Vermögensberater unter Betrugsverdacht

Ertrag & Sicherheit hat viel Geld kassiert
Die Millionen schwere Pleite des Vermögensberaters Ertrag & Sicherheit wirft viele Frage auf. Der Ball liegt nun bei der Staatsanwaltschaft Wien.

Die Millionen-Pleite der Grazer Vermögensberaters Ertrag & Sicherheit (E&S) hat ein strafrechtliches Nachspiel. Nina Bussek von der Staatsanwaltschaft Wien bestätigt dem KURIER, dass Ermittlungen in Wien anhängig sind. "Die Staatsanwaltschaft Graz hat das Verfahren an uns abgetreten und es geht um Betrugsverdacht", sagt Bussek zum KURIER. "Wir müssen das jetzt prüfen."

Die Ermittlungen sollen laut Aktenlage zumindest fünf Personen betreffen, darunter sind die beiden Geschäftsführer der insolventen Grazer Vermögensberatung und drei ihrer deutschen Ex-Geschäftspartner. Davon hat sich einer angeblich nach Dubai verzogen.

"Die Vorwürfe werden von den Geschäftsführern zurückgewiesen", sagt E&S-Anwalt Johannes Zink von der Kanzlei HBA zum KURIER. Ausgelöst wurden die Ermittlungen unter anderem durch eine Anzeige des Wiener Anwalts Jörg Zarbl, der 250 Geschädigte vertritt. In der Anzeige werden schwere Vorwürfe gegen das Management von E & S erhoben. Zarbl wird noch eine weitere Strafanzeige einbringen.

Detail am Rande: Im Konkursverfahren der Ertrag & Sicherheit Vermögensberatung GmbH wurden bisher bereits 17,73 Millionen Euro Forderungen angemeldet.

Alternative Investments?

Laut eigenen Angaben hatten sich die Macher von Ertrag & Sicherheit nach der Wirtschaftskrise 2009 um Alternativveranlangungen umgeschaut und in Deutschland Anbieter gefunden, deren Produkte hohe Provisionen abwarfen. Dabei haben die Finanzzampanos von Ertrag & Sicherheit aber gleich drei Mal voll danebengegriffen.

So hat Ertrag & Sicherheit Goldveranlagungen bei der deutschen EVVE, Anteile an den deutschen Shetlin-Fonds und den Verkauf von bestehenden Lebensversicherungen an die deutsche Firma Halebridge vermittelt. Shedlin und Halebridge gehörten zur selben Firmengruppe.

Das Investment bei EVVE entpuppte sich als "Falschgold", sprich selbst als Betrugsfall; die Shetlin-Fondsgelder versandeten bei medizinischen Projekten in Dubai; und das Halebridge-Modell entpuppte sich als verbotenes Einlagegeschäft, weil der Kaufpreis für die Lebensversicherungspolizzen erst nach mehreren Jahren ausgezahlt werden sollte.

Keine Ahnung

"Was Halebridge mit dem Geld macht, weiß ich nicht", sagte einer der beiden E&S-Chefs bei einem Zivilprozess aus. Außerdem soll ein Sachverständiger ein Gutachter erstellt haben und Ertrag & Sicherheit empfohlen haben, sagte der Geschäftsführer weiter aus, "nicht offenzulegen, wohin Halebridge diese Geld (Anm. d. Red.: der Anleger) investiert, weil ansonsten der Eindruck entstehen könnte, dass es als Einlagengeschäft zu qualifizieren sein".

Hohe Provisionen

Für dieses Halebridge-Produkt hätte es aber einer Bankkonzession bedurft. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin ordnete die Liquidation an, Halebridge ging in Konkurs. Laut Halebridge-Werbefolder hätte das Anlegergeld durch eine Bankbürgschaft abgesichert sein müssen. Doch diese entpuppte sich als heiße Luft. Fakt ist auch: Bei Shetlin-Fonds kassierten die Grazer neun Prozent Provision, bei Halebridge bis zu acht Prozent. Allein von Shetlin soll Ertrag & Sicherheit laut eigenen Angaben vom Investmentvolumen in Höhe von 47,5 Millionen Euro 5,225 Millionen Euro Provision kassiert haben. Dazu kam ein Ausgabeaufschlag von fünf Prozent, den die Kunden zusätzlich zu berappen hatten.

Konto in Liechtenstein?

Indes hat E&S-Konkursverwalter Georg Muhri einen Hinweis erhalten, "dass ein Teil der Provisionen auf ein Konto in Liechtenstein geflossen sein soll". Muhri will diesen Hinweis nun auf strafrechtliche Relevanz prüfen und gegebenenfalls eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft einbringen. "Der Vorwurf stammt von einem Ex-Vertriebsmitarbeiter aus Tschechien, der im Streit ausgeschieden ist", kontert E&S-Anwalt Zink im Gespräch mit dem KURIER. "Dieser Vorwurf ist auch falsch."

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