Die Statistik von Steiermark Tourismus zeigt, dass die Thermenbesucher für die Bilanz deutlich ins Gewicht fallen: Drei Millionen Übernachtungen gab es durchschnittlich allein in der oststeirischen Thermenregion pro Jahr vor Corona. Am Beispiel der Therme Bad Waltersdorf: Im November 2019 machte sie 2,4 Millionen Euro Umsatz, im Dezember zwei Millionen Euro und 2020? Da gab es den Umsatzersatz des Bundes, der zwar je nach Monat bis zu 80 Prozent des Ausfalls versprach, aber Tücken in sich barg: Er war auf 800.000 Euro gedeckelt. „Ich habe also nur 33 Prozent Umsatzersatz erhalten, nicht 80 Prozent“, rechnet Deutsch vor. „Da sind wir weit weg von einer Wirtschaftlichkeit.“
Längst haben sich die heimischen Thermenbetreiber an einen virtuellen Tisch gesetzt. Es gibt wöchentliche Videokonferenzen, in denen Pläne zum Aufsperren akkordiert werden. „Wir wissen, dass wir an einem Tourismus mit Corona arbeiten müssen, nicht ohne Corona“, prognostiziert Deutsch.
Ähnlich sieht es sein Kollege im Burgenland, Avita-Thermen-Chef Peter Prisching aus Bad Tatzmannsdorf. „Wir müssen einen Weg zum Aufsperren finden.“ Man warte noch wie viele andere Thermen auf den Umsatzersatz des Bundes. Doch allein das Aufrechterhalten des Betriebes, wenn geschlossen ist, koste in Bad Tatzmannsdorf 400.000 Euro im Monat. „Das muss abgedeckt werden“, sagt der Thermen-Geschäftsführer. Hier brauche es eine Sonderlösung für große Betriebe wie Thermalbäder.
Die Schließung wurde für Revisionsarbeiten genützt, auch das Qualitätsmanagement wurde verbessert. Bis auf ein Kernteam sind die meisten der 160 Beschäftigten in Kurzarbeit. Viele Mitarbeiter würde über eine fehlende Perspektive klagen.
Langes Warten auf Unterstützung
In der Sonnentherme Lutzmannsburg und dem dazugehörigen Hotel im Mittelburgenland herrscht gedrückte Stimmung. „Wir haben seit dem ersten Lockdown im März 2020 noch keine Unterstützung vom Bund erhalten, ausgenommen für die Kurzarbeit“, sagt Geschäftsführer Werner Cerutti. Dennoch blieben dem Arbeitgeber 20 Prozent der Lohnkosten für die 250 Angestellten. Der Nettoverlust für das Resort betrage etwa 500.000 Euro pro Monat, rechnet Cerutti vor.
Er versucht, die Mitarbeiter mit Wartungsarbeiten und Schulungen zu beschäftigen. Auch ein Konzept für die Testung jedes Gastes sei ausgearbeitet worden. Doch auch für die Zeit nach der Wiedereröffnung malt der Geschäftsführer ein nicht allzu rosiges Bild: „Unser Kernpublikum sind Familien mit Kindern. Das ist genau die Gruppe, die von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie besonders betroffen ist.“ Die geplanten Investitionen für Therme und Hotel mussten gestoppt werden.
„Wir haben sieben der letzten zwölf Monate geschlossen gehabt. Und es waren umsatzstarke Monate im Winter, die durch die schwächeren im Sommer nicht wettgemacht werden können“, klagt Walter Kois, Geschäftsführer der Linsberg Asia Therme in Bad Erlach (NÖ). Hinzu komme Sorge um Arbeitskräfte für die Zeit nach dem Lockdown: „Die Mitarbeiter sind verunsichert und suchen sich Arbeit in anderen Bereichen. Ich mache mir Sorgen, ob wirklich alle zurückkommen, wenn wir wieder aufsperren. Das kann ein Problem werden, weil Personal in der Hotellerie und Gastronomie sowieso knapp ist.“
An Initiative mangle es nicht, betont Avita-Chef Prisching: „Wir wollen wieder arbeiten. Wenn Eintrittstests der Schlüssel zur Öffnung sind, machen wir auch das.“
Kommentare