Ausgebucht: Wie Campen in Corona-Zeiten boomt
Eine Auszeit vom Alltag nehmen, das wär’s ... Die Sehnsucht nach Urlaub wächst. Auch wenn die Beherbergungsbetriebe Corona-bedingt noch geschlossen haben, so schmieden die Österreicher schon eifrig Pläne für die warmen Monate.
Eine Reise ins Ausland zu unternehmen, ist aufgrund der Reisebeschränkungen heikel. Ein Urlaub in den eigenen vier Wänden, aber trotzdem weg von daheim und mit der Gewissheit, die Sicherheitsmaßnahmen befolgen zu können – das beflügelt laut Touristikern den Trend zum Campingurlaub.
Das bestätigten Campingplätze quer durch Österreich. „Momentan schaut’s richtig gut aus“, sagt Melanie Zaiser, Rezeptionistin vom „Seecamping Berghof“ am Ufer des Ossiacher Sees in Kärnten.
400 Stellplätze stehen dort zur Verfügung. „In der Hauptreisezeit von 15. Juni bis 20. August sind wir schon ziemlich ausgebucht.“ Unter den Urlaubern Österreicher, Deutsche aber auch Holländer. Nur die Vorsaison sei noch nicht so beliebt, so Zaiser.
Urlaub mit Distanz
Ähnlich die Situation auch am Campingplatz „Mondseeland“ in OÖ. Dennoch ist Eigentümerin Herta Wiedlroither vom Optimismus der Menschen überrascht: „Wir haben schon ganz viele Buchungen für Ostern. Da sind wir vorsichtig, ob das was wird.“ Einer Sache ist sie sich sicher: Der Boom des vergangenen Jahres wird anhalten.
Etwa 1,3 Millionen Ankünfte und rund 5,6 Millionen Übernachtungen wurden laut aktueller Statistik des Österreichischen Camping Clubs (ÖCC) auf den rund 1.000 Camping- und Stellplätzen im Sommer des Vorjahres verzeichnet. Auch wenn die Saison 2020 eine große Herausforderung gewesen sei: „Die Zahlen bestätigen, dass vor allem die österreichischen Reisenden die Vorteile des Campings für sich entdeckt haben – auch in Bezug auf eine leicht zu ermöglichende physische Distanz“, erklärt ÖCC-Präsident Tomas Mehlmauer.
"Zurück zur Natur"
Auch im Burgenland – mit den Neusiedler See als beliebte Camping-Destination – hat Corona den Boom beschleunigt. „Zurück zur Natur, Individualität und Ursprünglichkeit, diese Werte werden immer stärker nachgefragt. Camping ist ein Trendthema und wird es auch nach der Krise bleiben“, so Tourismus-Geschäftsführer Didi Tunkel.
Das bestätigt auch Rene Lentsch, Geschäftsführer der Podersdorf Tourismus- und Freizeitbetriebs GmbH. Auch wenn es im Vorjahr generell Einbußen im Tourismus aufgrund fehlender Urlauber aus dem Ausland gegeben habe, hätten die Gäste aus dem Inland das Minus wettgemacht.
„Wir sind bereits jetzt fast komplett für die Sommermonate von Juni bis August ausgebucht“, sagt Lentsch. Dabei sei noch gar nicht ganz sicher, wann der Campingplatz mit den 600 Stellplätzen am Neusiedler See aufsperren darf. Geplant sei jedenfalls eine Öffnung vor Ostern, Ende März.
Mehr Österreicher zu Gast
Für Ursula Valentin beginnt die Saison normalerweise am 1. März. Seit 35 Jahren betreibt sie den Campingplatz Traisen (Bezirk Lilienfeld). Die Temperaturen würden sich bereits anbieten, auch das Telefon klingt in regelmäßigen Abständen:
„Normalerweise haben wir mehr Besucher aus dem Ausland – Niederländer, Deutsche, Tschechen und Franzosen. Im Vorjahr waren erstmals mehr Österreicher zu Gast, vor allem aus Oberösterreich und Salzburg“, erzählt Valentin. Mit einer ähnlichen Situation rechnet man auch heuer wieder. 100 Stellplätze umfasst der Campingplatz.
4,4 Tage
betrug laut Statistik Austria die durchschnittliche Aufenthaltsdauer 2020 auf Österreichs Campingplätzen
6,2 Millionen Nächtigungen
gab es während des gesamten Jahres 2020 auf den Campingplätzen
Anders schaut die Situation hingegen beim Campingplatz Wienerwald in Sulz im Wienerwald aus: „Wir sind aufgrund der Nähe zu Wien sehr abhängig vom Städtetourismus“, sagt Betreiberin Daniel Schmölz. Den vergangenen Sommer beschreibt sie als sehr schwierig. Sie hofft, dass die heurige Saison besser wird.
"Urlaubshunger ist spürbar"
Die 500 Stellplätze auf den drei Wiener Campingplätzen werden, sobald es warm wird, von internationalen Urlaubern gemietet. Üblicherweise. Derzeit kommt die Nachfrage für die Plätze Camping West in Penzing, Camping Süd in Liesing und Neue Donau in der Donaustadt aber von woanders.
„Wir haben sehr viele Anfragen aus dem Inland. Der Urlaubshunger ist spürbar“, sagt Hannes Fikota, Chef der drei Camping-Areale. Wie er sich das erklärt? Fliegen sei in Zeiten von Corona kompliziert, daher würden viele auf vier Räder umsteigen.
Ein Stellplatz kostet bei ihm 30 bis 40 Euro pro Camper und Nacht. Besonders beliebt sei der Platz „Neue Donau“, er befindet sich direkt am Wasser. Bis Fikota dort wieder Gäste begrüßen kann, wird es aus seiner Sicht aber noch etwas dauern: Er rechnet mit einer Öffnung erst nach Ostern.
Den Trend haben auch zwei Unternehmerinnen aus Bayern erkannt: Sie haben den Campingplatz in Lutzmannsburg im Mittelburgenland gekauft und bauen jetzt um. Spezielle Angebote für Weinliebhaber und Hundefreunde sind geplant.
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