Drogenkartelle aus Mexiko drängen nach Europa

Frontex
Strategiesitzung in Warschau: Wie die EU Drogenhandel bekämpft.

Österreich grenzt jetzt an Afrika und die Türkei“, sagt Izabella Cooper von Frontex. Diese Europäische Agentur koordiniert die Zusammenarbeit an den Schengen-Außengrenzen. Die Bekämpfung von Drogenschmuggel müsse international funktionieren, betont Cooper, jedes Land sei mitverantwortlich. „Der Schengenraum hat immerhin 42.000 Kilometer Wassergrenze und 9000 Kilometer Landgrenze.“

2500 Tonnen Cannabis

Im Hochsicherheitsbereich von Frontex in Warschau und in der Zentrale von Europol in Den Haag laufen alle Informationen über den Schmuggel an den Grenzen zusammen. Anschließend werden die Routen der Schmuggler analysiert. Heroin kommt vor allem über die Türkei, Kokain über Spanien und die Niederlande. In Europa werden 2500 Tonnen Cannabis pro Jahr konsumiert, das meiste davon wächst allerdings innerhalb von Europas Grenzen heran.

Aktuell versuchen vor allem die beiden mexikanischen Kartelle Los Zetas und Sinaloa in Europa Fuß zu fassen. „Wir wollen in Europa auf keinen Fall solche Brutalität und Gewalt wie in Mexiko“, sagt Rob Wainwright, Direktor von Europol.

Drogenkartelle aus Mexiko drängen nach Europa
APA12320250 - 15042013 - SEETALERALPE - ÖSTERREICH: BM Johanna Mikl-Leitner am Montag, 15. April 2013, anl. einer PK zum Thema "Zwischenergebnisse zur Wehrdienstreform" am steirischenTruppenübungsplatz Seetaleralpe. APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER

Doch die Zusammenarbeit der Behörden in der EU ist in der Realität oft schwierig. „In Spanien denken die Behörden bei Kokain in Dimensionen von Schiffsladungen. Wenn wir um Zusammenarbeit bitten bei einem Zwei-Kilo-Fund, dann wird das dort bei der Polizei anders bearbeitet als bei uns, wo das ein großer Fang ist“, berichtet ein heimischer Polizist.

In der Praxis ist es auch nicht immer so einfach, die Mentalitäten von Finnland bis Portugal und Griechenland bis Estland unter einen Hut zu bringen. Aber die Zusammenarbeit werde von Jahr zu Jahr besser, heißt es.

Immer größer werden die Probleme in Europa mit den chemischen Substanzen, die in irgendwelchen – teilweise mobilen – Labors zusammengepantscht werden. Dies war auch Thema beim gestrigen Salzburgforum in Warschau, bei dem zahlreiche Innenminister aus Ost- und Südosteuropas auf Initiative Österreichs zusammentrafen.

Allein im Vorjahr wurden 72 neue chemische Drogen entdeckt. „Wir brauchen hier eine europaweite Lösung“, betonte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner am Rande des Treffens gegenüber dem KURIER. Denn die meisten der Ausgangsstoffe für die Herstellung sind auch für den medizinischen Bereich notwendig und können deshalb auch nicht verboten werden.

Mehr Zielfahndung

Viele der gefährlichen Chemiecocktails kommen über den Balkan und Österreich sei „das erste Ziel- und Transitland. Wir werden deshalb – neben erfolgreich laufenden Projekten – die Zielfahndung am Balkan gezielt ausbauen und das Thema in den EU-Ministerrat bringen“, kündigte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner an. Mit der Arbeit der Verbindungsbeamten in den EU-Staaten ist sie höchst zufrieden: „Auch unsere Verbindungsbeamten in bereits 22 Ländern haben sich sehr bewährt, sie sind Goldes wert.“ Der Austausch mit ausländischen Polizeidienststellen habe sich dadurch enorm verbessert.

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