Dubioser Installateur kassiert 22.000 Euro für eine Therme
In Ostösterreich treiben dubiose Installateure ihr Unwesen. Anfang September fand eine Wiener Pensionistin ihrem Briefkasten einen Flyer einer Installationsfirma Z., mit dem Angebot einer Thermenüberprüfung um 79 Euro. Die pensionierte Ärztin kontaktierte die Firma und schon an nächsten Tag standen zwei Arbeiter vor der Tür. Nach kurzer Begutachtung der 20-Kilowatt-Therme warteten sie mit einer Hiobsbotschaft auf: Die Flamme sei zu stark, es liege ein lebensbedrohlicher Zustand vor; die Therme sei nicht mehr sicher, es könne jederzeit Gas austreten, was lebensgefährlich sei. Man müsse die Therme unverzüglich austauschen,ansonsten könne für die Sicherheit der Pensionistin nicht garantiert werden.
Zur Bank geschickt
Die Pensionistin war verwundert, hatte doch kürzlich der Rauchfangkehrer an der Therme nichts auszusetzen. Einer der beiden Arbeiter, der sich Stefan nannte, versicherte, dass er eine gleichwertige Therme der Marke Vaillant aus dem Lager in Wiener Neustadt holen könne. Doch dann erkundigte sich der „Handwerker“ bei der Pensionistin, über wie viel Geld sie verfüge. Sie sagte, sie habe eine Bargeldreserve von 12.000 Euro zuhause. Im weiteren Gespräch sagte Stefan, dass die neue Therme 22.000 Euro koste. Die Pensionistin übergab zuerst die 12.000 Euro. Danach wurde sie von „Stefan“ zur Bank geschickt, um die restlichen 10.000 Euro zu holen, die sie den vor ihrem Haus wartenden Handwerkern übergab.
Insgesamt 87.000 Euro gefordert
Nachdem die Arbeiter die neue Therme geholt hatten, wurde die alte Therme abmontiert und entsorgt sowie die neue Therme montiert, aber ein Anschluss an die Gasleitung erfolgte nicht. Gegen 16.00 Uhr desselben Tages erschien ein angeblicher Elektriker, der die Therme anschließen sollte. „Er machte Fotos von der Wohnung und forderte meine Mandantin auf, weitere 17.000 Euro für die Elektroinstallation zu zahlen“, sagt Jörg Zarbl, der Anwalt der Pensionistin, zum KURIER.
Doch nun forderte auch der Monteur „Stefan“ weitere 48.000 Euro für die neue Therme – macht insgesamt 87.000 Euro. Nun zog die Pensionistin die Reißleine und warf das Trio aus ihrer Wohnung.
Billigtherme geliefert
Indes hat die Pensionistin über ihren Anwalt Jörg Zarbl eine Klage bei Gericht eingebracht und eine Anzeige gegen den Inhaber der angeblichen Installationsfirma Z. wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betrugs bei der Staatsanwaltschaft Wien erstattet. Zuvor ließ die Pensionistin die neue Therme von einem Experten begutachten: Der kam zum Schluss, dass die gelieferte Billigtherme einen Listenpreis von brutto 2.160 Euro hat. Samt Montage hätte sie nur 2.640 Euro kosten dürfen. Da die neue Therme nur eine Leistung von 6 bis 12 Kilowatt hat, sei sie für die Aufbereitung von Warmwasser im erforderlichen Ausmaß ungeeignet.
"Der gegenständliche Fall ist auch kein Einzelfall, sondern wie die Bewertungen im Internet zeigen, hat diese Vorgangsweise der Beschuldigten System, Kunden über den lebensbedrohlichen Defekt einer Therme zu täuschen, Ängste einzuflößen, um damit billige Thermen zu weit überhöhten Preisen zu verkaufen“, sagt Anwalt Zarbl zum KURIER.
Rat des Experten
„Lassen Sie sich nie unter Druck setzen, besonders wenn es um große Bargeldsummen geht“, rät Robert Breitschopf, Innungsmeister der Installateure in Wien. Seriöse Installateure ermöglichen auch die Bezahlung per Erlagschein oder Online-Banking. Im Firmenverzeichnis der Wirtschaftskammer WKO Firmen A-Z kann man überprüfen, ob ein Unternehmen überhaupt eingetragen ist und ein entsprechender Gewerbeschein vorliegt.
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