Wiener Neustadt baut einen kulturellen Leuchtturm

Wiener Neustadt baut einen kulturellen Leuchtturm
Trotz Pandemie hat man für 2022 ein ambitioniertes Kulturprogramm gestaltet. Der Theater-Spielplan der „wortwiege“ in den Kasematten widmet sich österreichischem Autorentheater

Corona hat das kulturelle Leben vielerorts gelähmt, oder zumindest gebremst. Wiener Neustadt hat sich im heurigen Jahr gegen die Pandemie gestemmt und „jede Lücke, die möglich war genutzt, um kulturelles Leben spürbar zu machen“, sagt Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP). Alleine der Kultursommer brachte so bei 71 Events mehr als 8.000 Besucher in die Stadt.

Vollen Mutes geht es ins kommende Jahr. Das Kulturprogramm 2022, welches am Freitag im Wiener Neustädter Rathaus präsentiert wurde, ist ein ambitioniertes. Mehr als 40 Programmpunkte stehen alleine im ersten Halbjahr auf dem Spielplan in den Kasematten sowie im Museum St. Peter an der Sperr. Darüber hinaus finden im Bereich der Veranstaltungen im öffentlichen Raum im Mai das Straßenkunstfestival sowie im Juni das „World Music Festival“ im Bürgermeistergarten statt – vorausgesetzt die epidemiologische Lage lässt es zu.

Wiener Neustadt baut einen kulturellen Leuchtturm

Kulturstadtrat Franz Piribauer, Anna Maria Krassnigg und Bürgermeister Klaus Schneeberger

Strahlkraft

Als das „kulturelle Leuchtturmprojekt mit einer Strahlkraft bis nach Wien und in andere Bundesländer“ gilt laut den Verantwortlichen aber der neue Zyklus „Szene Österreich“ der Theatercompagnie „wortwiege“, hinter der die Regisseurin und Schauspielerin Anna Maria Krassnigg und der Produzent Christian Mair stecken.

Nach zwei erfolgreichen Bloody Crown-Spielzyklen baut die „wortwiege“ ihr Theater in den Kasematten auf ein ganzjähriges Programm aus. Laut Krassnigg setzt man dabei die Arbeit im Bereich des „österreichischen Autorentheaters und der Wiederentdeckung literarischer Juwelen“ fort. In der ersten Ausgabe, die von 24. Februar bis 13. März in den Kasematten stattfinden wird, dreht sich das Programm um Texte von Theodora Bauer („Chikago“), Erwin Riess mit seiner Geschichte über Franz Grillparzers skurriler Schwarzmeer-Reise und Marie von Ebner-Eschenbach („Die Großmutter“). Der Herbst firmiert unter dem Titel „Europa in Szene“.

Aufbauend auf den Inhalten von „Bloody Crown“ widme man sich wieder Königsdramen, aber auch weiteren europäischen Mythen in zeitgenössischer Aufarbeitung, erklärt Krassnigg. Für Schneeberger ist „wortwiege“ das „Aushängeschild und Repräsentant für die hohe Qualität des Kulturprogramms“.

Wiener Neustadt baut einen kulturellen Leuchtturm

Kein Netzhaut-Filmfestival

Fortgesetzt wird 2022 auch das Bösendorfer-Festival in den Kasematten, die damit zur wichtigsten Spielstätte der Stadt aufsteigen. Denn das altehrwürdige Stadttheater wird bis 2024 für fast 11 Millionen Euro komplett umgebaut und modernisiert.

Nicht ohne Auswirkungen auf das kulturelle Leben: Aus Mangel an geeigneten Vorführungsräumen und der Technik wird es bis zur Wiedereröffnung keinen Film-Schwerpunkt geben. „Das betrifft die Programmkino-Schiene ebenso wie das ,Netzhaut Ton Film Festival’“, erklärt Kultur-Stadtrat Franz Piribauer. Beides fällt weg. Auch Netzhaut-Intendantin Katharina Stemberger wollte ihr Engagement nicht mehr wiederholen.

Ganz ohne Filmklassiker muss das Publikum aber nicht auskommen. Prominenten Ersatz bietet 28 Jahre nach der letzten Ausstrahlung der legendären ORF-Sendung „Trailer“ der beliebte Burgschauspieler Frank Hoffmann (83). Er präsentiert als charismatischer Filmexperte in den Kasematten cineastische Juwelen – zum Start am 10. Februar wird „Fahrenheit 451“ ausgestrahlt.

Alle Programminfos finden sich auch unter www.wiener-neustadt.at

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