Wolf spazierte durch Ortschaft im Waldviertel: Abschuss wird geprüft

Wolf spazierte durch Ortschaft im Waldviertel: Abschuss wird geprüft
Autofahrer beobachtete das Raubtier minutenlang bei seinem Spaziergang durch das bewohnte Gebiet. Jagdverband überlegt Maßnahme gegen das auffällige Tier.

Die Waldviertler Bevölkerung scheint sich langsam an Wölfe in ihrem Ortsbild gewöhnen zu müssen. Das Unbehagen wächst angesichts der bereits vier bestätigten Rudel im nördlichen Niederösterreich

Seit Mittwoch ist die emotional geführte Debatte um die rasante Verbreitung des Wolfes um eine Facette reicher. Eines der Raubtiere spazierte am helllichten Tag um die Mittagszeit durch das Ortsgebiet von Pürbach bei Schrems im Bezirk Gmünd. Ein Autolenker konnte das Tier fotografieren, als es die Straße entlang trottete und über eine Wiese lief. Der Schremser Bürgermeister Peter Müller bestätigt gegenüber dem KURIER den Zwischenfall. "Es hatte bereits Mittwochfrüh eine Sichtung in der Nähe gegeben. Die Jägerschaft ist informiert und hält Ausschau nach dem Wolf", sagt der Bürgermeister.

Suche nach dem Wolf

Beim NÖ Jagdverband prüft man bereits, ob das Tier nach der seit April gültigen Wolfsverordnung geschossen werden darf. Bei genau definierten bedrohlichen Vorkommnissen dürfen Jäger sogenannte Problemwölfe ohne vorherigen Behördenbescheid abschießen. "Wir sind in Kontakt mit der Behörde und den örtlich zuständigen Jägern und werden uns den Fall genau ansehen. Derzeit wird versucht, das Tier irgendwo zu finden", erklärt die Generalsekretärin des NÖ Landesjagdverbandes, Sylvia Scherhaufer.

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Wolf spazierte durch Ortschaft im Waldviertel: Abschuss wird geprüft

Laut dem Bürgermeister von Schrems war der umherstreifende Wolf am Mittwoch auch Gesprächsthema bei der Amtsübergabe an der Bezirkshauptmannschaft Gmünd. Dabei wurde durch Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner die Verabschiedung des bisherigen Bezirkshauptmannes Stefan Grusch sowie die Vorstellung des neuen Bezirkshauptmannes Christian Pehofer vorgenommen. Anwesend waren natürlich auch alle politischen und behördlichen Entscheidungsträger. Risse sind im in der näheren Umgebung bis dato keine bekannt, meint Müller.

Pferde aufgeschreckt

Allerdings dürfte der neugierige Wolf am Mittwoch auch Pferde auf einer Koppel bei Pürbach aufgeschreckt haben, ehe er in einem Waldstück verschwand. Entsprechende Videos haben in Sozialen Medien die Runde gemacht.

Seitens der Jägerschaft vermutet man nun, dass das Tier verletzt sein könnte und deshalb ein so völlig abnormales Verhalten an den Tag legt. Auf den Fotos sei eine Beeinträchtigung an der linken Vorderpfote zu erkennen. "Sollte der Wolf verletzt sein, geht von ihm auch eine größere Gefährdung aus", heißt es vonseiten der Jägerschaft.

Wolf spazierte durch Ortschaft im Waldviertel: Abschuss wird geprüft

Nach einem Beschluss in der NÖ Landesregierung trat auf Initiative von Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf mit Anfang April die neue, „zweite“ Wolfverordnung in Niederösterreich in Kraft. Bei genau definierten bedrohlichen Vorkommnissen dürfen Jäger nun Wölfe ohne vorherigen Behördenbescheid abschießen.

Neue Befugnisse für Jäger

Politisch als plausible Sicherheitsaktion für die Bevölkerung beschrieben, beschert das Gesetz den Jägern neue Befugnisse, allerdings mit heiklem Hintergrund. Naturschutzorganisationen sehen nämlich durch den Wegfall der behördlichen Genehmigung die EU-Gesetzgebung zum Artenschutz verletzt. Sollte es zu „Entnahmen“ kommen, wird wohl jeder tote Wolf genau durchleuchtet werden.

Im Waldviertel, wo Österreichs größte Wolfspopulation lebt, wurde das neue Gesetz großteils mit Erleichterung aufgenommen. „Seit dem Bekanntwerden der neuen Verordnung haben die Berichte über Sichtungen und Situationen mit Wölfen bei uns noch zugenommen. Es ist wichtig, die Bevölkerung über die Neuerungen gut zu informieren“, sagte der Zwettler Bezirksjägermeister Manfred Jäger noch im April.

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