Starhemberg: Burgfräulein muss noch auf den Einzug warten

Was Feinde nie geschafft haben, ist der Natur gelungen. Sie hat die Starhemberg erobert. Das Areal wird nun gerodet und wieder zugänglich gemacht
Eine Gruppe Freiwilliger hat die Basis zur Sanierung der bedeutendsten Wehranlage Österreichs geschaffen. Im nächsten Schritt geht es um die Förderungen.

Ohne freiwillige Helfer, die ihre Wochenenden opfern, wäre das Projekt zum Scheitern verurteilt. Die Rettung eines kunsthistorischen Schatzes hoch über Markt Piesting (Bezirk Wiener Neustadt) scheint einer eingeschworenen Gruppe von knapp 50 Ehrenamtlichen ein Herzensanliegen zu sein.

Mit der ehemaligen Babenberger-Burg Starhemberg wird eine der bedeutendsten Wehranlagen Österreichs für die Nachwelt zugänglich gemacht und restauriert. Den Grundstein dafür legten seit März vorwiegend Freiwillige aus der Region, die sich dem Verein „Freunde der Burg Starhemberg“ anschlossen. An mehreren Aktionstagen haben es die Helfer geschafft, die rund 3.700 Quadratmeter große Vorburg von dem zu befreien, was die Natur erschaffen hatte.

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Starhemberg: Burgfräulein muss noch auf den Einzug warten

Die schweißtreibenden Rodungsarbeiten sind seit wenigen Tagen beendet. „Aufgrund der ehrenamtlichen Arbeit so vieler Menschen gelingt etwas Herausragendes, nämlich, dass eine der bedeutendsten Burgen Österreichs erhalten werden kann“, sagt Werner Sulzgruber, Historiker und Obmann der „Freunde der Burg Starhemberg“.

Damit sei der erste „Meilenstein“ erreicht. Im nächsten Schritt wird die Ruine nun durch Bautechniker und Restauratoren begutachtet, vermessen und befundet – eine Voraussetzung für die nötigen Förderanträge beim Land Niederösterreich und dem Bund.

Es geht um Subventionen

Sulzgruber buhlt auch um Unterstützung, damit der Kulturschatz rasch zugänglich gemacht werden kann. „Wir brauchen viele Mitglieder in unserem Verein, sodass auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene klar ist, dass es sich hier um ein breit unterstütztes Projekt handelt. Nur dann haben wir eine starke Stimme, werden politisch wahrgenommen und werden finanzielle Subventionen erhalten können.“

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Starhemberg: Burgfräulein muss noch auf den Einzug warten

Der einstige Herrschaftssitz des letzten Babenbergers Herzog Friedrich II. (1211 bis 1246) weist einige bau- und kunstgeschichtliche Besonderheiten auf, die die Ruine so einzigartig machen, erklärt Sulzgruber. So verfügt die Burg Starhemberg beispielsweise über gleich drei Hochtürme und eine romanische Rundkapelle, wie man sie nur äußert selten in Österreich und sogar in Mitteleuropa vorfindet.

Exorzismus

Um die Wehranlagen ranken sich auch sagenumwobene Geschichten, die Besucher in ihren Bann ziehen sollen. Übermittelt ist eine Teufelsaustreibung vor knapp 450 Jahren in der Annenkapelle der Burg. Vom leibhaftigen Teufel soll Viktoria, eine Dienstmagd im 16. Jahrhundert, besessen gewesen sein. Der Sage nach flogen ihr binnen zehn Stunden beim Exorzismus mehr als 30 „böse Geister“ aus.

Starhemberg: Burgfräulein muss noch auf den Einzug warten

In Zukunft sollen auf der Burg anstelle der Geister aber vor allem die Bauarbeiter umgehen. Möglich gemacht hat das alles ein Nutzungsvertrag zwischen der Gemeinde Markt Piesting und den Eigentümern, der Familie Habsburg-Lothringen. Die in Barcelona lebenden Habsburg-Nachkommen, Alejandra Riera Habsburgo, Pedro Riera de Habsburgo und Carlos Riera de Habsburgo Lorena stimmten dem Plan nach jahrelangen Verhandlungen zu.

Wenn die Förderanträge, die zeitnahe beim Bundesdenkmalamt und beim Land NÖ gestellt werden, positiv behandelt werden, sind die nächsten Maßnahmen für die geplante Sanierung schon vorgezeichnet.

Drohnen

Nach einer Drohnen-Vermessung aus der Luft und entsprechenden Sicherungsmaßnahmen sollen im Spätsommer Teile der Kernburg freigemacht werden, skizziert Sulzgruber den weiteren Zeitplan. Noch ist die Burgruine Starhemberg aber wegen Lebensgefahr gesperrt, gewarnt wird vor herabstürzenden Mauerteilen.

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