Drei Projekte. Drei Städte. Drei Mal dasselbe Problem. Noch bevor die Bagger in Innsbruck, Linz und Salzburg für geplante Großprojekte der öffentlichen Hand auffahren, galoppieren die Kosten den ursprünglichen Preiskalkulationen davon.
Für WIFO-Ökonom Michael Klien, der sich unter anderem intensiv mit der Baukonjunktur beschäftigt, haben solche Entwicklungen durchaus System: „Überschreitungen der Kosten und der Dauer bei Großprojekten ist ein strukturelles Problem der öffentlichen Hand. Das ist überall in Österreich – aber auch in anderen Ländern – der Fall.“
Zu kleine Summen angesetzt
Laut einer Langfriststudie in Deutschland werden Kosten für Bauvorhaben der öffentlichen Hand im Schnitt um 70 Prozent überschritten. „Grundsätzlich ist es so, dass im Budgeterstellungsprozess Großprojekte oft mit realistischen, aber tendenziell zu kleinen Summen aufgenommen werden“, erklärt Klien.
„Für Leute, die in der Materie drinnen sind, ist meist klar, dass das nicht um diesen Preis umsetzbar ist.“ Im Vergabeprozess, der die günstigsten Anbieter bevorzugt, sieht der Forscher einen weiteren Pferdefuß. „Es werden von Firmen oft Angebote abgegeben, wo diese wissen, dass sich das nicht ausgeht, und jeder weiß: Da wird nachverhandelt.“
Kostendeckel gesprengt
In Innsbruck geht es nun schon rund, bevor die Ausschreibung für ein seit Jahren diskutiertes Vorhaben überhaupt erfolgt ist. Denn am Montag wurde der Gemeinderat von Verkehrsstadträtin Uschi Schwarzl und Bürgermeister Georg Willi (Grüne) informiert, welche Kosten für die Umgestaltung des Bozner Platzes zu einer Begegnungszone zu erwarten sind.
Ein im Herbst 2021 eingezogener Deckel für die Baukosten in Höhe von fünf Millionen Euro wird jedenfalls deutlich gesprengt. Die damals noch nicht enthaltenen und nun einkalkulierten Planungskosten, Indexierungen und Reserven für Unvorhergesehenes summieren sich auf 9,25 Millionen Euro Gesamtkosten für das Wunschprojekt.
Grüne Oase für Linz
Das Projekt für die Neugestaltung des Urfahraner Jahrmarkt-Geländes startete im Jahr 2017 mit großen Ideen in Linz. Für die grüne Wohlfühloase mit Markt, Grünflächen, Donau-Seitenarm mit Badebucht, Platz für Feste und Konzerte und vieles mehr wurden ursprünglich drei Millionen Euro Kosten angenommen, sagt Dietmar Prammer – seit eineinhalb Jahren Planungsstadtrat für die SPÖ.
Das zuständige Architektenkollektiv G.U.T. veranschlagte im Vorjahr 7,6 Millionen Euro. Prammer lässt das Projekt nun vom Tiefbauamt noch einmal prüfen. Hier gehe man mittlerweile von neun Millionen Euro aus. Noch gar nicht einberechnet seien die Kosten für mögliches verunreinigtes Aushubmaterial.
Hinzu kommt, so Prammer, dass man gar nicht wisse, wie sehr der Baupreisindex bis zum Baustart noch steige. „Niemand kann in die Zukunft schauen.“ Er stehe dem Projekt grundsätzlich positiv gegenüber. Sobald er Zahlen von der aktuellen Untersuchung habe, werden diese dem Stadtsenat präsentiert. Dann entscheide man über das Projekt.
Henter bittet, zwischen Preis und Wert für die Stadt zu unterscheiden: „Wie viel ist so eine grüne Oase auf dem Areal wert? Ich glaube, dass das unbezahlbar ist.“ Er könnte sich auch mit einer abgespeckten Form des Projekts anfreunden. „Wir sind die Letzten, die sagen, wir machen es nicht. Sonst würden wir nicht so viele Jahre investieren.“
In Salzburg löste die erste Kostenaufstellung für das Jahrhundertbahnprojekt S-Link intensive Diskussionen aus: Bis zu 2,8 Milliarden Euro soll die teils unterirdische verlaufende Bahn von Nord nach Süd durch die Stadt verschlingen. Erste Schätzungen lagen 2018 noch bei 650 Millionen Euro.
Stadt-Vize Bernhard Auinger (SPÖ) fühlt sich in seiner Skepsis bestätigt. Auch Lukas Bernitz (Bürgerliste) reagiert vorsichtig: „Alles, was über eine Milliarde geht, erschlägt einen schon erst einmal.“ Die Neos wollen die Bürger befragen.
Stadt und Land zahlen für den ersten S-Link-Abschnitt bis Mirabell je 25 Prozent, die Häfte der Bund. Der Stadt-Anteil müsse darüber hinaus jedenfalls reduziert werden, sind sich SPÖ und ÖVP einig.
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