Schlepperei und illegale Migration steigt
Dem widerspricht man im Innenministerium. „Eine halbjährliche Begründung hat es immer gegeben. Das letzte Mal im November 2021. Der Gerichtshof meint nur, die Begründung sei nicht ausreichend“.
Wie die aktuellen Schlepperzahlen und stark steigenden Aufgriffe illegaler Migranten zeigen, bestehe „eine eindeutige Bedrohung Österreichs durch unkontrollierten Zuzug von Drittstaatsangehörigen“. Die Anzeigen wegen Schlepperei sind von 2018 mit knapp 1.780 auf zuletzt 3.570 (2021) angewachsen. „Österreich ist, was die illegale Migration betrifft, jenes Land in Europa, das am zweitmeisten pro Kopf betroffen ist“, sagt Innenminister Gerhard Karner (ÖVP).
Deshalb sei es notwendig, die Grenzen und damit auch die Bevölkerung zu schützen. „Wir sind uns mit vielen Partnern in der Europäischen Union einig: Wenn Schengen funktionieren soll, müssen Binnengrenzkontrollen möglich sein, auch in Zukunft“, betont Karner.
Vorerst bleibt abzuwarten, was das Landesverwaltungsgericht Steiermark mit dem EuGH-Urteil anstellt.
Österreich werde laut Innenministerium die akuten Bedrohungen umfassend darlegen, um eine weitere Verlängerung der Grenzkontrollen zu erwirken. „Die praktische Konsequenz des Urteils ist, dass Österreich, Deutschland, Frankreich und Schweden die durchgeführten Kontrollen an den Binnengrenzen einstellen müssen, da diese nicht mit EU-Recht vereinbar sind“, sagt dazu Stefan Salomon, Professor für Europäisches Recht an der Universität Amsterdam. Er hatte das Verfahren ursprünglich ins Rollen gebracht.
Reaktionen
Als „reine Katastrophe“ bezeichnete die FPÖ das EuGH-Urteil am Dienstag. „Solange die EU nicht in der Lage ist, die Außengrenzen derart konsequent zu sichern, dass es zu keinen illegalen Grenzübertritten mehr kommt, müssen die nationalen Grenzen kontrolliert werden - und dies noch viel strenger, als es jetzt passiert“, erklärt FPÖ-Sicherheitssprecher Hannes Amesbauer. Es benötige einen "völligen Paradigmenwechsel in der europäischen Asyl- und Migrationspolitik".
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