Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. 2021 wurden bei der Polizei 1.700 Anzeigen nur in diesem Bereich erstattet. „Die Dunkelziffer durch jene, die den Betrug erkennen, sofort auflegen und keine Anzeige erstatten, ist noch weit höher“, sagt Scherscher.
In neun Prozent der Fälle gelang es den Verbrechern im Vorjahr ihre Opfer auszunehmen, in 91 Prozent der angezeigten Fälle blieb es beim Versuch. Das Geschäft ist dennoch höchst lukrativ. „Der durchschnittliche Schaden pro Tat betrug etwa 45.000 Euro, die höchste Schadensumme in einem Fall lag bei 300.000 Euro. Neben Wien und der Steiermark gehört auch Niederösterreich zu den am stärksten betroffenen Bundesländern“, sagt Schafrath. Die Schadensumme betrug im Jahr 2021 über sieben Millionen Euro.
Auch heuer geht es in der Tonart weiter. Bis Mitte Mai wurden 609 Anzeigen wegen des Polizei- oder Neffentricks erstattet, die Schadenshöhe übersteigt bereits 4 Millionen Euro, der durchschnittliche Schaden pro Tat liegt heuer bei 43.000 Euro, erklärt Schafrath.
Der Modus Operandi trägt die Handschrift der Organisierten Kriminalität. Operiert wird mit mafiösen Strukturen von professionellen Callcentern aus der Türkei, dem Balkan oder arabischen Raum. Aus dem Telefonbuch werden Personen mit Festnetzanschlüssen und altmodisch klingenden Vornamen gesucht und kontaktiert. Die Anrufer geben sich in akzentfreiem Deutsch meist sehr eloquent als Polizisten aus.
Über die Aktion „Gemeinsam Sicher in den besten Jahren“ hat das Innenministerium nun eine breit angelegte Aktion mit Bankenvertretern gestartet. Das Schalterpersonal soll österreichweit dahingehend geschult werden, verdächtige Geldabhebungen von Senioren zu erkennen. „Die Banken sind die wichtigste Schnittstelle“, so Scherscher. Opfer des Telefonbetrugs, die kein Geld zu Hause haben, versuchen meistens ihr Erspartes am Bankinstitut abzuheben. Nicht selten werden sie von den Geldboten sogar bis zum Institut chauffiert.
Bankangestellte werden mittels Leitfaden und Schulungen sensibilisiert, Alarmsignale zu erkennen und zielführende Fragen bei der Geldbehebung zu stellen. Beim geringsten Verdacht sollten ältere Personen in der Bank bereits darauf aufmerksam gemacht werden, dass vermehrt Betrugshandlungen stattfinden. „Dahingehend verstärken wir aktuell unsere Präventionsarbeit“, sagt Schafrath.
Daten und Fakten
Das Bundeskriminalamt hat eine eigene Arbeitsgruppe geschaffen, die sich mit dem Modus Operandi der diversen Betrugsformen intensiv auseinandersetzt
Im Jahr 2021 wurden bei der Polizei 1.700 Anzeigen in diesem Bereich erstattet, davon 91 % unvollendet (Versuch) und 9 % verwirklicht. Der durchschnittliche Schaden pro Tat betrug 45.000 Euro
Sieben Millionen Euro machte der Schaden im Vorjahr aus. Bis Mai des heurigen Jahres gab es 609 Anzeigen mit einem Schaden von 4 Millionen Euro. Im Schnitt waren es pro Tat 43.000 Euro
Schutz vor Betrugsmasche
Beim sogenannten Polizei- oder Neffentrick geben sich Betrüger am Telefon als Polizisten aus und fragen unter verschiedenen Vorwänden die Opfer über ihre finanziellen Verhältnisse aus.
Durch gewieftes Auftreten versuchen sie meist Senioren zu überreden, Geld oder Wertsachen einem (falschen) Polizisten zu übergeben. Das Bundeskriminalamt (BK) hat einen Leitfaden zum Schutz vor solchen Betrügereien erarbeitet und Verhaltenstipps erstellt.
„Die Polizei ruft niemals jemanden an und erkundigt sich nach den finanziellen Verhältnissen“, heißt es dazu aus dem BK. Außerdem kommt die Polizei nicht zu Privatpersonen, um Vermögen an sich zu nehmen.
Die Experten raten dazu, niemals Details über finanzielle Verhältnisse am Telefon preiszugeben und sich nicht unter Druck setzen zu lassen.
„Lassen Sie keine Personen in die Wohnung und fordern Sie von angeblichen Polizisten immer einen Dienstausweis“, so der Ratschlag.
Im Zweifelsfall rät das Bundeskriminalamt, den Notruf 133 zu wählen und den Betrugsverdacht sofort der echten Polizei zu melden.
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