"For Forest“ kostete fast 5 Millionen Euro
Seit Monaten steht die Frage im Raum, wie viel „For Forest“ gekostet hat – seit gestern gibt es eine Antwort. Die gab es im gerichtlichen Nachspiel der Kunstinstallation, bei der 299 Bäume temporär im Klagenfurter Stadion gepflanzt wurden.
Insgesamt hat „For Forest“ mit fast fünf Millionen Euro zu "Buche" geschlagen. Das wurde dem KURIER nach dem Prozess auch vom Geschäftsführer der „For Forest forever“ (Nachfolge GmbH), Herbert Waldner, bestätigt.
Zum Thema wurde die Gesamtsumme, weil es auch um die 45.000 Euro ging, die Initiator Klaus Littmann für begleitende Ausstellungen von der Stadt Klagenfurt erhalten hatte. Das habe laut Waldner dem Image von „For Forest“ geschadet.Der Geschäftsführer verlangt, dass Littmann diesen Betrag zurückzahlt: „Ich wollte nicht, dass die 45.000 Euro ein Projekt, das fünf Millionen Euro gekostet hat, kaputtmachen.“
Prozessgrund
Gleich zu Beginn der Tagsatzung am Dienstag war klar, dass es so schnell kein Urteil geben würde. Der Schweizer Littmann durfte wegen der Covid-19-Bestimmungen nicht nach Klagenfurt kommen. Ihn per Videokonferenz zu befragen, lehnte der Rechtsanwalt Waldners ab, weshalb für 22. September der nächste Verhandlungstag anberaumt ist.
Littmann will Geld von seinem Ex-Geschäftspartner Herbert Waldner, und zwar 39.000 Euro. Dieser erhebt aber im Gegenzug Forderungen gegen Littmann. Während Littmann angab, dass er – inklusive der 39.000 Euro, die aktuell Thema sind – insgesamt 340.000 Euro von Waldner bekommen müsse, rechnete dieser vor, dass Littmann das Budget für „For Forest“ gleich bei mehreren Gelegenheiten überschritten habe.
Und noch einen Vorwurf hatte Waldner parat. So habe Littmann nach der Garantieerklärung Waldners auch kein Engagement mehr gezeigt, Einnahmen zu lukrieren.
Der Verkauf von 5.000-Euro-Patenschaften für die 300 Bäume im Stadion verlief schleppend. Statt alle 300, wie man in einem ersten Budget anvisierte, wurde man nur 45 los. Littmann habe sich außerdem nicht darum gekümmert, Firmen zu gewinnen, die Veranstaltungen während der Dauer von „For Forest“ im Stadion abhalten hätten können.
Frage des Geldes
Überhaupt fuhr Waldner schwere Geschütze gegen seinen ehemaligen Partner auf. So habe Littmann 1,8 Millionen Euro von Sponsoren in der Schweiz eingesammelt - die Mäzene wollten im Gegenzug eine Garantie Waldners, dass „For Forest“ wie geplant stattfinden würde.
„Ab dann war die Basis der Gemeinsamkeit nicht mehr gegeben“, sagte Waldner, „Littmann hatte dann die Einstellung: Jetzt findet es eh statt.“ Als sich die Situation zuspitzte, habe man im Juli 2019 die Aufgaben geteilt: Littmann war ab diesem Zeitpunkt nur mehr für den künstlerischen Bereich zuständig, Waldner für den kaufmännischen.
Genau dieser Punkt interessierte nicht nur Littmanns Anwalt, sondern auch Richter Christof Pollak - immerhin sei es an Waldner gelegen, die Rechnungen freizugeben: „Wenn die Mitarbeiter gekommen sind und gesagt haben, wir brauchen Filmaufnahmen, dann habe ich gesagt: Macht das halt. Aber ich war immer der Meinung, dass Littmann sein Kulturbudget im Griff hat“, meinte Waldner.
„Wie hat Littmann Kosten überschreiten können, wenn Sie einzelberechtigt waren?“, fragte Murko. „Ich bin immer davon ausgegangen, dass er sich ans Budget hält“, wiederholte Waldner. Wäre er zeitgerecht von Littmann informiert worden, dann hätte man sich angesehen, wo man einsparen kann oder teure Maßnahmen abgesagt.
"Auf Handschlag vertraut"
Überhaupt habe Littmann viel versprochen, aber wenig gehalten: Der international bekannte Künstler Christo hätte zur Eröffnung kommen sollen, Littmann habe ebenfalls von Kontakten mit John Lennons Witwe Yoko Ono gesprochen und wollte dem Papst medienwirksam bei einer Privataudienz eine Lithographie überreichen, sagte Waldner.
„Wenn das die Basis für Ihre Zusammenarbeit war, wieso haben Sie das nicht festgehalten, Sie sind doch Geschäftsmann?“, wollte Richter Pollak wissen. „Ich habe vertraut auf seinen Handschlag“, antwortete Waldner. Insgesamt habe er sich in dem Schweizer gründlich getäuscht.
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