Angriff in Graz: Antisemitismus in Österreich wächst seit Jahren
Samstagabend wurde Elie Rosen, der Präsident der jüdischen Gemeinde in Graz, mit einem Holzprügel von einem zunächst Unbekannten attackiert. Zuvor hatte es bereits schwere Sachbeschädigungen bei der Synagoge gegeben. Bei einem inzwischen gefassten Verdächtigen handelt es sich um einen gebürtigen Syrer. Der 31-Jährige soll sich geständig zeigen.
Vertreter aller politischer Parteien zeigten sich schockiert über den Angriff vor der Grazer Synagoge auf Rosen, der sich gerade noch in sein Auto retten konnte und unverletzt blieb.
Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) warnt freilich schon seit Längerem vor einer besorgniserregenden Entwicklung. Bei einem von der IKG und dem Forum gegen Antisemitismus erst im heurigen Mai präsentierten Bericht, wurden für das Jahr 2019 in Österreich 550 antisemitische Vorfälle dokumentiert.
Breites Spektrum an Vorfällen
Das Spektrum dabei reichte von Sachbeschädigungen (78), über antisemitische Massenzuschriften (209), verletzendem Verhalten (239) bis hin zu Bedrohungen (18) und sechs physichen Angriffen.
Hinsichtlich der ideologischen Hintergründe waren 268 und damit der überwiegende Anteil der Vorfälle rechtsextrem motiviert. 226 Vorfälle waren nicht zuordenbar. 25 Täter wiederum waren einer linken oder linksextremistischen Gesinnung zuordenbar. Hier bricht sich der Antisemitismus unter dem Mantel von Globalisierungskritik Bahn.
Großes Bedrohungspotenzial
31 antisemitische Vorfälle waren weltanschaulich bzw. religiös dem politischen Islam zuzurechnen. Die IKG hob in dieser Kategorie hervor, dasss insbesondere bei Vorfällen mit hohem Bedrohungspotenzial wie physischen Angriffen und Bedrohungen muslimischer Antisemitismus auffällig ist.
Hintergründe über den Mann, der Elie Rosen angegriffen haben soll, und dessen Motivation sollen Montagmittag nach einem Treffen im Innenministerium in Wien bekannt gegeben werden. Daran nehmen Innenminister Karl Nehammer, Europaministerin Karoline Edtstadler (beide ÖVP), der Präsident der jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen, und der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch, teil. Der KURIER wird berichten.
Aufruf zur Zurückhaltung
"Wir werden uns nicht unterkriegen lassen und ich auch nicht", hatte Rosen bereits am Sonntag in Reaktion auf den Angriff erklärt. Gegenüber dem Standard kritisierte der Grazer IKG-Präsident den "Austausch zwischen links und rechts in sozialen Medien. Die einen werfen den anderen vor, die besseren Antisemiten zu sein. Das ist mehr als unappetitlich." Er rufe "alle dazu auf, sich zurückzunehmen. Mir ist es egal, woher der Angreifer kommt."
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