Deutschmängel bei Pädagogen sorgen für Ärger bei Eltern

Deutschmängel bei Pädagogen sorgen für Ärger bei Eltern
Volksschüler würden besser Deutsch sprechen als manche Pädagogen, beschweren sich Eltern. Die Stadt Wien spricht von Einzelfällen.

Dass Deutschkenntnisse keine zwingende Einstellungsvoraussetzung für Nachmittagsbetreuer an Wiener Volksschulen sind, sorgt bei Eltern in der Bundeshauptstadt für Ärger. 

In einigen Einrichtungen führte das bereits zu Problemen, berichtet die APA. Die zuständige Bildung im Mittelpunkt GmbH (BiM) im Eigentum der Stadt Wien sprach auf Anfrage von "Einzelfällen", räumte aber ein, dass bereits Dienstverhältnisse beendet worden seien.

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"Die Kinder bei uns an der Volksschule sprechen teils besser Deutsch als die Freizeitpädagogen", schildert die Mutter eines Mädchens an einer offenen Wiener Volksschule, die anonym bleiben will. "Bei uns konnte der Freizeitpädagoge aufgrund des fehlenden Wortschatzes den Kindern nicht erklären, warum er bestimmte Regeln aufgestellt hat." 

Die teils massiven Mängel bei Pädagogen mit nicht deutscher Muttersprache würden auch bei anderen Eltern für Ärger sorgen. Man habe sich darum bereits in mehrfachen Gesprächen an die Schule und den Träger BiM gewandt. Die "Bildung im Mittelpunkt GmbH (BiM)" übernimmt als Unternehmen der Stadt Wien die Nachmittagsbetreuung an allen öffentlichen Volksschulen in der Bundeshauptstadt und stellt Personal für rund 150 Einrichtungen.

BiM spricht von Einzelfällen

Die BiM hielt dazu gegenüber der APA fest: "In Einzelfällen nehmen wir auch Pädagoginnen und Pädagogen (zum Beispiel Geflüchtete aus der Ukraine oder aus Syrien), die eine pädagogische Ausbildung in ihrem Herkunftsland absolviert haben, da diese wichtige kulturelle Brücken für Kinder mit internationalen Biografien darstellen." 

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Die übermittelten Unterlagen würden zunächst formal überprüft. "Falls die Qualifikationen unseren Ansprüchen entsprechen, werden die Personen zu einem dreistufigen Auswahlverfahren eingeladen", sagte ein Sprecher der BiM. "Dabei werden unter anderem die sprachlichen und kommunikativen wie auch fachlichen Kompetenzen überprüft und dokumentiert. Dies stellt auch die Basis für eine potenzielle Anstellung als Freizeitpädagogin oder Freizeitpädagoge (FZP) bei der BiM dar."

 Ein Nachweis über erworbene Deutsch-Kenntnisse müsse jedoch nicht erbracht werden, hieß es.

Es wurden auch schon Dienstverhältnisse beendet

Selbstverständlich könne - wie bei allen Auswahlverfahren und Tests - immer nur ein punktueller Eindruck über die sprachlichen Fähigkeiten vermittelt werden. "Es kann nicht völlig ausgeschlossen werden, dass in der Praxis, im teilweise sehr hektischen schulischen Alltag, in Einzelfällen sprachliche Mängel sichtbar werden."

Hier ergreife man sofort Maßnahmen und stelle maßgeschneiderte Sprachkurse zur Verfügung. Zeigten diese Schritte keine Wirkung, "so behalten wir uns als Dienstgeber die Möglichkeit vor, das Dienstverhältnis zu beenden, was in entsprechenden Einzelfällen auch bereits geschehen ist".

Die BiM versicherte zudem, dass Pädagoginnen und Pädagogen aus dem Ausland und mit Fluchterfahrung nicht aufgrund von Personalknappheit eingestellt worden seien - "sondern vorrangig vor dem Hintergrund der gegebenen Diversität der Kinder". 

Man verfüge im Gegensatz dazu über eine sehr gute Personallage, sei aber im laufenden Austausch mit den Schulen. Kritische Rückmeldungen aus einzelnen Einrichtungen seien bereits zum Anlass genommen worden, "diesen Aspekten bei der Aufnahme neuer Pädagoginnen nochmals erhöhte Aufmerksamkeit zu geben".

Deutschmängel bei Pädagogen sorgen für Ärger bei Eltern

Nur jeder Dritte mit anderer Muttersprache

Das Büro des zuständigen Wiener Vizebürgermeisters Christoph Wiederkehr (NEOS) betonte gegenüber der APA, dass die Mehrheit der Freizeitpädagoginnen und -pädagogen der BiM Deutsch als Erstsprache hätten oder über Kenntnisse auf einem vergleichbaren Niveau verfügten, da sie in Österreich geboren und bzw. oder aufgewachsen seien. 

In diesem Zusammenhang verwies das Büro des Bildungsstadtrats auf das Ergebnis eine interne Umfrage. Demnach hätten nur 30 Prozent eine andere Muttersprache als Deutsch. "Wobei die Mehrheit dieser Personen in Österreich geboren ist oder das österreichische Schulsystem durchlaufen hat und dementsprechende Kenntnisse hat", sagte ein Sprecher Wiederkehrs.

Auch dementiert wurden Vorwürfe hinsichtlich Personalknappheit. Laut Büro-Wiederkehr waren mit Stand Ende 2023 alle verfügbaren Dienstposten für Freizeitpädagoginnen und -pädagogen an Wiener Schulen seitens der BiM besetzt. "Es besteht aktuell sogar ein leichter Überhang im Personalstand." Mängel seien stets nur phasenweise und meist in Folge von massiven Krankheitswellen aufgetreten, hieß es.

Für die Mutter klingen diese Aussagen dennoch beschönigend. Sie weist auf den Betreuungsschlüssel von einem FZP pro 21 Kinder hin. "Das ist einfach nicht ausreichend und das was ein Hort bietet, sondern höchstens eine bessere Beaufsichtigung."

Für die Mutter klingen diese Aussagen dennoch beschönigend. Sie weist auf den Betreuungsschlüssel von einem FZP pro 21 Kinder hin. „Das ist einfach nicht ausreichend und das was ein Hort bietet, sondern höchstens eine bessere Beaufsichtigung.“

Kritik von ÖVP und FPÖ

Scharfe Kritik kam am Freitag von ÖVP und FPÖ. Es sei „gerade angesichts der massiven Deutschdefizite“ bei Schülerinnen und Schülern in Wien „unverantwortlich und fahrlässig“, Pädagoginnen und Pädagogen zu beschäftigen, die „der deutschen Sprache nicht mächtig sind“, sagte der Wiener ÖVP-Bildungssprecher Harald Zierfuß in einer Aussendung. Er forderte C1-Niveau als verpflichtendes Kriterium für Freizeitpädagogen. Dasselbe forderte Zierfuß auch für Kindergartenassistenten. 

„Derzeit ist in der Wiener Kindergartenverordnung nur für pädagogische Fachkräfte ein Sprachniveau von C1 vorgeschrieben“, sagte er. Ähnliche Töne schlug Maximilian Krauss von der Wiener FPÖ an. „Pädagogen müssen ausnahmslos ausgezeichnete Deutschkenntnisse besitzen, bevor sie im Wiener Bildungssystem eingesetzt werden“, sagte der FPÖ-Rathausklubobmann. SPÖ und NEOS förderten mit solch einer Politik „aktiv Parallelgesellschaften“ in Wien, hieß es in der Mitteilung weiter.

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