"
In der steirischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGES) etwa betrifft das bereits rund 15 Prozent des Personals , das nicht einsetzbar ist. Umgelegt auf Betten bedeutet das: 200 Betten können coronabedingt nicht belegt werden, weil es schlicht keine Mitarbeiter gibt, die diese Patienten betreuen könnten. Aus dem Grund muss die KAGES bereits wieder planbare Operationen verschieben.
Gerald Gingold, Vizepräsident der Ärztekammer Wien, warnte am Donnerstag davor, die Lage zu unterschätzen: „Unser Spitäler sind überfüllt, das Personal überlastet. Das kann alles noch sehr hässlich enden.“ Österreich steuere auf eine Versorgungskrise zu: Mache die Politik so weiter, werde "Österreich gesundheitlich massiv Schaden erleiden".
Ohne Ganzkörper-Schutzanzug
Wirbel in sozialen Medien verursacht indes eine Richtlinie in der KAGES, die am Mittwoch herauskam: Der Ganzkörperschutzanzug im Umgang mit corona-positiven Patienten fällt nun in gewissen Bereichen weg, es reichen dann Handschuhe und Maske. Bisher musste ihn jeder tragen, vom Arzt bis zur Reinigungskraft. „Das ist eine der vielen Adaptierungen und Anpassungen, die wir in den vergangenen zwei Jahren vorgenommen haben“, heißt es aus der KAGES. „Es hängt von der Situation ab, wann der Ganzkörperanzug zu verwenden ist oder nicht.“
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