Abends, allein, auf Abstand: Wie die Gastronomie hochgefahren wird
In die Debatte um die Öffnung der Gastronomie ab Mitte Mai ist wieder Schwung gekommen.
Und was für einer.
Grund dafür ist ein Interview, das Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Sonntag dem US-Nachrichtensender CNN gegeben hat. Darin erklärt Kurz, dass – sobald die Lokale wieder geöffnet sein dürfen – Maskenpflicht herrsche.
Wenige Stunden später (die Zeitverschiebung!) war die Aufregung in Österreich groß. Masken für wen? Das Personal? Die Gäste? Und wie soll das funktionieren?
Dass gleichzeitig über die Abendöffnung spekuliert wurde, veranlasste Kurz am Montag zu einer Klarstellung: Ja, der Mund-Nasen-Schutz in der Gastronomie wird Pflicht – für das Personal. Und ja, Lokale werden auch am Abend geöffnet sein dürfen. Allerdings nicht alle.
Wie der KURIER erfahren hat, werden zwar Restaurants und Cafés abends offen halten dürfen. Nachtlokale – also Bars, Clubs, Discos – nicht. Dort sei die Ansteckungsgefahr zu groß. Und auch für das Verweilen im Lokal wird es strenge Regeln geben.
Derzeit arbeiten die Sozialpartner noch mit Experten an einem Papier, das festlegt, wie die Gastronomie hochgefahren werden kann. Der KURIER hat die Details.
1. Maskenpflicht für das Personal, nicht die Gäste
Das Personal in den Lokalen wird künftig Mund-Nasen-Schutz tragen. Und zwar verpflichtend. Überrascht sind die Gastronomen darüber nicht. „Das war klar für uns“, sagt der oberste Vertreter der Wirte in der Wirtschaftskammer, Mario Pulker. Und: „Dass der Gast nicht mit Maske drinnen sitzen muss, ist auch klar.“
Derzeit werde geprüft, ob vom Personal Masken oder Face Shields – also gebogene Plastik-Schutzschilder vorm Gesicht – verwendet werden und wie viele man davon braucht.
Ob die Schilder ähnlich funktional sind wie Masken, überprüft derzeit das Gesundheitsministerium. Diskutiert wird auch, ob Gäste am Weg zum Tisch und aufs WC Maske tragen müssen. Flächendeckende Tests für das Personal sind laut Kurz nicht möglich.
2. Restaurants und Cafés dürfen am Abend geöffnet sein
Es galt als fix, dass Lokale – sobald die Gastro hochgefahren wird – zunächst einmal nur bis 18 Uhr offen halten dürfen.„Das war Kaffeesudlesen“, sagt Wirtevertreter Pulker. „Es ist ganz klar, dass man als Restaurantbetreiber das Geschäft von mittags und abends braucht“, so Pulker. Die Abendöffnung wird auch deshalb wichtig sein, weil viele Gastronomen mit eklatant weniger Gästen rechnen.
3. Nachtlokale werden am 15. Mai nicht aufsperren
Wie der KURIER aus gut informierter Quelle erfuhr, werden sämtliche Nachtlokale – also Bars, Clubs, Diskotheken – nicht am 15. Mai aufsperren. Dort sei das Ansteckungsrisiko einfach zu groß, vor allem zu fortgeschrittener Stunde. Das Einhalten des Abstands von mindestens einem Meter (besser zwei) ist de facto nicht möglich.
„Es liegt in der Natur einer Bar, dass man zusammensteht und plaudert“, sagt auch Peter Dobcak, Gastro-Obmann der Wirtschaftskammer Wien. Er habe Verständnis, dass Bars nicht öffnen können: „Es ist ein Drama, aber wir müssen vernünftig bleiben.“ Zum Ausgleich gebe es ja die wirtschaftlichen Unterstützungsleistungen.
Dazu kommt, dass sich in vielen Clubs mehrere hundert Menschen auf einmal in einem Raum aufhalten. Nachdem kulturelle Großveranstaltungen – etwa Konzerte – bis 31. August untersagt sind, ist ein Öffnen von Clubs und Discos praktisch ausgeschlossen.
4. Nur mit der Familie ins Gasthaus
Wie der KURIER recherchiert hat, wird geprüft, ob nur Menschen, die auch in einem Haushalt leben, gemeinsam ins Lokal gehen dürfen.
Vorstellbar ist auch, dass man nur mit einzelnen „haushaltsfremden“ Personen ausgehen darf. Unklar ist allerdings, wie das exekutiert werden soll. Der Wirt kann schließlich schlecht von seinen Gästen die Vorlage ihres Meldezettels verlangen.
Kolportiert wird auch, dass die Gästeanzahl begrenzt werden muss – etwa mithilfe einer Quadratmeterregel. Echte Stammtischrunden (wie sie am Land üblich sind) wird es vorerst jedenfalls nicht geben.
5. Abstand muss drinnen und draußen eingehalten werden
Ja, auch die Schanigärten werden am 15. Mai wieder geöffnet. Doch auch dort wird man sich umgewöhnen müssen. Denn wie in den Lokalen muss auch draußen zwischen den Tischen der Mindestabstand von mindestens einem Meter eingehalten werden. Weil das Personal Platz zum Servieren braucht, wird es aber wohl mehr sein.
Viele Gastronomen überlegen jetzt schon, wie der Mindestabstand am besten eingehalten werden kann. Gerd Kunze vom Wiener Café Eiles etwa kann sich vorstellen, nur jede zweite Tisch-Nische in seinem Café zu besetzen. Auch Trennwände aus Plexiglas könnten zum Einsatz kommen – im Eiles sei das derzeit aber kein Thema.
6. Gruppen müssen in der Gruppe bleiben
Noch unausgegoren ist das Konzept, wie die Gastronomie mit Touristen im Sommer umgehen wird – auch wenn diese „nur“ aus Österreich kommen. Vorstellbar ist etwa, dass Reisegruppen immer in der Gruppe bleiben müssen.
Das heißt: Macht etwa eine Bus-Reisegruppe aus Tirol Urlaub in Kärnten, könnte es sein, dass die Gruppe – weil sie ja schon gemeinsam im Bus gefahren ist – ausschließlich gemeinsam in ein Lokal essen gehen darf. Vorausgesetzt, es gibt dort ein Extrazimmer, in dem die gesamte Gruppe verköstigt werden kann. Andere Gäste dürften nicht dazugesetzt werden.
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