Mangelnde Erfahrung
Der Experte bezeichnet es als „großes Tabuthema bei uns“. Das Thema werde nicht gerne gehört, es herrsche große Vorsicht bei den Feuerwehren und Behörden. Als Hauptgründe nennt er die Angst, dass etwas außer Kontrolle geraten könnte, sowie mangelnde Erfahrungswerte. Dennoch: „Es wäre wichtig, dass man es bei uns andenkt“, ist sich Müller aus Sicht der Wissenschaft sicher. Der Nutzen zur Waldbrandprävention übersteige die Risiken.
Kontrolliertes Abbrennen muss freilich gut geplant und vorbereitet sein. „Das heißt nicht, dass wir Wald in Brand stecken und das war’s.“ Sondern: Behörden, Feuerwehren und Bevölkerung müssen informiert sein und zusammenarbeiten. Es soll ein Bodenfeuer entstehen. Die richtigen Bedingungen müssen gegeben sein, etwa darf kein zu starker Wind gehen.
Das Ziel ist, dass bodennahe Streuschicht, Sträucher sowie Äste am Boden kontrolliert verbrennen – nur vereinzelt geraten dabei ganze Bäume in Brand, da der Wald zum Zeitpunkt des kontrollierten Abbrennens feucht genug ist.
Hotspot-Regionen
„Megafeuer können dadurch verhindert werden, da das Brennmaterial im Wald reduziert wird“, erklärt Müller. Mittlerweile wisse man, wo die Waldbrandgefahr groß ist. Er nennt als Beispiel den Saubersdorfer Bereich im südlichen NÖ. In eben solchen Hotspot-Regionen oder in Siedlungsnähe erachtet er die Maßnahme als sinnvoll. Auch die Bedenken in Bezug auf die Umwelt seien kein Argument: Der CO²-Ausstoß sei geringer, als bei einem unkontrollierten Brand, die Böden würden profitieren, die Biodiversität werde gefördert. „Tiere mit Beinen können flüchten, Vögel davonfliegen, Insekten graben sich in den Boden“, sagt Müller.
Trotz der Präventionsmaßnahme können (unkontrollierte) Waldbrände nicht verhindert werden. „Sie sind natürlich. Kleinere Feuer sind auch kein Problem, sie können gelöscht werden“, betont der Experte. Es gehe darum, extreme Feuer zu vermeiden. Bisher sei man in Österreich vor einem größeren Brand in Siedlungsnähe verschont gewesen, aber das Risiko wachse, wie Daten der Wissenschaft der vergangenen Jahre zeigen. Präventionsmaßnahmen seien umso wichtiger.
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