Ansteckungen kaum noch rückverfolgbar
6.464 neue Corona-Infektionen meldete das Gesundheitsministerium am Freitag. Das ist enorm, aber immerhin unter dem Höchststand vom Donnerstag mit 7.416 neuen bestätigten Ansteckungen.
Opferanzahl steigt dramatisch
Beruhigend ist das trotzdem nicht. Denn die Anzahl der Todesopfer steigt dramatisch: Binnen einer Woche starben 258 positiv getestete Österreicher in der Vorwoche waren es 128, das ist also eine Verdoppelung der Todesfälle. Allein am Freitag wurden 72 neue Todesopfer gemeldet. Seit Beginn der Pandemie sind demnach 1.340 mit dem Coronavirus infizierte Österreicher gestorben.
Dazu kommt: Es war noch nie zuvor unklarer, wo die neu Infizierten mit dem Virus in Kontakt kamen. Nur noch in 27 Prozent der Fälle können die Gesundheitsbehörden noch feststellen, wer die Ansteckungsquelle war - die Rückverfolgbarkeit ist im Lauf dieser Woche somit auf ein Viertel geschrumpft, wie Daniela Schmid, Sprecherin der Corona-Ampel-Kommission, am Freitag einräumte.
Eine Frage der Cluster
Vergangene Woche lag dieser Wert noch bei 50 Prozent. Eine Schwelle, die oftmals als bedeutende Grenze genannt wurde: Würde sie unterschritten, könnten die Corona-Cluster nicht mehr abgekapselt werden - jetzt hinkt Österreich bei einer Quote von 27 Prozent im sogenannten Contact Tracing hinterher.
Contact Tracing läuft weiter
Das Verfahren zur Rückverfolgung von Infektionen werde dennoch nicht aufgegeben, versicherte Schmid am Freitag: Kein einziger Bezirk Österreichs höre damit auf. Tatsächlich werden die Methoden erweitert: In der Steiermark etwa können künftig Menschen, die als Corona-Verdachtsfälle zu einer Testung geschickt werden, mittels speziellem Zugangscode ihre Kontakte eigenständig eintragen.
Kommission tagt
Auch auf die wöchentliche Risikoeinstufung wird nicht verzichtet, die Kommission tagt trotz des teilweisen Lockdowns weiterhin jeden Donnerstag: Bei diesen Sitzungen mit 20 stimmberechtigten Teilnehmern wird die wöchentliche Schaltung der Corona-Ampel festgelegt. „Die Kommission tagt normal weiter“, bestätigt ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Freitag. „Die Ampel ist fixer Bestandteil und bietet auch eine gewisse Transparenz.“
Ampel leuchtet rot
Diese Corona-Ampel leuchtet seit Donnerstag generell rot: Für alle 93 Bezirke und Regionen, alle Bundesländer und Österreich als Gesamtes befürchtet die Kommission „sehr hohes Risiko“.
Massiver Anstieg in Oberösterreich
Das trifft sich mit der Verteilung der neuen bestätigten Ansteckungen. Was die Anzahl der Neuinfektionen betrifft, so sind mit 1.532 die meisten aus Oberösterreich gemeldet worden, gefolgt von der Steiermark mit 1.337 und Wien mit 850. Tirol meldete 817 neue Infektionen, Salzburg 678, Niederösterreich 510, Vorarlberg 320, im Burgenland gab es 214 Fälle, in Kärnten 206. Laut Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) liegt die Sieben-Tages-Inzidenz nun bei 422 Fällen pro 100.000 Einwohner.
Lockdown wirkt zeitverzögert
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) wollte dennoch am Freitag noch keine Verschärfung von Maßnahmen in den Raum stellen. Dazu müsse man erst sehen, wie sich der Lockdown auswirke. Es sei noch „viel zu früh“, um jetzt bereits Folgen des Lockdowns mit Gastronomieschließung und Ausgangsbeschränkungen zu sehen: Es sei mit einer Verzögerung von bis zu 14 Tagen zu rechnen, das wisse man aus Erfahrungen mit der Corona-Welle im Frühjahr. Evaluiert werde am Freitag nächster Woche, betonte Anschober. Dann würde über mögliche Verschärfungen entschieden.
Dennoch denkt der Minister positiv: Er hoffe, schon zu Beginn der kommenden Woche Auswirkungen des Lockdowns zu spüren - will heißen, gesunkene Infektionszahlen vermelden zu können.
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