Trauer und Freude unterm Regenbogen

Trauer und Freude unterm Regenbogen
Trost und Rat bei Trauer, Tod und Krankheit zu geben, hat Margarethe Weiss-Beck zu ihrem Beruf gemacht

Am Anfang stand ein einschneidendes Erlebnis: „Es war gegen Ende einer Ausfahrt mit dem Notarztwagen im Sommer 2005. Wir hatten eine alte Frau leblos aus einem Teich gezogen und erfolglos versucht, sie wiederzubeleben. Es lief das übliche Schema ab: Dokumentation, Aufnahme der Daten und Informieren der Angehörigen über die weitere Vorgehensweise. Dieses Bild hat sich eingebrannt. Die tote alte Frau im Gras liegend, die völlig überforderte Tochter und das weinende, verstörte Enkerl. Eine Betreuung der Angehörigen war nicht vorgesehen. Damals ließ mich der Wunsch nicht mehr los, einen Ort zu schaffen, wo genau diese Menschen aufgefangen sind“, erzählt Margarethe Weiss-Beck. 2009 setzte die Krankenschwester den Wunsch um und gründete gemeinsam mit ihrem Mann, einem Kinderarzt, den Verein „Regenbogental“.

Trauer und Freude unterm Regenbogen

Lächeln, auch wenn der Hintergrund meist traurig ist

Krankheit, Tod und Trauer bestimmen seither das Leben von Margarethe Weiss-Beck, doch das macht sie glücklich, denn sie will (und kann) in diesen Situationen helfen. Im Regenbogental (beheimatet in Leobersdorf im Bezirk Baden) werden sowohl Kinder und ihre Familien in Krisen- und Trauersituationen als auch chronisch und lebensbedrohlich erkrankte Kinder begleitet. Von Anfang an war klar, dass tierische Therapeuten dabei eine zentrale Rolle spielen. „Gestartet haben wir mit einem einzigen Pferd. Ich habe nicht gewusst, was mich erwartet“, erzählt sie.

Trauer und Freude unterm Regenbogen

Margarethe Weiss-Beck startete 2009 mit einem Therapiepferd das Abenteuer „Regenbogental“. 150 Klienten finden heute wöchentlich hier Unterstützung

Große Nachfrage

Elf Jahre später ist aus dem „Ein-Pferd-Projekt“ eine große Unternehmung geworden. Ein 30-köpfiges interdisziplinäres Team aus Palliativmedizinern, Psychologen, Therapeuten und Pädagogen ist im Regenbogental im Einsatz, 150 Klienten werden wöchentlich betreut.

„Die Anfragen haben in den letzten Monaten rapide zugenommen. Ehemalige Klienten verspüren wieder Betreuungsbedarf und auch neue brauchen akut Hilfe und Unterstützung“. Denn die Auswirkungen der Pandemie mit Lockdown und Homeschooling sind „für Kinder, die mit dem Verlust eines Elternteiles aufwachsen, ein lebensbedrohlich erkranktes Geschwisterchen haben oder sich aus anderen Gründen in einer schwierigen Lebenssituation befinden noch viel weitreichender“, sagt Weiss-Beck.

„Durch Corona reißen alte Wunden wieder auf. Wir bemerken, wie sehr den Kindern das soziale Netz fehlt“, fügt Raphaela Ehrenhofer, die seit zwei Jahren das Team im Regenborgental unterstützt, hinzu. Abgesehen von den körpernahen Therapien kann vieles trotz Corona stattfinden.

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Raphaela Ehrenhofer unterwegs mit Lama Horst und Ziege Lieselotte beim „Hexenhaus“

Gewachsen ist aber nicht nur die Nachfrage, sondern auch das Angebot. 14 Pferde finden sich am Hof, drei genießen schon ihre Pension, drei befinden sich in Ausbildung. Dazu kommen die beiden Lamas Hermann und Horst, Hunde, Ziegen und Kaninchen. Auch räumlich hat sich viel getan. Mit Jahresbeginn konnten die Therapien in der neuen, knapp 1.000 Quadratmeter großen Reithalle aufgenommen werden. Ein lang gehegter Wunsch ging damit in Erfüllung, denn so können die Kinder und Familien auch im Winter oder bei Schlechtwetter ins Regenbogental kommen.

Trauer und Freude unterm Regenbogen

Das Glück dieser Erde – dank der neuen Halle auch im Winter

Finanzielle Fragen

Finanziert wurde die Halle über Spenden, wie auch das Ganze auf freiwillig finanzierten Füßen steht. „Ein großes Dankeschön an unsere Partner, allen voran Bund, Land und Europäische Union sowie der Leobersdorfer Bürgermeister und zahlreiche Unterstützer und Sponsoren“, so Weiss-Beck.

„Wir finanzieren uns größtenteils aus Spenden und suchen immer Sponsoren, die Therapien übernehmen. Zuletzt konnte innerhalb von Stunden Hilfe für einen Vater aus Wien organisiert werden, der sich die Therapie seiner mehrfach behinderten Tochter nicht mehr leisten konnten und nun bei uns ist“, erzählt Raphaela Ehrenhofer über die Hilfsbereitschaft der „Regenbogen-Familie“. Auch die Therapeuten am Hof arbeiten in vielen Bereichen ehrenamtlich.

Dass die Hilfe sinnvoll ist, zeigen viele Beispiele: „Das Mädchen im Rollstuhl, dessen Aussichten nicht rosig waren und das jetzt einige Minuten allein am Pferd sitzen kann, was vorher undenkbar gewesen ist. Oder das Mädchen, das sich nach dem Tod der Mutter um die Geschwister kümmern muss und bei uns ganz Kind sein kann. Für sie ist das Regenbogental eine Kraftquelle und für uns auch“, sagt Ehrenhofer.

Spendenkonto: Raika Baden, IBAN AT26 3204 5000 0199 3419
www.regenbogental.at

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