Nach zwei Jahren Pandemie dreht der Tourismusmotor in den Wiener Alpen in NÖ wieder in den roten Bereich. Es läuft fast zu gut für die vorhandenen Bettenkapazitäten.
Einige Regionen hinken in Sachen Nächtigungsangebot dem Boom deutlich hinterher. Besonders die kulturelle Hochblüte im Semmering-Rax-Gebiet oder das üppige Mountainbike-, Sport- und Freizeitangebot am Wechsel verlangen nach qualitativ hochwertigen Hotels. „Wir haben aktuell eine gewisse Knappheit, besonders durch das kulturelle Angebot im Sommer“, bestätigt die Geschäftsführerin der Wiener Alpen in NÖ Tourismus GmbH, Mariella Klement-Kapeller.
In der Vorkrisenzeit 2018 knackte man in der Region Wiener Alpen den Nächtigungsrekord von einer Million. Diesen wird man schon bald überflügeln. Durch die Neuausrichtung der Reichenauer Festspiele, den Kultur.Sommer.Semmering im Panhans und die ganzjährige Positionierung des Südbahnhotels am Semmering als Bühne ist die Region zur kulturtouristischen Musterdestination gereift. Allerdings mit einem Schönheitsfehler. Die neuen Hotelangebote lassen noch Jahre auf sich warten.
Wann und ob das Panhans als Grandhotel jemals wieder öffnet, wissen derzeit nicht einmal die ukrainischen Inhaber. Und bis die zwei Vorzeigeprojekte im Sommerfrischeort ihre Betten für den Gast bezogen haben, läuft noch viel Wasser die Donau hinunter. Der Grazer Hotelier Florian Weitzer macht in den nächsten Jahren das Kurhaus für 40 Millionen Euro zum Grand Semmering und Immobilien-Unternehmer Christian Zeller wird noch drei Jahre benötigen, bis man sich im umgebauten Südbahnhotel zur Ruhe betten kann. Alle drei Häuser haben zusammen ein Potenzial von gut 400 Zimmern, die derzeit schmerzlich vermisst werden.
Wexl-Trails und Erlebnisarena
Ein ähnliches Problem hat man einige Kilometer weiter in St. Corona am Wechsel. Mit zuletzt knapp 150.000 Gästen im Bikepark Wexl-Trails und der Erlebnisarena steigt auch dort die Nachfrage der Mehrtagesgäste.
Ein Lichtblick hat sich auf den zweiten Blick für die Gemeinde als doch nicht so rosig entpuppt. Über die Immobiliengesellschaft Movatoo haben holländische Investoren das marode Hotel Waldhof erworben, um darauf ein Chaletdorf zu entwickeln. Dafür hätte ein Teil des zehn Hektar großen Waldes aber auf Bauland umgewidmet werden müssen.
Die Gemeinde war zunächst angetan, bis man aus Angst vor einer Immobilienblase à la Lech am Arlberg nasse Füße bekam. „Der Verkauf von Chalets an Investoren war nicht in unserem Sinn“, erklärt Bürgermeister Michael Gruber (ÖVP). Der Grund sei zu schade, um ihn als Spekulationsobjekt oder Wertanlage zu sehen.
Schmucke Luxushäuser für Reiche, die bis auf ein paar Tage im Jahr leer stehen, würden der Tourismusdestination nichts bringen. „Wir können das nur über die Flächenwidmung regeln. Sonst sind der Gemeinde die Hände gebunden“, sagt Gruber.
Nach Gesprächen mit dem Investorenvertreter und Dietmar Wiegand, Professor an der TU Wien, sei von den Plänen abgerückt worden, meint der Bürgermeister. Wiegand initiierte heuer zusammen mit sechs Künstlern aus fünf Nationen auf dem Gelände den Waldkunstpark mit riesigen Installationen in freier Natur.
Der Kunstpark befindet sich in Privatbesitz, ist aber frei zugänglich. „Das wird auch so bleiben, wenn am Standort des ehemaligen Waldhof wieder ein Hotel gebaut wird“, erklärt Wiegand.
Angedacht ist ein Haus in deutlich kleinerer Version. Laut Gruber habe man sich darauf verständigt, dass auch ein Wohngebäude errichtet werden kann. „Jedes Bettenangebot, wenn es qualitativ hochwertig ist, schafft automatisch die entsprechende Nachfrage“, sagt Klement-Kapeller.
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