Sieben Millionen Euro: So hoch ist der Schaden, den Verbrecher via Telefon mit den sogenannten Polizei- und Neffentricks im Vorjahr österreichweit angerichtet haben. 1.700 Fälle wurden angezeigt, neun Prozent davon wurden vollendet.
Bei dieser Masche geben sich Kriminelle am Telefon als Polizisten aus und verlangen hohe Bargeldbeträge – etwa als vermeintliche „Kaution“ für einen Angehörigen. Eines haben die Kriminellen und die echte Polizei aber gemeinsam: Falsche wie echte Polizisten rufen mit unterdrückter Rufnummer an.
Ein Umstand, der einen bekannten Kultur-Manager aus Wien fast auf die Palme brachte. Auch er erhielt einen Anruf vermeintlicher Polizisten, die behaupteten, sein Sohn hätte einen schweren Unfall verursacht. „Sie wollten 350.000 Euro Kaution, sonst müsse mein Sohn in den Knast“, schildert er. Nicht nur mit dem Wort „Knast“ hatten sich die Gangster verraten. „Ich habe nur Töchter, daher wusste ich sofort, dass es ein Betrug ist.“
Er drehte den Spieß um und schlüpfte in die Rolle des betroffenen und verwirrten Vaters – anscheinend erfolgreich. Mit der Masche hielt er die Kriminellen 24 Minuten lang am Hörer und zeichnete das Gespräch auch noch auf. „Parallel dazu haben wir über Notruf 133 die echte Polizei verständigt“, so der Manager.
Es dauerte ein wenig, bis zwei Streifenpolizisten eintrafen. Laut dem Manager entwickelte sich eine äußert „kottaneske Geschichte“ mit skurrilem Ende. Die Gangster legten auf und die echte Polizei fuhr wieder davon. „30 Minuten später hatte ich wieder einen anonymen Anruf am Handy.“ Am anderen Ende der Leitung war: die Polizei. Die Gretchenfrage war nur: die Echte oder die Falsche?
Auch der Kulturmanager war überfragt. Versuchten es die Gangster erneut? „Wie soll man das unterscheiden können, wenn beide Seiten anonym anrufen?“
Der KURIER ging der Sache auf den Grund. Auch polizeiintern wird die Rufnummern-Unterdrückung skeptisch gesehen. Eine Änderung wurde bereits mehrmals im Innenministerium (BMI) angeregt.
„Der Umstand, dass durch die Polizei keine Rufnummer mitgesendet wird, ist technisch bedingt“, erklärt ein Ressortsprecher aus dem BMI. Durch den Einsatz von sogenannten Gateways am Festnetz wird beim Wählen einer Mobiltelefonnummer die Verbindung über die SIM-Karten des jeweiligen Mobilfunknetzes aufgebaut.
Millionen gespart
Ein Rückruf sei daher technisch nicht möglich, die Rufnummer bleibt verborgen. Diese Technik ist laut Innenministerium bereits seit elf Jahren bei der Polizei im Einsatz, um beträchtliche Telefongebühren einzusparen. Die Rede ist von mehreren Millionen Euro.
Verwenden Polizeibeamte hingegen ihr Diensthandy, werden die Rufnummern in den meisten Fällen mitgesendet, so das Ministerium. Eine Ausnahme stellen vielleicht gewisse Kriminalbeamte oder verdeckte Ermittler dar. Polizeiintern ist das Thema noch nicht vom Tisch. Zumindest die Übertragung einer zentralen Rufnummer wird immer wieder gefordert.
"Ein riesiges Unternehmen wie der ÖAMTC, schafft es technisch die Rufnummer mitzuschicken und die Polizei nicht? Da läuft etwas falsch im Staat", meint der Kulturmanager.
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