Josef Pühringer kehrt zu seinen Wurzeln zurück

Josef Pühringer kehrt zu seinen Wurzeln zurück
Nach 48 Jahren ist der frühere Landeshauptmann neuerlich Trauner Gemeinderat.

Mit knapp 72 Jahren kehrt Josef Pühringer dorthin zurück, wo er 1973 seine politische Karriere begonnen hat: in den Gemeinderat seiner Heimatstadt Traun (Bez. Linz-Land). Zu verdanken hat er dies den Vorzugsstimmen.

Pühringer erinnert sich an seine Anfänge: „Ich habe damals durch die Senkung des passiven Wahlalters kandidieren können, denn ich war keine 24 Jahre alt. Aufgrund der erstmals von der ÖVP durchgeführten Vorwahlen bin ich auf Platz zwei von 74 Kandidaten gekommen. Und ich kam gleich in den Stadtrat, dem ich bis 1995 angehört habe.“ Von 1995 bis 2017 war Pühringer, dessen ursprünglicher Beruf Religionslehrer war, erfolgreicher Landeshauptmann von Oberösterreich.

„Keinen Finger gerührt“

Auch nach seinem Abgang vor vier Jahren blieb er der ÖVP treu. Er übernahm von seinem Vorgänger Josef Ratzenböck (Landeshauptmann 1977–1995) die Funktion des Landesobmanns des Seniorenbundes, und bei der Gemeinderatswahl vor drei Wochen ließ er sich aus Solidarität zur Partei auf der Trauner ÖVP-Liste auf dem aussichtslosen 15. Listenplatz aufstellen – die ÖVP hatte bis vor der Wahl acht Mandate. Traun ist eine traditionell rote Hochburg. „Wir haben bei der Wahl überraschend 12 Mandate bekommen. Ich erhielt 165 Vorzugsstimmen, obwohl ich nicht den kleinen Finger gerührt habe, und bin automatisch auf Platz 12 vorgerückt.“

Was wird er nun als Gemeinderat machen? Pühringer zum KURIER: „Ich strebe keine zweite kommunalpolitische Karriere an, aber ich werde das Mandat ausfüllen. Ich kann jetzt nicht sagen, ich nehme das Mandat nicht an, nachdem mich die Bürger mit Vorzugsstimmen gewählt haben, denn sonst sagen sie, das war nur ein Schmäh, um parteipolitisch besser abzuschneiden.“ Zudem habe er aufgerufen, dass es in jedem Gemeinderat einen Seniorenbundvertreter geben soll. „Dann kann ich mich selbst nicht davor drücken.“

Neues Miteinander und atmosphärische Wende

Welche Aufgabe sieht er für sich? „Das soll jetzt nicht präpotent klingen, aber ich glaube, ich kann für eine junge Mannschaft generell die Erfahrung einbringen. Das zweite, wofür ich mich engagieren möchte, ist die atmosphärische Wende und das Miteinander in Traun.“

Dieses neue Miteinander sei auch der Grund für den Wahlsieg gewesen. Karl-Heinz Koll (ÖVP) ersetzte den regierenden SPÖ-Bürgermeister Rudolf Scharinger in dem Amt. Die rote Hochburg Traun ist stark gebeutelt. Pühringer: „Die jahrzehntelange sozialistische Alleinherrschaft war so ausgelegt, dass die Sozialdemokraten gesagt haben, das ist unsere Stadt. Und Koll sagt, das ist unser aller Stadt. Die atmosphärische Wende ist das Wesentlichste.“

Grenzen des Wachstums: „30.000 Einwohner sind genug“

Es stehe außer Frage, dass die SPÖ große Verdienste um Traun hätte. „Die Stadt steht nicht schlecht da, weder finanziell noch von der Infrastruktur. Wir sind angetreten mit dem Anspruch, noch mehr aus Traun zu machen. Das Thema Integration spielt eine wesentliche Rolle. Wir sind die Stadt mit den meisten nichtösterreichischen Staatsbürgern, prozentuell auf die Einwohneranzahl umgelegt. Da braucht es Bemühungen um die Integration. Und es braucht eine ehrliche Debatte darüber, wie stark wir wachsen wollen. Wir müssen die Latte einziehen und sagen, 30.000 Einwohner sind genug.“

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