Friedrichs Vermächtnis: Familie Habsburg-Lothringen gibt Burg Starhemberg frei
Vom leibhaftigen Teufel soll Viktoria, eine Dienstmagd im 16. Jahrhundert, besessen gewesen sein. „Das Mädchen reckte sich und streckte und krampfte sich bis zur Kugel zusammen, allein der Widerstand der Teufelsbrut war vergeblich und binnen zehn Stunden flogen mehr als 30 böse Geister aus“, heißt es in der Überlieferung.
Schauplatz dieses Exorzismus war vor 448 Jahren die Annenkapelle der Burg Starhemberg – deren Ruine hoch über Markt Piesting bei Wiener Neustadt steht. Und sie ist nicht nur wegen der „Teufelsbeschwörung am Starhemberg“ eine der interessantesten Burgen Österreichs.
Flächenmäßig ist sie eine der größten Burgen im Lande, außerdem residierte hier Herzog Friedrich II., genannt der Streitbare und letzter Babenberger (1211 – 1246). Wie bedeutend die Feste war, zeigt die um 1239 entstandene, berühmte „Ebstorfer Weltkarte“, wo die Burg – nur gemeinsam mit Wien und Krems als „Starkenberch urbs“ in „Austria“ verzeichnet wurde.
Von Glanz und Gloria war aber schon lange nichts mehr übrig. Die Ruine verfiel in Dornröschenschlaf. Nun aber steht Starhemberg vor einem neuen Kapitel seiner Geschichte. Zwanzig Jahre hat es vom Start der ersten Gespräche an gedauert, bis eine Einigung über die Zukunft werden konnte. Die Burgruine wird für die Nachwelt weiter dokumentiert, saniert und wieder zugänglich gemacht.
Besuch aus Spanien
Zwischen der Gemeinde Markt Piesting und den Eigentümern, der Familie Habsburg-Lothringen, konnte nun eine vertragliche Einigung über die Nachnutzung erzielt werden. Die in Barcelona lebenden Habsburg-Nachkommen, repräsentiert durch Alejandra Riera Habsburgo, Pedro Riera de Habsburgo und Carlos Riera de Habsburgo Lorena, unterzeichneten mit Bürgermeister Roland Braimeier einen entsprechenden Pachtvertrag und reisten für den Termin extra aus Spanien an. Die Gemeinde und der Verein der „Freunde der Burg Starhemberg“ kümmern sich in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt sowie dem Land NÖ um die Sanierung und dauerhafte Erhaltung.
„Wegen der besonderen Bedeutung als historisches Kulturgut besteht auch von den wichtigsten Entscheidungsträgern größtes Interesse, das Projekt voranzutreiben“, erklärt Werner Sulzgruber, Historiker und Obmann des Vereins. Als Autor hat er ein Buch über die Burgruine herausgebracht und sich wie kaum ein anderer mit der Geschichte befasst. Wie er erklärt, weist die Ruine bau- und kunstgeschichtliche Besonderheiten wie zum Beispiel drei Hochtürme auf.
Ein besonderes Merkmal der Wehranlage ist die romanische Rundkapelle, wie man sie nur äußert selten in Österreich und sogar in Mitteleuropa vorfindet. „Dieser Teil ist wegen der historischen Bedeutung sicherlich einer der Ersten, der saniert wird“, erklärt Sulzgruber.
Überwuchert
Da das 8.000 m2 umfassenden Areal in den vergangenen Jahrzehnten überwuchert wurde, muss das Gelände erst einmal gerodet werden. Danach erfolgt eine digitale Vermessung – mit Hilfe von Drohnen auch aus der Luft. Der Vorburg-Bereich und die Rundkapelle sollen schon bald für Besuche, Veranstaltungen, Ausstellungen und andere Zwecke öffentlich zugänglich gemacht werden.
Wehranlage
Die Burg Starhemberg entstand zur Mitte des 12. Jahrhunderts, gegründet durch den steirischen Markgrafen Otakar III.
Bedeutung
Mehr Bedeutung gewann die Festung vor allem durch den Ausbau unter Herzog Friedrich II.
Habsburger
Im Jahr 1246 starb Friedrich II. der Streitbare. Kurze Zeit später ging die Herrschaft an die Habsburger über. Abgesehen von ihrer Besetzung durch ungarische Truppen im Jahr 1482, prallten alle gröberen Angriffe an der Burg jedoch ab. Im Jahr 1830 gelangte die Herrschaft Starhemberg schließlich in den Besitz des Hauses Habsburg-Lothringen
Uneinnehmbar
Die Burg Starhemberg galt aufgrund ihrer Bauweise und der drei Türme als uneinnehmbar. Laut Sulzgruber gewann die Festung vor allem unter Herzog Friedrich II. dem Streitbaren an Bedeutung, weil er sie zu einem „Zentrum seiner Repräsentation ausbauen ließ“. Es kamen die talentiertesten Steinmetze von weither, um dem Herzog ein prunkvolles Ambiente in Stein zu meißeln.
In etlichen Konflikten diente die Burg als sicherer Rückzugsort. 1246 starb Friedrich II. , 1278 übernahmen dann die Habsburger die Herrschaft. Um der neuen Dachsteuer zu entgehen, ließen die Grafen Heussenstein um 1800 Türen und Fensterstöcke herausbrechen und die Dächer abdecken. Damit begann der Verfall der Burg.
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