Viergleisige Südbahn: Perchtoldsdorf fürchtet mehr Verkehr und Lärm
Vier Gleise von Meidling bis Mödling, mehr Züge, zwei neue Haltestellen. Das sind die Eckpunkte des geplanten Ausbaus der Südbahn in den kommenden Jahren.
Bis 2032 sollen außerdem alle Stationen auf der Strecke modernisiert und beschrankte Eisenbahnkreuzungen durch Über- oder Unterführungen ersetzt werden.
400 Züge pro Tag
1,2 Milliarden Euro investieren die ÖBB in das Projekt, um die mit rund 400 Zügen pro Tag ausgelastete Strecke leistungsfähiger zu machen - und damit den Umstieg vom Auto auf die Schiene attraktiver. Doch das Vorhaben hat bereits Kritiker auf den Plan gerufen.
Vor allem in Perchtoldsdorf (Bezirk Mödling) gibt es Bedenken dagegen. Dass diese im nun vorliegenden Umweltverträglichkeitsgutachten der ÖBB keine Berücksichtigung fanden, ärgert Bürgerlisten-Gemeinderätin Gabriele Wladyka.
Sie befürchtet, dass die geplante neue Haltestelle in Brunn am Gebirge mit Park&Ride-Anlage für 280 Fahrzeuge zusätzlichen Verkehr verursachen wird. Rund 700 Autofahrten mehr pro Tag durch Perchtoldsdorf werden erwartet, so Wladyka. Und auch die zweijährige Bautätigkeit in Perchtoldsdorf werde für "enorme Belastungen" sorgen, ist sie überzeugt: Sowohl durch Lkw-Fahrten als auch durch Staubentwicklung. Letztere betreffe auch einen Kindergarten.
Höhere Lärmschutzwand gewünscht
Besonders gefordert wurde eine höhere Lärmschutzwand entlang der neuen Südbahnstrecke. Diese ist mit "nur vier Metern Höhe" entlang der Vesperkreuzstraße geplant. Dies wird seitens der ÖBB als ausreichend angesehen, in Perchtoldsdorf sieht man das allerdings anders. Wladyka mutmaßt, dass dadurch die maximal zulässigen Lärmschutz-Grenzwerte überschritten werden. Und sie vergleicht: "Beim Bahnhof Perchtoldsdorf wird eine neun Meter hohe Lärmschutzwand errichtet. Sogar der Mist beim Wirtschaftshof wird durch eine 6,5-Meter-Wand geschützt."
Fakt ist: Es werden künftig mehr Züge als heute zwischen Meidling und Mödling fahren. Gleichzeitig verbessere man aber auch die Lärmschutzmaßnahmen, wird seitens der ÖBB betont. Derzeit gibt es solche auf der Strecke stellenweise noch nicht. Im Rahmen der Umweltverträglichkeitserklärung würden die erwarteten Lärm- und Erschütterungsbelastungen berechnet und danach Maßnahmen wie Lärmschutzwände geplant.
Keine weitere Bahn-Überquerung
Ebenso keine Erwähnung im Gutachten findet die Errichtung einer weiteren Fußgängerquerung über die Südbahn in Perchtoldsdorf. Diese wünscht man sich seitens der Gemeinde "als direkte Verbindung der Ortsteile Aspetten und Theresienau in Verlängerung der Hochmayer-Gasse bzw. Petyrek-Gasse", wie Anton Plessl erinnert. Schon 1999 sei ein Grundsatzbeschluss dazu im Gemeinderat gefasst worden.
Doch Bürgermeisterin Andrea Kö (ÖVP) weiß: "Diese Über- oder Unterführung ist ein 1,2 Millionen-Euro-Projekt. Die ÖBB hat von Anfang an gesagt, dass sie das nicht auf ihre Kosten umsetzen werden." Es müsse im Gemeindebudget untergebracht werden.
Im Detail besprochen worden sei das Umweltverträglichkeitsgutachten in der eigens zum Südbahn-Ausbau eingerichteten Arbeitsgruppe der Gemeinde noch nicht. Dies soll am Dienstagabend geschehen. Dann wolle man weitere Schritte überlegen, so Kö. "Wir werden uns bei Bedarf auch einen Anwalt nehmen, um unsere rechtlichen Interessen bestmöglich zu vertreten", kündigt sie an.
Für Empörung bei Bürgerlisten-Chefin Wladyka sorgt auch die Tatsache, dass in Perchtoldsdorf fast 16.000 Quadratmeter Waldflächen für den Ausbau gerodet werden sollen, wie sie sagt. "Ersatzaufforstungen sind keine angegeben."
Kampf um die Sumpfwiese
In Mödling ist dies anders. Dort ist eine Baumersatzpflanzung der ÖBB geplant. Allerdings ausgerechnet auf einer rund 5.400 Quadratmeter großen Spiel- und Sportfläche, die von den Bundesbahnen im Stadtteil Kolonie zur Verfügung gestellt wird. Die SPÖ kämpft daher um den Erhalt der sogenannten "Sumpfwiese". Vizebürgermeisterin Silvia Drechsler hat stattdessen ein unversiegeltes Grundstück westlich der Bahn in der Guntramsdorferstraße vorgeschlagen: "Ein Wäldchen zwischen Bahn und Betriebsgebiet wäre als Naherholungsgebiet ideal."
Die Unterlagen zum Umweltverträglichkeitsgutachten können auf www.bmk.gv.at/eisenbahn-verfahren eingesehen und heruntergeladen werden. Außerdem im Magistratischen Bezirksamt Liesing, Perchtoldsdorfer Straße 2, bei der Marktgemeinde Brunn am Gebirge und der Bezirkshauptmannschaft Mödling sowie im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, Abteilung IV/E2 (UVP-Behörde).
Öffentlicher Termin zur Südbahn-Erweiterung
Eine öffentliche Erörterung mit Sachverständigen findet am 3. Dezember (10 Uhr) im Haus der Begegnung Liesing, Perchtoldsdorfer Straße 1, statt.
Der Baustart für die viergleisige Erweiterung der Südbahn ist für 2026 geplant – die Hauptbauarbeiten ab 2027. Mit einer Fertigstellung sei 2030 bis 2032 zu rechnen, heißt es seitens der ÖBB.
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