Coronavirus: Kapazitäten in Spitälern reichen noch

Coronavirus: Kapazitäten in Spitälern reichen noch
Sinkt die Infektionsrate nicht, könnte es aber Ende April in den Intensivstationen eng werden

Es ist eine Ironie des Schicksals: Seit vielen Jahren kritisieren Gesundheitsökonomen, dass Österreichs Spitäler gemessen an der Einwohnerzahl viel zu viele Betten haben. Jetzt allerdings, angesichts der erwartbaren hohen Zahl an Covid-19-Patienten, erweisen sich diese Überkapazitäten plötzlich als Vorteil.

Darauf wies auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Donnerstag hin. „Wir haben hervorragend aufgestellte Spitäler.“

Die aktuelle Lage: Von den derzeit (Stand Donnerstagnachmittag) 6.398 Infizieren würden sich 547 Personen in Spitalsbehandlung befinden, 96 auf der Intensivstation. Diese Zahl stieg von Mittwoch auf Donnerstag sprunghaft an, weil die Zählweise umgestellt wurde.

Coronavirus: Kapazitäten in Spitälern reichen noch

Dennoch seien die Spitalskapazitäten derzeit mehr als ausreichend, wird betont. Dank der Verschiebung aller planbaren Operationen seien derzeit nur rund 50 Prozent der rund 44.000 Spitalsbetten ausgelastet. Normalerweise würde die Auslastung bei rund 80 Prozent liegen, rechnet Herwig Ostermann, Geschäftsführer der Gesundheit Österreich GmbH vor.

Er verweist auf Prognosen, wonach bis 3. April die Zahl der Infizierten auf 11.000 klettern wird. Die Zahl der Erkrankten soll dann bei 8.500 liegen. Eine kritische Schwelle für die Kapazitäten der Intensivstationen würde sich erst bei 30.000 bis 35.000 Erkrankten ergeben, sagt Ostermann.

Zuletzt lag die tägliche Zuwachsrate bei den Neuinfektionen bei 13,6 Prozent. „Wir müssen in den mittleren einstelligen Bereich kommen“, betont Anschober.

Wie wichtig das ist, zeigt eine Berechnung, die zuletzt ein Team von Health System Intelligence rund um die Gesundheitsökonomin Maria Hofmarcher angestellt hat. Die Forscher haben zwei Modelle für die Zeit bis zum 23. April erstellt (siehe Grafik): Szenario eins würde eine Verdoppelung der Fälle alle acht Tage bedeuten (entspricht einem Plus von neun Prozent pro Tag). Damit würden die Kapazitätsgrenzen der Intensivbetten nicht überschritten. Sollte sich die Zahl hingegen alle sechs Tage verdoppeln (plus 12,5 Prozent pro Tag), „dann wird es wohl Überschreitungen geben“, betont Expertin Hofmarcher.

Derzeit stehen bundesweit 2.451 Intensivbetten zur Verfügung, wobei mit einer Grundauslastung (Patienten ohne Coronavirus) von 60 Prozent gerechnet wird.

Wie weit die bisherigen Maßnahmen der Regierung (Schulschließungen, Ausgangsbeschränkungen) die Ausbreitung des Virus verzögert haben, soll laut Anschober heute, Freitag, eine erste Zwischenbilanz zeigen.

Mehr Schutzmaterial

In den kommenden Tagen sollen auch die befürchteten Engpässe bei Schutzbekleidung und Desinfektionsmittel behoben werden: Allein heute, Freitag, soll eine Lieferung von elf Millionen Paar Handschuhe aus dem Ausland eintreffen, kündigt Anschober an. Am Samstag wird eine Großlieferung Masken erwartet, am Montag Schutzanzüge.

Externe Betten

Forciert werde auch die Testung von Spitalspersonal sowie der Aufbau von Bettenkapazitäten außerhalb der Spitäler (etwa in der Messe Wien). Sie sind für Patienten gedacht, die eher leichte Symptome haben, aber nicht zu Hause betreut werden können. Derzeit gebe es schon 12.000 solcher Betten, sagt Anschober. Man gehe aber bereits in Richtung 20.000.

 

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