Cobra-Alkounfall: Eine Delle wird zur kleinen Staatsaffäre

Der Blechschaden am rechten Rand der Stoßstange  
Schaden am Dienstwagen der Anti-Terroreinheit harmloser als angenommen. Die Reparatur machte 513 Euro aus.

Zumindest was den Blechschaden am Dienstauto anbelangt mutet die Cobra-Affäre schon eher als „Affärchen“ an.

Der Unfall von zwei Personenschützern der Familie von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), die betrunken nach Dienstschluss in Wien einen Autounfall verursacht haben, hat vor allem innenpolitisch hohe Wellen geschlagen.

Nach der jüngsten parlamentarischen Anfragebeantwortung an die FPÖ kocht die Angelegenheit erneut hoch. Die Fraktion wollte wissen, wie hoch der Unfallschaden war. Die Antwort des Ministeriums gefällt FPÖ-Sicherheitssprecher Hannes Amesbauer so gar nicht. Er bezeichnet den angegebenen Schaden am Dienstfahrzeug von rund 500 Euro als „dreiste Fortsetzung des Tarn- und Täuschmanövers des Kanzler-Ehepaars“. „Nach allem, was man über diesen Crash hört, muss der Schaden weit höher sein. Aber vielleicht ist das ja nur die Abschleppgebühr zum Autofriedhof“, sagt Amesbauer.

Foto und Rechnung

Der KURIER ist der Sache auf den Grund gegangen. Das erste Foto vom beschädigten Zivilfahrzeug der Cobra zeigt die – eher bescheidenen – Auswirkungen des Unfalles. Zu sehen ist kein schwer demoliertes Wrack für den Autofriedhof, sondern ein Dienst-Audi mit einem Lackschaden und einer Delle am rechten Rand der vorderen Stoßstange. Der A6 war nach dem Unfall voll fahrtüchtig.

In der Fachwerkstätte der Porsche Inter Auto GmbH wurde poliert, lackiert und Kleinteile getauscht. Kostenpunkt: 513 Euro und 11 Cent inklusive Steuer. Ein gewöhnlicher Privatkunde hätte wohlgemerkt etwas tiefer ins Börsel greifen müssen.

Cobra-Alkounfall: Eine Delle wird zur kleinen Staatsaffäre

Die Reparaturrechnung der Fachwerkstätte

Flottenrabatt

Das Ministerium erhält durch die Abnahme Tausender Streifenwagen und Dienstfahrzeuge neben „Flottenrabatt“ und Sonderkonditionen beim Leasing auch einen vergünstigten Tarif bei Reparaturen. Insgesamt verursachten selbst verschuldete Unfälle durch Fahrzeuge des Ministeriums in diesem Jahr Kosten von 5.623 Euro, heißt es aus dem Innenministerium.

Die betrunkenen Beamten sind, wie berichtet, bei der Cobra ausgeschieden und wieder an ihren Stammdienststellen. Im Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Korneuburg gegen den Direktor der Anti-Terroreinheit wegen des Verdachts auf Amtsmissbrauch gibt es nichts Neues. Er wird nach wie vor erhoben.

In einem anonymen Brief wurde behauptet, Familie Nehammer hätte bei Cobra-Chef Bernhard Treibenreif wegen der Dienstpläne der Beamten „interveniert“. Die Anschuldigungen werden entschieden zurückgewiesen.

Kommentare