1,2 Milliarden Euro für viergleisige Südbahn: Neue Haltestellen, neuer S-Bahn-Takt
Bis zu 400 Züge täglich machen den Streckenabschnitt der Südbahn zwischen Wien Meidling und Mödling zu einem der am stärksten frequentierten im gesamten ÖBB-Netz. Doch die Kapazitäten auf den zwei bestehenden Gleisen sind in der Hauptverkehrszeit völlig ausgeschöpft. Daher planen die Bundesbahnen in den kommenden Jahren ein 1,2 Milliarden Euro schweres Ausbauprojekt.
Die Kernpunkte: Vier Gleise von Meidling bis Mödling, mehr Züge, zwei neue Haltestellen werden geschaffen, alle Stationen auf der Strecke modernisiert und beschrankte Eisenbahnkreuzungen durch Über- oder Unterführungen ersetzt.
Fünf-Minuten-Takt in Wien
„Damit der gegenwärtige und künftige Bedarf gedeckt werden kann, müssen zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden“, sagt ÖBB-Sprecherin Julia Krutzler. Im Bereich Hetzendorf-Meidling werde eine Steigerung des Fahrgastaufkommens um 60 Prozent prognostiziert. Gründe dafür seien der Zuzug entlang der Südstrecke und das sich verändernde Mobilitätsverhalten – auch durch politische Maßnahmen zur Stärkung des öffentlichen Verkehrs.
Der Ausbau soll einen Fünf-Minuten-Takt bei der S-Bahn und zusätzliche schnelle Verbindungen zwischen Meidling und Liesing ermöglichen sowie einen 10-Minuten-Takt zwischen Liesing und Mödling. Zwei zusätzliche Haltestelle sollen entstehen: „Brunn Europaring“, um die Gemeinden Perchtoldsdorf und Brunn am Gebirge (hier besonders das Betriebsgebiet Campus21 und das künftige Ortsentwicklungsgebiet Glasfabrik) besser an den öffentlichen Verkehr anzubinden. „Mit der neuen Haltestelle Wien Benyastraße werden der Wildgarten und unter anderem die Stadtentwicklungsgebiete Wohnen am Wildschek-Park, Carrée Atzgersdorf, Sargfabrik, Rivus I,II,III und Rivus Quartus angebunden“, so Krutzler.
Lärmschutz
Fakt ist: Es werden künftig mehr Züge als heute zwischen Meidling und Mödling fahren. Gleichzeitig verbessere man aber auch die Lärmschutzmaßnahmen, wird seitens der ÖBB betont. Derzeit gibt es solche auf der Strecke stellenweise noch nicht. Im Rahmen der Umweltverträglichkeitserklärung werden die erwarteten Lärm- und Erschütterungsbelastungen berechnet und Maßnahmen wie Lärmschutzwände geplant.
Aktuell läuft die Einreichplanung. Im dritten Quartal soll das Projekt zur Umweltverträglichkeitsprüfung eingereicht werden. Der Baustart ist für 2026 geplant – die Hauptbauarbeiten ab 2027. Mit einer Fertigstellung sei 2030 bis 2032 zu rechnen, heißt es seitens der ÖBB.
Im Februar 2023 finden Informationsveranstaltungen in Wien und NÖ statt, Interessierte können sich unter oebb.arbyte.net/meidling-moedling anmelden.
Widerstand
Der geplante Ausbau stößt im Bezirk Mödling allerdings auf Widerstand. „Die Züge, welche dann mit 200 km/h durch die Wohngebiete rasen, enden ja nicht in Mödling. Die wenigsten Menschen haben auch nur die geringste Ahnung, was da auf sie zukommt“, meint etwa eine KURIER-Leserin aus Perchtoldsdorf. „Nie wieder gut zu machende Schäden“ an der Natur würden angerichtet, fürchtet sie.
Ähnlich sieht das die Perchtoldsdorfer Gemeinderätin Gabriele Wladyka (Bürgerliste). „Eine verheerende Klima- und -Bilanz ist angesichts der umfangreichen Abriss-, Bauarbeiten und des dauerhaften Versiegelungsgrades zu erwarten“, zitiert sie aus einem von der Bürgerliste in Auftrag gegebenen Gutachten.
Wladyka sieht „kaum Vorteile“ und macht vor allem gegen Verschubgleise bei der sogenannten Aspettensiedlung im Perchtoldsdorfer Gemeindegebiet mobil: „Eine unfassbare Zumutung für unseren Ort.“
Unterschriften
Mehr als 1.000 Unterschriften hat die Gemeinderätin gesammelt. Man hofft, die Wendeanlage nach Wien verlegen zu können – und außerdem einen rund 3,5 Meter breiten Bahnbegleitweg noch zu verhindern. Denn: „Das Gebiet ist für Einsatzfahrzeuge ohnehin gut erschlossen.“
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