Ärzte fordern drastische Maßnahmen wie in Italien

In Italien ist das öffentliche Leben praktisch vollständig unterbunden. Solche drastischen Maßnahmen fordern Ärzte auch für Österreich. Sonst drohe ein Kollaps der Spitäler
Mailänder Arzt kritisiert die Maßnahmen der Regierung scharf und fordert drastischeres Vorgehen - Rückendeckung bekommt er von der heimischen Ärztekammer.

„Es scheint, dass bei euch (in Österreich, Anm.) noch wenige kapiert haben, wie dramatisch sich alles plötzlich entwickeln kann. Tausende von Patienten, die von einem Tag zum anderen künstlich beatmet werden müssen, wie hier in Italien, scheinen in Österreich kein Warnzeichen zu sein. Die Maßnahmen der Regierung sind lächerlich und fahrlässig“.

Mit diesen scharfen Worten richtet sich Roberto Reimann, derzeit Arzt in Mailand, schriftlich an seine Kollegen von der Wiener Ärztekammer. Das Schreiben liegt dem KURIER vor.

"Die Grenzen zu schließen ist ein winzig kleiner Schritt, eher ein Zeichen für die Öffentlichkeit als wie für eine reale Prävention", schreibt er weiter und kritisiert scharf einen pensionierten Kollegen, der zuletzt das Coronavirus im TV immer noch mit der Influenza verglichen hatte.

Um eine derartige Ausbreitung wie in Italien in Österreich zu verhindern gehörten die Maßnahmen „drastisch und drakonisch jetzt , ab sofort, verstärkt", fordert der Mediziner. Also "soziale Kontakte ab sofort einschränken, Groß- und Kleinveranstaltungen untersagen,  Restaurants, Pubs, Supermärkte, Geschäfte, Apotheken mit kontingentiertem Eintritt, Abstand zwischen Personen verordnen auch in Warteschleifen, Handschuhe tragen, Mundschutz (hilft schon nach den letzten Meldungen aus China), Desinfektionsmittel bereitstellen, Forderung der Arbeitstätigkeit von zu Hause".

Reimann schreibt seinen Appell "im Namen von tausenden von italienischen Ärzten, die hier in Italien heute ihr Leben riskieren, sterben oder erschöpft umfallen".

Wolfgang Weismüller, stv. Präsident der Wiener Ärztekammer, schließt sich ihm vollinhaltlich an: "Das öffentliche Leben müsste in Österreich viel mehr eingeschränkt werden - ähnlich wie mittlerweile in Italien. Und das soll am besten jetzt passieren als erst in einer Woche, wenn wir die gleiche Situation haben wie in Italien", sagt der Kammerfunktionär, der für die Spitalsärzte zuständig ist.

Weismüller: "Werden Ausbreitung wohl nur verlangsamen können"

„Angesichts der rasanten Zunahme der Neuinfektionen ist damit schwerst zu rechnen. Selbst mit solchen strengen Maßnahmen werden wir die Ausbreitung wohl nur verlangsamen können. Aber auch das wäre schon ein Erfolg. Denn wir haben in Wien nicht Beatmungsgeräte für mehrere Tausend Patienten. Und damit ist zu rechnen."

Wichtig sei laut Weismüller auch, die Kuranstalten zu schließen: „Sie werden übersehen, hier findet sich aber häufig eine Ansammlung von mehreren hundert älteren Risikopatienten. Das ist genau das, was wir nicht haben wollen.“

Im Gesundheitsministerium wollte man auf Anfrage zu diesen Forderungen vorerst keine Stellungnahme abgeben.

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