Stadionwald: "Transport der Bäume ist schlechter Witz"

Stadionwald: "Transport der Bäume ist schlechter Witz"
Ein Gastkommentar des Schriftstellers Egyd Gstättner über einen widersprüchlichen Klimaschutz-Gedanken und unkritische Berichterstattung.

Das utopische Bild Max Peintners wurde nicht nachgestellt: Weder der großstädtische Industriegürtel, noch die Tribünen voller Menschen. Nicht einmal der Stadiontyp ist auch nur ähnlich.

Der (im Nachhinein postulierte) Klimaschutz-Gedanke widerspricht sich selbst: Gesellschafter und Betreiber des Projekts waren keine Umweltschützer oder gar Greenpeace-Aktivisten, sondern Bau- und Immobilienunternehmer. Allein der Transport der Bäume aus halb Europa haben nicht nur fachkundige Biologen als schlechten Witz empfunden.

Kunst statt Fussball

Sportlich: ist das Stadion um mindestens fünf große Fußballfeste umgefallen. Das ist neben dem gigantischen wirtschaftlichen auch ein riesiger Imageverlust. Nur für absolut Fußballunkundige in Machtpositionen war die Entwicklung (seit Borussia Dortmund hier 2015 vor ausverkauftem Haus gegen WAC Europacup spielte) „unabsehbar“. Mittels verordnetem Hausfriedensbruch Sport gegen Kultur auszuspielen, ist eine politische Todsünde.

Die – ohnehin dezimierte – Hotellerie der Stadt war keineswegs ausgelastet, der „internationale“ Besucherstrom blieb enden wollend. Am gespenstischsten war die weitgehend gleichgeschaltete, affirmative und unkritische – und völlig ironiefreie - Berichterstattung der Medien bis hin zu Realitätsverweigerung, die es – so nicht einmal zu Zeiten Haiders gegeben hat. Ein enormer Verlust an Glaubwürdigkeit.

Falscher Erfolgs-Eindruck?

Bei der kühnen Behauptung der Veranstalter von über 200.000 Besuche(r)n wurde nie der Zeitraum (fast 2 Monate, 12 Stunden täglich), noch der Gratis-Eintritt (auch bei Veranstaltungen) je mitberichtet. (Deswegen musste auswärts ein völlig falscher Erfolgs-Eindruck entstehen).

Tatsächlich kamen im Schnitt 2 bis 3 einzelne Menschen pro Minute in ein 32.000-Plätze-Stadion, die circa 15 Minuten blieben: Und genau das sieht man auf allen Bildern! Hätte man belegbare Erfolgsmeldungen zur Hand, bräuchte man sich nicht hinter (beauftragten und bezahlten) „Medienresonanzanalysen“ und „Anzeigenpreisäquivalenten“ verschanzen. 

Positiv: Stadion war frei zugänglich

Wenn man an "For Forest" zwei positive Effekte finden will, dann, dass das gewöhnlich versperrte Stadion frei zugänglich war: Viele der wenigen Besucher waren vorher zwölf Jahre lang noch nie dagewesen und nun von der Schönheit der Architektur beeindruckt: Nur kennen sie das Stadion gar nicht ohne Wald und können nicht wissen, wie schön es erst ohne Bäume ist. "For Forest" lieferte weiters über ein ganzes Jahr hinweg Stoff für ein fundamentales, wenn auch ernüchterndes literarisches Sittengemälde à la Dürrenmatt.

Egyd Gstättner

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