Gesundheitspersonal schützen und "Verbreitungsherde" vermeiden

Die Stimmen nach mehr Schutz für das Personal in den Gesundheitseinrichtungen werden lauter
Das Personal werde zu wenig auf Corona getestet, die Ausrüstung für den nötigen Schutz fehle.

Ärzte, Krankenhauspersonal, Pflegekräfte – Sie sind die Menschen, von denen Österreich in Zeiten wie diesen besonders abhängig ist. Während sich die Politik bemüht, die Krise in den Griff zu bekommen, wird ihre Kritik jedoch immer lauter. Sie warnen vor zu sparsamen Testungen und zu wenig Schutz für Patienten und Gesundheitspersonal.

„Die Richtlinien in Pflegeheimen müssen vom Gesundheitsministerium geändert werden“, schlägt etwa der steirische Arzt Lutz Ammerer Alarm. Den Bezirkshauptmannschaften seien durch die Verordnungen die Hände gebunden. „Bei einem positiven Fall in Pflegeheimen müssen auch asymptomatische Bewohner und Mitarbeiter getestet werden.,“ fordert er. Denn: Der Sicherheitsabstand sei nicht einhaltbar und Masken allein würden nicht reichen.

Anlassfall ist für Ammerer der Ulmenhof – ein Pflegeheim in Graz-Umgebung. Eine Patientin wurde dort positiv getestet, Ammerer schloss aufgrund der fehlenden sozialen Kontakte der Frau darauf, dass ein Pfleger sie angesteckt habe. Laut dem Arzt wurde seinem Ansuchen, alle im Heim befindlichen Personen zu testen, nicht nachgekommen. Er habe deshalb die Testung über Umwege selbst veranlasst.

Personal schützen

Das Land Steiermark bestreitet das. Nach dem positiven Test sei es von der Pflegedienstleitung informiert worden. Daraufhin sei die Testung aller Bewohner und Pfleger angeordnet worden. Gut so, denn bereits am Donnerstag wurde erneut Personal heimgeschickt.

Die Personaldecke wird somit knapp. Die Pfleger arbeiten bereits am Limit. Man sehe sich bei anderen Heimen nach temporären Ersatz um. Von der Leitung des Pflegeheims hieß es, dass man von den Behörden ausgezeichnet unterstützt werde. Ammerer sieht das Ganze jedoch brenzlig: „Jemand, der viele soziale Kontakte hat, wie Krankenschwestern und Pfleger, wird zum laufenden Verbreitungsherd.“

Mit dieser Einstellung ist er nicht alleine: „Wir sind Kanonenfutter“, sagt eine Mitarbeiterin eines Spitals in Oberösterreich. Sie will aufgrund ihres Berufs anonym bleiben. „Seit der Tragepflicht von OP-Masken werden Angestellte, die Kontakt mit Covid-19-Patienten hatten nicht mehr in Quarantäne geschickt und auch nicht getestet“, schildert sie. Mitarbeiter mit chronischen Erkrankungen oder Vorerkrankungen würden noch immer auf ihre Bescheide auf Freistellung warten.

Engpass in Salzburg

Zudem sei das Personal zu wenig geschützt: „Im Normalbetrieb stehen uns nur OP-Masken zur Verfügung. Den nötigen Sicherheitsabstand können wir nicht einhalten“, klagt sie über die fehlende Schutzausrüstung. Auch mit FFP1-Masken seien ein bis zwei Meter Abstand nötig.

„Bei Triagen, Blutabnahme, Verbandswechsel, Körperpflege, Absaugen und in Notfällen geht das aber nicht“, schildert sie ihren Arbeitsalltag. „Jeder Mitarbeiter in den Gesundheitseinrichtungen hat das Recht, dass auch seine Gesundheit mit im Fokus steht“, sagt sie und fordert eine dementsprechende Ausrüstung.

Auch in Salzburg warten die Landeskliniken dringend auf neues Material. Eine Lieferung mit je 20.000 FFP2- und FFP3-Masken hängt seit Wochen an der türkischen Grenze fest. Zu Wochenbeginn waren in Salzburg nur mehr 5.000 FFP3-Masken auf Lager.

Nach Tirol wurden hingegen von einer Firma aus China fehlerhafte Masken geliefert – unbrauchbar und damit Anlass für noch mehr Kritik.

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