Wind und Sonne sind da zu unzuverlässig?
Es muss einfach das gesamte Jahr und in jeder Sekunde – das sind 31,5 Millionen Sekunden pro Jahr – genau so viel erzeugt werden wie verbraucht wird. Da das nie genau der Fall sein kann, braucht man Puffer, und das sind bisher die Großkraftwerke, die man jetzt abbaut.
Aber warum betrifft das dann nicht nur die Deutschen, sondern auch uns?
Wir sind Teil eines europäischen Verbundsystems, und da sitzen wir mit 35 anderen Staaten in einem Boot. Wenn das untergeht, dann gehen wir mit unter. Das System reicht von Portugal bis in die Türkei und von Sizilien bis Dänemark.
Und wenn es irgendwo in einem Land passiert, ist es zu spät?
Genau das ist der Punkt.
Aber Deutschland ist ein hoch industrialisiertes, gut funktionierendes Land. Da wird man sich dieses großen Problems doch bewusst sein?
Die Energiewende wird vor allem ideologisch mit Wunschvorstellungen betrieben. Es gibt dann Aussagen, dass alles kein Problem sei. Aber seit Jahrzehnten heißt es, dass viele Länder, wenn es im Winter eng wird, Strom aus Deutschland importieren müssen. Es könnte dann zu wenig Strom da sein. Europaweit wird es also zunehmend kritischer, zu jedem Zeitpunkt genug Strom aufzubringen.
Heikle Phasen waren immer im Winter, vor allem in den ersten Jänner-Wochen. Wird es also schon in ein paar Wochen gefährlich für uns?
Ich halte ein baldiges Blackout schon in den nächsten Monaten für sehr realistisch, aber ich habe keine Glaskugel. Es besteht immer die Möglichkeit, dass es noch einmal gut geht, vielleicht geht es Ende nächsten Jahres noch einmal gut. Aber mittelfristig wird es immer schwieriger. Noch dazu haben wir eine in die Jahre gekommene Infrastruktur. In Deutschland gibt es 500 alternde Großtransformatoren, die in den nächsten zehn Jahren getauscht werden müssten. Die Produktionskapazität beträgt aber nur zwei bis vier pro Jahr. Also, es wird viele kritische Situationen geben.
Wie kann ich mich als Privatperson darauf vorbereiten?
Man kann mit relativ geringem Aufwand einen großen Beitrag leisten, indem wir schauen, dass wir rund zwei Wochen alleine über die Runden kommen. Das betrifft Wasser für ein paar Tage, unverderbliche Lebensmittel für 14 Tage, lebenswichtige Medikamente. Natürlich auch für Kleinkinder und Haustiere. Das kann auch alles länger dauern, aber dann kann man den Verbrauch der Vorräte strecken. Aber man sollte nicht ab dem ersten Tag ums Überleben kämpfen müssen und in der Lage sein, vernünftig handeln zu können.
Aber zum Kochen brauche ich in der Regel auch Strom?
Der sollte nach einem Tag wieder funktionieren, aber es kann sein, dass ich längere Zeit nicht einkaufen kann, weil die Systeme zusammengebrochen sind und das Hochfahren länger dauert. Man muss sich im Klaren sein: Es wird niemand kommen und mir etwas geben. Das wäre eine Illusion.
Wie sieht es mit der Wasserversorgung aus?
Die sollte in Österreich ganz gut funktionieren. Es gibt einzelne Teile wie das Südburgenland, wo es Probleme geben könnte. Daher ist ein Vorrat für ein paar Tage wichtig. Zwei Liter pro Tag und Person.
Experten mit solchen Dystopien wie Sie werden von der Politik ungern gehört, in der Öffentlichkeit sogar oft belächelt. Fühlen Sie sich mit Ihren Warnungen ernstgenommen?
Ja, es wird noch viel zu wenig breit diskutiert, aber es hat zuletzt doch ein wenig Bewegung gegeben. In Ober- und Niederösterreich gibt es All-Parteienbeschlüsse, das Thema auf allen Ebenen aufzugreifen. Das Bundesheer möchte seine Kasernen autark machen. Natürlich sind wir nach Corona alle krisenmüde. Doch die nächste Krise wartet eben nicht, bis wir wieder fit sind, sondern im Gegenteil: Es ist zu erwarten, dass sie uns gerade dann trifft, wenn es um am wenigsten passt.
Erstmals hoffe ich, dass ein Interviewpartner unrecht hat ...
...wir sollten uns halt einfach nicht davon überraschen lassen.
Kommentare