Das Wohnzimmer in der Bogenmeile wird 25 Jahre alt

In „Stoffl“ Fuhrmanns Lokal treffen sich Studenten seit 1994 zu gemütlichen Spieleabenden
Die Weli-Betreiber sind Viadukt-Pioniere und wollen mithelfen, das Image der Lokalmeile aufzupolieren

Stühle und Tische vom Trödler waren 1994 der Stoff, aus dem „Stoffl“ Fuhrmann und Dagmar Niederegger ihren Lokal-Traum gebaut haben. Am 2. Februar wird der 25. Geburtstag ihres Weli mit einer großen Party gefeiert.

Das Konzept ist in all den Jahren das gleiche geblieben. Die beiden Wirte bieten gemütlichen Spieleabenden bei Wohnzimmer-Atmosphäre die Bühne und stellen das notwendige Material zur Verfügung. Generationen von Studenten sind hier schon ein- und ausgegangen.

„Wir haben damals den Zeitgeist getroffen“, erinnert sich „Stoffl“ an die Gründerjahre. Dass Gesellschaftsspiele damals gerade eine Renaissance erlebten, war eher glücklicher Zufall. „Wir haben immer schon von einer eigenen Kneipe geträumt. Für mich war wichtig, dass man Karten spielen kann“, erzählt der heute 53-Jährige.

Spezielle Architektur

Sein Beisl war vor einem Vierteljahrhundert eines der allerersten Lokale in den Innsbrucker Viaduktbögen, die sich nach und nach zu einer Ausgehmeile entwickelt haben. „Ich dachte mir damals: Das ist aber eine dunkle Gasse. Aber die Architektur hat mir gefallen“, erinnert sich der Wirt an seine anfänglich Skepsis.

Die Bögen brachten Schwung in das einst triste Nachtleben der Stadt. Wie überall, wo viel getrunken wird, gab es in der Straße aber auch immer wieder Gewalttaten. „Das ist wie jedem Zeltfest auch“, sagt Fuhrmann.

Doch der Ruf der Bogenmeile hat in den vergangenen Jahren zunehmend gelitten. Im November des Vorjahres schockte der Messermord an einem jungen Vorarlberger. „Das war der negative Höhepunkt. Wir leiden unter diesem Image“, sagt der Weli-Chef.

Sein Lokal steht sinnbildlich für die vielen Facetten, die unter der Bahntrasse Platz finden – auch abseits von ausufernden Partynächten. „Du kannst in den Bögen ins Theater oder auf ein Konzert gehen oder einen Trommelkurs machen“, nennt er Beispiele.

Eine Entwicklung der Vergangenheit sieht er durchaus kritisch:„Das Geschehen hat sich mehr in die zweite Nachthälfte verlagert.“ Wenn das Weli um zwei Uhr Sperrstunde macht, geht es in einigen Bars erst richtig los. Dass die Polizei in den vergangenen Wochen und nach der Verhängung eines Waffenverbots deutliche Präsenz gezeigt hat, begrüßt der Gastronom. Und er ist damit nicht alleine. „Die Dominanz der Polizei hat es ruhiger gemacht. Das wollen alle“, weiß der Wirt aus Gesprächen mit Kollegen.

Und die werden derzeit intensiv geführt. Denn auf Einladung von Bürgermeister Georg Willi (Grüne) feilen die Bögen-Betreiber gemeinsam mit der Stadt an einem Zukunftskonzept für den Straßenzug neben dem Bahnhof. „Es braucht eine Imagekorrektur. Das ist das Um und Auf“, sagt Fuhrmann.

Besser als der Ruf

„Die Bögen sind das längste Bauwerk unserer Stadt. Sie haben nicht den Ruf, den sie sich verdient haben. Das soll sich ändern“, erklärt Willi und streicht die Vorzüge des Straßenzugs hervor: „Es gibt hier einen bunten Reigen an Angeboten, von Kultur, über Gastronomie bis zu Handwerksbetrieben.“

Als eine der geplanten Maßnahmen soll der öffentliche Raum vor den Bögen aufgewertet und heller werden. Auch eine Imagekampagne ist angedacht, um das Bild zurechtrücken, das oft finsterer gezeichnet wird, als es in der Realität ist.

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