Erst Test, dann Haarschnitt: "Das ist nicht zumutbar"

Erst Test, dann Haarschnitt: "Das ist nicht zumutbar"
Friseure, Pensionistenvertreter und Landespolitiker fordern Anerkennung von Selbsttests.

Andreas Wohlmuth hat nachgerechnet: Zwischen Unterlaussa und Steyr in Oberösterreich liegen rund 70 Kilometer, betont der Generalsekretär des SPÖ-nahen Pensionistenverbandes Österreich. Aber nur in Steyr gibt es eine Teststraße mit kostenlosen Antigen-Tests - jene Tests, die ab Montag die Eintrittskarte zum Termin bei Friseur oder Fußpflege werden sollen.

„Das ist der älteren Generation nicht zumutbar“, ärgert sich Wohlmuth. „Für einen 15-minütigen Haarschnitt beim Friseur im Ort muss man einen halben Tag Fahrt kreuz und quer durchs Land in Kauf nehmen.“

"Prozedere überdenken"

Er ist nicht der einzige, der die Bedingung zum Besuch bei körpernahen Dienstleistern scharf kritisiert: Ingrid Korosec, Vorsitzende des ÖVP-Seniorenbundes, fordert, das „Prozedere zu überdenken“: „Für die meisten älteren Menschen sind die öffentlichen Teststationen zu Fuß nicht erreichbar. Dann bliebe nur noch die kostenpflichtige Testung in der Apotheke.“

Das sei ungerecht, merkt Korosec an. „Der Kostenpunkt liegt etwa bei 20 Euro. Wenn man dann noch ein Taxi braucht, dann summiert sich das rasch auf 50 Euro und mehr.“ Wie viele Pensionisten könnten sich das leisten, fragt Korosec.

Test im Salon gewünscht

Sowohl die Seniorenvertreter als auch Innungsmeister und erste Landespolitiker wie etwa Tirols SPÖ-Landesparteiobmann Georg Dornauer fordern eine Alternative. Sie schauen dabei zu den Jüngsten: Auch die Volksschulen öffnen nach den Semesterferien wieder im Präsenzunterricht, auch sie haben Eintrittstests. Allerdings arbeiten die Schulen dabei mit den sogenannten „Nasenbohrertests“. „Ich schlage vor, bei Friseuren und anderen körpernahen Dienstleistern ähnlich vorzugehen und Selbsttests vor Ort zuzulassen“, regt Ingrid Korosec an.

"Hemmschwelle weg"

Das trifft sich durchaus mit den Wünschen der Unternehmer. Doris Schneider, Innungsmeisterin in der Steiermark, hält die Tests „direkt im Salon“ für praktikabler: Alles andere sei wegen des zu knappen Angebots an kostenlosen Tests in den offiziellen Stationen nicht machbar. Bundesinnungsmeister Wolfgang Eder hält die Idee der Tests im Geschäft ebenfalls für den besten Weg. „Dann wäre auch eine große Hemmschwelle weg.“

Vorerst zeichnet sich dieser Ausweg aber nicht ab. Noch fehlt zwar die Verordnung des Gesundheitsministeriums, die die politisch angekündigten Lockerungen ab 8. Februar rechtlich verbindlich macht. Doch schon am Dienstag stellte das Ministerium klar: „Wohnzimmertests“ reichen nicht aus, um beim Friseur Einlass zu bekommen. Es fehle der Nachweis, wer den Selbsttest tatsächlich durchgeführt habe und ob er korrekt gemacht wurde.

Anschober zu Tirol, Eintrittstests und den Zores mít der ÖVP

Keine "Nasenbohrertests"

Gültig sollen nur jene Tests sein, die von Ärzten, Sanitätern, Apothekern oder in einem Labor gemacht wurden. „Nasenbohrertests“ in den Salons – wie in den Schulen – wären laut Gesundheitsministerium nur möglich, wenn sie von einer Fachkraft durchgeführt werden. Erschwerend kommt hinzu: Kunden müssten vor dem Friseurbesuch auf das Testergebnis warten, doch viele Salons sind schlicht zu klein, um Wartebereiche für Kunden einzurichten.

Mangelware Testtermin

Mittlerweile reagierten viele Bundesländer und stockten fürs Erste Kapazitäten auf. Allerdings: Seit Bekanntwerden der Eintrittstests zu Friseur, Kosmetik und Massage sind etwa Termine in Graz und Graz-Umgebung kommende Woche Mangelware. Mit Stand Mittwochmittag waren alle Angebote in den Teststationen im Ballungszentrum bis kommenden Donnerstag ausgebucht.

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