Ansturm auf Corona-Tests vor der großen Öffnung

Corona-Test
Restaurantbesuch oder Sportkurs sind ab morgen möglich. Wer nicht geimpft oder genesen ist, muss sich vorher testen lassen.

Um 5 Uhr früh geht es am morgigen Mittwoch los, also zumindest theoretisch: Da dürfen Kaffeehäuser oder Fitnesscenter öffnen - doch wer nicht lange genug geimpft ist (zumindest 22 Tage nach dem Erststich) oder als Genesener gilt, hat vor dem wiedererlangten Freizeitgenuss noch etwas zu erledigen - einen Corona-Test.

Sieht man sich die Geimpften bis Ende April und die Genesenen an, so wird relativ schnell klar, dass rund fünf Millionen Österreicherinnen und Österreicher einen Eintrittstest für die verschiedenen Aktivitäten brauchen.

Und für den Andrang bei den örtlichen Teststraßen mussten sich die Bundesländer auch dementsprechend rüsten.

 

Wien setzt schon seit Wochen auf ein engmaschiges Testangebot. Herzstück sind die gratis PCR-Gurgeltests, die man zuhause im Wohnzimmer nutzen kann. Ab sofort stehen allerdings auch Gurgelboxen bereit. In den eigens eingerichteten über die Stadt verteilten Containern kann man ebenfalls den "Alles gurgelt"-Test durchführen. 

Insgesamt können in den neuen PCR-Containern pro Tag jeweils rund 200 Untersuchungen durchgeführt werden. Das Angebot richtet sich insbesondere an ältere Menschen, die kein Smartphone haben oder sich bei der Handhabung schwer tun. 

Wer lieber auf Antigen-Tests setzt, findet in der Bundeshauptstadt nach wie vor zehn Teststraßen und „Schnupfen-Checkboxen“ für Menschen mit grippalen Symptomen.

Eigene Tests für Wiener Gastro-Personal

Wien hat außerdem strengere Vorgaben, was das Gastro-Personal betrifft. Während Kellner und Co bundesweit nur einmal pro Woche gurgeln müssen, ist die Vorgabe in Wien auf dreimal pro Woche erhöht worden. Dafür werden  weitere 500.000 PCR-Gurgeltests zur Verfügung gestellt. Sie können von den Lokalbetreibern online bestellt und dann bei der Messe Wien abgeholt werden.

Selbsttests zu Hause

In Niederösterreich rechnet man mit einem steigenden Bedarf bei den Corona-Testungen. Daher wird das Angebot  der Eintrittstests um sogenannte „Selbsttests“, die gratis in den Apotheken erhältlich sind, erweitert, stellten Landesvize Stephan Pernkopf (ÖVP) und Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) vor.

Die Durchführung des Covid-19 Selbsttest erfolgt gemäß der mitgelieferten Gebrauchsanweisung. Bei einem positiven Ergebnis muss man zu Hause bleiben, 1450 anrufen und telefonisch das positive Selbsttestergebnis melden. Bei einem ungültigen Ergebnis sollte man den Antigen-Schnelltest wiederholen.

Bei einem negativen Ergebnis meldet man das Testergebnis ein. Dazu öffnet man am Smartphone die neue Webseite www.selbsttestung.at, verifiziert die Handynummer und füllt alle Stammdaten aus. Nach Bestätigung der Richtigkeit der Daten und der Zustimmung der Datenverarbeitung im Sinne der Datenschutzerklärung schreibt man den via SMS zugesendeten Code auf die Vorderseite des Selbsttests.

Danach fotografiert man per Smartphone den Test mit dem SMS-Code. In weiterer Folge entwertet man den Selbsttest, in dem man ihn im Ergebnisfeld markiert oder schwärzt und nimmt ein weiteres Foto vom entwerteten Selbsttest auf. Zum Entwerten soll ein Permanent-Marker oder Stift verwendet werden.

Nachdem das Testergebnis eingereicht wurde, wird innerhalb weniger Minuten per SMS ein Link zugesendet. Mit diesem Link kann man dann das persönliche Testzertifikat jederzeit abrufen und herzeigen, das aber nur gültig ist, wenn am Zertifikat auf dem linken Foto ein negativer Test und auf dem rechten Foto der danach entwertete Test gut zu erkennen ist. Das Testergebnis  ist 24 Stunden gültig.

Ruhe vor dem Sturm?

Im Burgenland war es Dienstagnachmittag bei den Online-Anmeldungen noch ruhig. In der Landeshauptstadt des Burgenlands rechnet man vorerst nicht mit einem großen Ansturm auf die Testangebote: „Die Online-Anmeldungen geben das derzeit nicht her. Aber wir vermuten, dass es viel spontane Kundschaft geben wird und sind für alles gerüstet“, heißt es aus dem Rathaus Eisenstadt.

Vor Ort gelte: „Niemand wird weggeschickt. Personen mit Termin werden aber bevorzugt, wenn die Kapazitäten eng werden. Personen ohne Termin müssen also mit Wartezeiten rechnen.“ Bei entsprechendem Andrang könne weiteres Personal abgerufen werden.

Für Betriebe wird es die Möglichkeit geben, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort im Betrieb zu testen. "Das ist mit der Wirtschaftskammer Burgenland akkordiert und organisiert,“ kündigte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) an.  

Die Abnahme wird über eine einfach zu bedienende App erfolgen, die als direkte Schnittstelle zum Land dient und über die auch Zertifikate ausgestellt werden, die 48 Stunden gelten. Die Tests gelten auch als Eintrittstests gemäß den gültigen gesetzlichen Vorgaben. Die App ist gerade in einer Testphase und steht kurz vor dem Start.

In Oberösterreich können derzeit 350.000 Tests pro Woche durchgeführt werden. "Für die Öffnungen braucht es ein Zusatzangebot", sagt Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) am Dienstag. Auch dieses Bundesland setzt zusätzlich auf die digitalen Selbsttests: Jeder Haushalt erhalte laut Stelzer 20 Stück kostenlos in der Apotheke.

Auch in Linz stockt man auf: Acht neue Selbsttest-Straßen stehen dort ab heute, Dienstag, zur Verfügung, unter anderem im Design Center und im neuen sowie im alten Rathaus. Per Nasenbohrer-Test unter Aufsicht, können sich Personen ohne Anmeldung dort freitesten. 48 Stunden ist ein negativer Test anschließend gültig.

Vorarlberg als Vorbild

Die Modellregion Vorarlberg hat gezeigt, welchen Run Öffnungen auf das freiwillige Testangebot auslösen können, wenn die neuen Freiheiten mit Zutrittstestungen verknüpft sind. Am 15. März wurden dort Lockerungen in Gastronomie, Kultur und dem Sportbereich umgesetzt. Nach der ersten Woche schnellte die Zahl der freiwilligen Testungen um 67 Prozent auf zunächst rund 105.000 hoch. Und die Kurve stieg danach weiter stark an.

Der bisherige Rekord fällt in die erste Maiwoche: Da wurden die im Ländle bestehenden Testmöglichkeiten über 380.000 Mal genutzt – bei rund 400.000 Einwohnern. Im Vorarlberger Modellversuch wurden auch neue Testformate erprobt, die jetzt als Vorlage für die anderen Bundesländer dienen: die überwachten Selbsttests in Teststraßen und die Wohnzimmertests mit digitaler Erfassung.

In Vorarlberg gehen die Behörden nicht davon aus, dass sie mit den zusätzlichen Lockerungen das Testangebot ausbauen müssen. Im Gegenteil. „Wir gehen davon aus, dass wir das Testangebot mittelfristig nicht mehr so brauchen und es zurückfahren werden“, sagt ein Sprecher des Landes. 

Der Grund: „Die Wohnzimmertests werden sehr viel an Druck von der Infrastruktur nehmen.“ Die gab es zwar schon bislang in Vorarlberg. Sie waren jedoch nicht für den Besuch der Gastronomie zugelassen, was sich nun nach den neuen Regeln des Bundes geändert hat.

Direkt im Lokal

Für alle jene, die ohne aktuellen negativen Test in Restaurant oder Sportklub wollen, stehen vor Ort Selbsttests zur Verfügung: Allein in der Steiermark sind das laut Wirtschaftskammer 500.000 Stück pro Woche, die die Betriebe vom Bund kostenlos erhalten.

Das könnte bei Bedarf auf 700.000 Stück aufgestockt werden, verteilt wird in 27 Ausgabestellen. Aber Achtung, diese Tests gelten nur als Eintrittskarte für den Betrieb, wo sie gemacht wurden. 

In der Steiermark gab es bisher rund 640.000 Antigen-Testungen pro Woche (Apotheken, Teststraßen und Ärzte mit Hausapotheke zusammengerechnet).

Heute, Dienstag, und morgen, Mittwoch, sind die Öffnungszeiten der Teststraßen auf 20 Uhr landesweit, in Graz sogar auf 22 Uhr verlängert. danach gelten diese verlängerten Zeiten jeden Freitag. So sollen die Testmöglichkeiten auf 750.000 pro Woche erhöht werden, dazu kommt auch die Einführung der digitalen Selbsttests: Wer seinen "Wohnzimmertest" zu hause durchführen will, kann das Ergebnis mit QR-Code und Fotos quasi amtlich machen und hochladen. Das gilt allerdings nur für 24 Stunden, im Gegensatz zu den Antigen-Tests aus Apotheken und Teststraßen.

Einige Gemeinden bieten auch kontrollierte Selbsttests an: Man führt den "Nasenbohrertest" selbst durch, wird dabei aber von einem Gemeinde- oder Behördenmitarbeiter beobachtet.

Auch Kärnten startet am Mittwoch mit diesem Selbsttestsystem. Es sollte dann ab 4. Juni mit dem österreichweiten "Grünen Pass" gekoppelt sein.

Die beliebtesten Formate

Rund 100.000 Antigentests sind in der Vorwoche von medizinisch qualifiziertem Personal in Teststraßen abgenommen worden (26 Prozent). Etwas über 78.000 Testungen (20 Prozent) waren Selbsttests in Teststraßen unter Aufsicht. Zudem wurden über 20.000 Selbsttests Wohnzimmertests digital im Landessystem registriert - also nur um die 5 Prozent der Gesamtzahl.

Zusätzlich gab es rund 73.000 Abstriche in den Apotheken (19 Prozent). Die restlichen Tests wurden in Schulen (97.000) und in Betrieben (10.000) gemacht.

Das nahende Öffnungsdatum zeigte sich auch schon am Dienstag bei Apotheken und Teststraßen: "Es gibt vermehrt Buchungen und eine Nachfrage nach Tests", bestätigt Gerhard Kobinger, Präsident der Apothekerkammer in der Steiermark. "Man sieht richtig, die Leute wollen raus, sie wollen zur ihrem Lieblingswirt, ins Konzert, reisen."

Kobinger schätzt, dass die Nachfrage nach den Tests in den kommenden Tagen steigen wird, aber: "Prognosen sind natürlich schwierig, aber nach vier bis sechs Wochen wird sich das wohl abflachen."

Dichtes Testnetz in Tirol

In Tirol gibt es bereits ein sehr dichtes Testnetz mit insgesamt rund 1.100 Möglichkeiten, einen kostenlosen Antigen-Test durchführen zu können. Neben den Screeningstraßen  des Landes, den niedergelassenen Ärzten und den Apotheken umfasst das Angebot mittlerweile auch dutzende private Anbieter, die mit dem Land abrechnen.

Einer davon ist Kiweno, das ein Teststraße im Kaufhaus Tyrol in Innsbruck betreibt. „Die Tendenz ist leicht steigend“, erklärte Dienstagmittag ein Sprecher zum Kundenaufkommen. „Wir rechnen ab Nachmittag mit mehr Leuten.“ Vorsorglich wurde bereits ein zweiter Raum zur Teststraße umgebaut.

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