"Hau ab mit dem Schaß-Wald – das finde ich schon bedenklich"

Klaus Littmann im Gespräch mit KURIER-Mitarbeiter Nikolaus Tuschar
Künstler Klaus Littmann über sein Stadion-Projekt in Klagenfurt, Anfeindungen und Don Quixote.

Das Vorhaben des Künstlers Klaus Littmann aus Basel, im Klagenfurter Wörtherseestadion einen Mischwald zu präsentieren, spaltet die Kärntner Bevölkerung. Im Interview nimmt er Stellung dazu.

 

Wer ist Klaus Littmann und was weiß man nicht von ihm?

Privates weiß man zum Glück nicht. Ich bin ein Besessener von dem, was ich mache und lebe für und mit der Kunst. Außerdem möchte ich den Menschen auch was durch die Kunst zurückgeben.

Wissen Sie schon, ob das Projekt aufgehen wird beziehungsweise haben Sie ein Gefühl?

Ja, ich glaube schon! Für mich ist es dann erfolgreich, wenn dieses Bild in den Köpfen der Menschen bleibt, so wie bei mir vor 30 Jahren.

Cristo und Greta Thunberg waren ja im Gespräch – ist da schon was weitergegangen?

Zum jetzigen Zeitpunkt ist es zu früh. Bei Cristo hängt es davon ab, wie seine Terminplanung steht.  Anschauen wird er es sich bestimmt. Er hat aber sein eigenes Projekt, wo er den Triumphbogen in Paris verhüllen wird und das nimmt natürlich viel Zeit in Anspruch.

Es ist ja ein Projekt, welches sich auf die Wahrnehmung fokussiert. Vorab war ja die Kontroverse, dass die Bäume nicht wie angekündigt aus Kärnten gekommen sind, sondern aus Italien, Belgien und Deutschland. Geht es da nicht irgendwie gerade bei diesem Projekt auch um Symbolik?

Im Grunde genommen ist es ja so - jeder Mensch nimmt seine Umwelt anders wahr. Was ich mache: Ich nehme etwas und stelle es in einen völlig neuen Kontext. Es ist dieser Klimawandel, der direkt vor der Haustür ist. Unter anderem ist erkennbar, dass es den Mischwald, den wir im Stadion pflanzen wollen, hier in diesem Ausmaß gar nicht mehr gibt. Natürlich hat es auch eine ästhetischen Aspekt.

 

Ihr Glück ist, dass in Kärnten die Fußballvereine schlechter geleitet werden als die Banken?

Ich vertrete da den Standpunkt des neutralen Schweizers – alles andere ist lokalpolitscher Hickhack; da misch ich mich nicht ein. Es wird nicht der Inhalt des Projektes diskutiert. Es geht immer gegen gewisse Politiker – Landeshautmann und Bürgermeisterin -  nie um den Inhalt. Wenn da behauptet wird, Steuergeld und dergleichen werde verwendet – da wird eine Debatte geführt, die mit dem Projekt von meiner Seite aus nichts zu tun hat. Und deswegen möchte ich mich auch gar nicht dazu äußern.

Weil wir gerade auf die politisch angeheizte Stimmung ansprechen- es kam ja schon unter anderem zu Zusammenstößen mit Gegnern des Projektes.

Ich habe sowas eigentlich noch nicht erlebt. Wenn man mit einem Projekt in den öffentlichen Raum geht, ist es klar, dass sich auch Widerstand formieren wird. Ich habe mir auch vor diesem Projekt überlegt – wo ist da eine Angriffsfläche bei deinem Projekt. Ich ließ mir natürlich durch den Kopf gehen, was ich nach dem Projekt mit dem Wald mache. Hätte ich den Wald danach verhäckselt, dann hätten sie mich zurecht angeprangert. Solche Überlegungen macht man sich! Doch was jetzt hier passiert, ist unterste Schublade. Wenn hier gesagt wird, ich sei ein Brunnenvergifter und man sollte mich an einem Baum aufhängen - das geht zu weit.

Sind wirklich diese Worte gefallen - auch bei Debatten?

Ja, vor allem frontal. Wir haben es auf Video und es ist alles dokumentiert. Es sollte sogar im Internet sein. Die Zwischenrufe galten meiner Person und der Bürgermeisterin. Eine Situation fällt mir noch ein:  Am Samstag ging ich durch die Straßen Klagenfurts, kommt mir ein Ehepaar mit Kinderwagen entgegen. Der Mann rempelt mich an und sagt so auf Kärntnerisch – „Hau ab mit dem Schaß-Wald" –  das finde ich dann schon sehr bedenklich. Es kam auch zur Aufforderung einer Partei die Kettensägen rauszuholen. Im Grunde wurde zum Vandalismus aufgerufen. Es gibt auch eine Person, die im Internet Gift und Galle spucken.

Erschwerend kommt hinzu, dass der WAC als erster Kärntner Verein für die Europaleague qualifiziert hat.

Wir haben vor zwei – nein fast drei Jahren den Vertrag bekommen. Da hat auch der WAC nicht damit gerechnet, international zu spielen.Die Stadiongesellschaft hat natürlich einen Auftrag: Sie hat dafür zu sorgen, das Stadion rentabel zu halten. Aber es ist typisch, dass die FPÖ das instrumentalisiert und es wird auch eine nächste Welle der Entrüstung kommen. Nämlich am Tag der Auslosung, falls dem WAC hoch qualitative Gegner zugelost werden.

Sehen Sie sich dann als eine Art künstlerischer Don Quixote und als ihren Auftrag die Welt zu zivilisieren?

Sich selbst als Don Quixote zu bezeichnen, wäre schon ein wenig übertrieben. Aber natürlich hab ich hier auch einen Auftrag um den Leuten dieses Bild vor Augen zu rufen.

Wann wurde das Ganze konkret und war Bürgermeisterin Mathiaschitz davor in der Schweiz?

Also ich hatte ja Kontakt mit der ganzen politischen Landschaft und die letzte Dame, mit der ich sprach, war Frau Mathiaschitz. Die sagte mir, wenn ich gewählt werde, müssen wir reden. Drei Monate nach der Wahl rief mich das Rathaus an und sagte, ich soll vorbeikommen. Vor der Wahl war sie nie in der Schweiz. Zumindest nicht wegen dem Projekt. Dann wurde besprochen, was notwendig wäre. Dass das Stadion gebühren- und kostenfrei zur Verfügung gestellt wird, war meine Bedingung. Es hat sich schließlich bis nach Basel herumgesprochen, dass Klagenfurt nicht im Geld schwimmt. Im Stadtsenat wurde dann das Projekt gegen die Stimmen der FPÖ beschlossen.

 

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