Bei einer Aktion scharf am Grenzübergang Laa an der Thaya (Bezirk Mistelbach) hat die Polizei über die Weihnachtsfeiertage in einem Pkw 198 Kilo an illegaler Pyrotechnik sichergestellt. Jährlich erleiden in Österreich rund 200 Menschen Unfälle beim Böllerschießen. Zwei Drittel aller Verletzten sind jünger als 24 Jahre.
Die Österreichische Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie warnt gerade zu Silvester vor der verheerenden Wirkung illegaler Pyrotechnik. „Aufgrund der großen Sprengwirkung erleiden jedes Jahr viele junge Menschen kriegsähnliche Verletzungen, die bis zum Tod führen“, erklärt Primar Klaus F. Schrögendorfer von der Uniklinik St. Pölten. Als besonders gefährdet gelten bei Unfällen das Gesicht, Augen und die Hände. Gerade bei Gesichtsverletzungen sei es wesentlich, das Gesichtsgewebe zu reparieren. "Schnitte oder traumatische Verletzungen erfordern von der Plastischen Chirurgie die Versorgung von Knochen, Muskeln, Nerven und Haut. Bei schwersten Verbrennungen kann es erforderlich sein, geschädigtes Gewebe zu entfernen und mikrochirurgische Rekonstruktionen durchzuführen. Die Wiederherstellungschirurgie trägt dazu bei, die Funktion und das Aussehen der betroffenen Bereiche zu verbessern", erklärt Schrögendorfer, der Leiter der Klinischen Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie in St. Pölten ist.
Sehr häufig kommt es auch zu schweren Handverletzungen durch Pyrotechnik. "Diese erfordern in der Regel mehrere präzise chirurgische Eingriffe, um die Funktionsfähigkeit unter Einsatz mikrochirurgischer Techniken wiederherzustellen“, sagt Oberarzt Konstantin Bergmeister.
Der Fall von Tobias Messerer nach dem Unglück am Silvesterabend 2022 sei beispielhaft für die enorme Gefahr, die von Pyrotechnik ausgeht. Trotz mehrfacher Reanimationen, einem offenen Brustkorb mit schwerer Herzverletzung, Verbrennungen dritten Grades und der kompletten Amputation des rechten Unterarmes konnte der Patient nicht nur gerettet, sondern auch in sein Leben rehabilitiert werden, heißt es vonseiten der Ärzte. Durch die plastisch-rekonstruktive Chirurgie konnte der offene Thorax mit freiliegendem Herzen durch Lappenplastiken gedeckt werden, der Arm mit mikrochirurgischen Nerventransfers für eine optimierte Prothesenversorgung vorbereitet und das Gesicht trotz Verlustes des rechtes Auges weitgehendst rekonstruiert werden, erklären Bergmeister und Schrögendorfer. "Dieser Fall zeigt besonders, zu welchen schweren Folgen Böllerverletzungen führen können und wie unentbehrlich und wichtig die Plastische Chirurgie in der interdisziplinären Versorgung dieser Schwerstverletzten ist", so das Team für Plastische-, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie am Universitätsklinikum St. Pölten.
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