Auch andere Orte am Wolfgangsee testen ihre Praktikanten
Der Anstieg bei Corona-Fällen in St. Wolfgang hat sich verlangsamt. Dienstagnachmittag zählten 62 Personen zum sogenannten St.-Wolfgang-Cluster. Bei 56 handelt es sich um Mitarbeiter – zum Großteil Praktikanten. Zusätzlich sind drei Jugendliche infiziert, die sich ebenfalls in einem der betroffenen Lokale aufgehalten haben. Vorerst sind laut Land Oberösterreich drei Gäste positiv auf Covid-19 getestet.
Der KURIER hat sich die Lage angesehen.
Inwiefern hat der Cluster schon „gestreut“?
Laut Auskunft des OÖ-Krisenstabs ist die Zuordnung der einzelnen Fälle zu den Bundesländern noch nicht abgeschlossen. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen jedoch, dass es sich bei 16 der infizierten Personen um Niederösterreicher handelt. Sechs weitere haben ihren Hauptwohnsitz wiederum in Salzburg.
Wie reagiert das nahe gelegene Bundesland Salzburg auf den Cluster?
Bereits am Montag hat das Land beschlossen, dass in den Gemeinden auf seiner Seeseite – St. Gilgen und Strobl – alle Tourismusmitarbeiter wieder verpflichtend eine Maske tragen müssen. In beiden Orten konnten sich Praktikanten am Dienstag freiwillig testen lassen. Das Ergebnis der 33 Abstriche wird für Mittwoch erwartet.
Welche Maßnahmen gelten derzeit in St. Wolfgang selbst?
Bereits mit dem Ausbruch des Clusters „Pfingstkirche Gemeinde Gottes“ hat das Land OÖ die Maßnahmen im eigenen Land verschärft. Nach wie vor gilt in Gastronomiebetrieben, Supermärkten und in öffentlichen Gebäuden somit die Maskenpflicht. Zusätzlich wurde die Sperrstunde der Lokale in St. Wolfgang auf 23 Uhr vorverlegt.
Aber was unterscheidet St. Wolfgang von Ischgl?
In Ischgl blieb das Coronavirus lange unentdeckt und konnte sich ungehindert unter den Urlaubern verbreiten. In St. Wolfgang scheint der Cluster rechtzeitig erkannt worden zu sein. Außerdem konzentrieren sich die Infektionen vorerst fast ausschließlich auf das Personal.
Wie viele Menschen wurden im Zuge der Erhebungen bereits getestet?
In Summe wurden in St. Wolfgang 1.183 Abstriche abgenommen, woraus die 62 Infizierten resultierten.
Wie gelangen die Test-Ergebnisse zu den verantwortlichen Behörden?
Prinzipiell gilt: Fällt ein Covid-19-Test positiv aus, muss das Labor die zuständige Gesundheitsbehörde darüber in Kenntnis setzen. Diese vernetzen sich wiederum untereinander. So wurde etwa das Büro der NÖ-Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) sogar auf drei Wegen über die 16 betroffenen Niederösterreicher informiert: Erstens über das elektronische Meldesystem der Behörden, andererseits vonseiten des Labors und zusätzlich über eine Videokonferenz, in der sich die Bundesländer regelmäßig austauschen.
Bisher beruhen alle entdeckten Covid-19-Fälle auf den Testungen in St. Wolfgang. Statistisch werden sie den Bezirken zugeordnet, in denen die Betroffenen ihren Hauptwohnsitz haben. Darum gibt es im Bezirk Gmunden weniger Infizierte, als dem Cluster zugeordnet sind.
Wie viele Personen befinden sind in Quarantäne?
Laut Auskunft des Landes OÖ wird diese Zahl nicht erhoben, da dies von den zuständigen Gesundheitsbehörden vor Ort entschieden wird. Man schätzt jedoch, dass sich mindestens 100 Personen in Quarantäne befinden. In Anbetracht dessen, dass davon 62 infiziert sind, scheint diese Zahl gering. Dies könne jedoch dem Umstand geschuldet sein, dass die Praktikanten vielfach unter sich blieben und von ihren Familien fern waren.
Wie viele Betriebe sind aktuell betroffen?
Derzeit sind 18 Betriebe in St. Wolfgang und Umgebung betroffen. Zu Schließungen durch die Behörden kam es bei keinem. Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) sagte am Dienstag, dass dies aufgrund der gut gelungenen Abgrenzung der Fälle nicht notwendig sei. Dennoch haben zwei Lokale freiwillig ihre Tore für diese Woche dichtgemacht.
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