Alarmbereitschaft im Wald: Borkenkäfer legten heuer Frühstart hin
Österreichs Böden sind so gut durchfeuchtet wie schon lange nicht mehr zum Sommerstart. Einem rekordwarmen Winter folgte zwar ein rekordwarmes Frühjahr. Aber beides war begleitet von ergiebigen Niederschlägen – vor allem zuletzt im Mai.
Die Landwirtschaft ist mit der Ausgangslage, wie berichtet, tendenziell positiv gestimmt. Aber was heißen die Witterungsbedingungen für die Forstwirtschaft und ihrem – neben Sturm und Schneebruch – größten Feind: dem Borkenkäfer, der sich vom Klimawandel begünstigt seit einigen Jahren immer stärker durch die Wälder frisst.
Gestärkt in den Sommer
„Die Niederschläge im April und Mai helfen den Bäumen, dass sie gut mit Wasser versorgt sind“, sagt Stefan Schörghuber, Leiter der Stabstelle Wald-Naturraum-Nachhaltigkeit bei den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf). Dadurch seien insbesondere die Fichten, denen zuletzt oft frühe Dürren zugesetzt haben, nicht schon geschwächt, wenn der Borkenkäfer zu fliegen beginnt, erklärt er.
Die Kehrseite der Witterung der vergangenen Monate. Für die Entwicklung der Borkenkäfer sind vor allem die Temperaturen entscheidend. Und die waren im Februar, März und Anfang April extrem hoch. „Der Borkenkäfer hat seine Flugaktivität heuer drei Wochen früher gestartet“, weiß Schörghuber.
Das wiederum birgt die Gefahr, dass sich innerhalb eines Jahres mehr Generationen des Schädlings ausbilden können, als üblich. „Wir sind momentan sehr wachsam“, sagt er. Schadholz, willkommene Brutstätte für die Käfer, müsse rasch aus dem Wald. „Wir arbeiten mit Hochdruck die Windwürfe auf.“
Mit besonders großen Sturmschäden hatte 2023 Tirol zu kämpfen. Im Juli wurden im Nordteil des Landes auf einer Fläche von 2.000 Hektar Bäume umgelegt, 600.000 Festmeter Schadholz fielen an. Das so schnell wie möglich aufzuarbeiten, war oberste Devise des Landes – eben aus Sorge vor Ausbreitung des Borkenkäfers.
„Den Großteil haben wir aufgearbeitet“, sagt Tirols Landesforstdirektor Josef Fuchs. Auch er bestätigt den frühen Käferflug. Aber der Wetterumschwung ab Mitte April habe die Entwicklung des Schädlings gebremst. Derzeit liege sie sogar „leicht unter dem Schnitt der vergangenen Jahre. Wir hoffen, dass sich nicht drei, sondern nur zwei Generationen ausbilden können und wir den Borkenkäfer halbwegs im Zaum halten können.“
Entwicklung verzögert
Kühlere Temperaturen und vor allem viel Feuchtigkeit bescheren auch den Waldbauern in Niederösterreich im Kampf gegen den Borkenkäfer zumindest eine Verschnaufpause. „Es ist tatsächlich so, dass wir eine verzögerte Entwicklung der Borkenkäferpopulation feststellen“, sagt Werner Löffler, der Forstdirektor der NÖ Landwirtschaftskammer.
Dabei hatten im extrem warmen März bei den niederösterreichischen Waldbauern bereits die Alarmglocken geschrillt.
Weil eine Hitzewelle nicht unmittelbar anstehe, dürfte es in NÖ heuer nicht zu vier, sondern nur zu drei Käferpopulationen kommen. Die viele Feuchtigkeit in den vergangenen Wochen könnte zudem noch bewirken, dass die Gelege des Borkenkäfers durch Pilzbefall geschwächt werden, erklärt Löffler.
Herbert Stummer von der Landwirtschaftskammer Burgenland ist ebenfalls froh über den vielen Regen. Dadurch hätten die Bäume stärkere Abwehrmechanismen entwickeln können. Mit Fichten habe man aber ohnehin nicht so große Probleme wie andere Bundesländer. Deren Anteil am Wald liege im Burgenland nämlich nur bei zehn Prozent.
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