Protestaktionen: Gläubige wollen nicht auf ihre Pfarrer verzichten

„So einen Umgang hat keiner verdient!“, findet Daniela Wanek klare Worte. Sie ist die Initiatorin einer Unterschriftenaktion in der Pfarre Mittergrabern (Bezirk Hollabrunn). Dabei richtet sich ihr Protest gegen die Erzdiözese Wien: Der langjährige Pfarrmoderator Tadeusz Cichon wird abberufen, was an sich nicht ungewöhnlich ist.
„Ungeheuerlich“ sei aber die Vorgangsweise. Seitens der Erzdiözese hätte man ihm mitgeteilt, dass keine neue Stelle für ihn gefunden werden konnte, ja sogar, dass keine Verwendung für ihn in der gesamten Erzdiözese Wien bestehe. „Als Pfarrer stellt man sein Leben in den Dienst der Kirche, Cichon hat keine Familie, die ihn nun auffangen könnte. Für mich ist angesichts des Priestermangels auch völlig unvorstellbar, dass es keine Arbeit für ihn gibt.“
Unterschriftenaktion gestartet
Daher hat Wanek am Montag eine Unterschriftenaktion gestartet, die sich gegen die Abberufung Cichons ausspricht. „Wenn in der Sache nichts geschieht, überlege ich einen Austritt aus der Kirche.“
Darüber denken auch Gläubige nach, die in den Pfarren Stratzing, Lengenfeld und Gneixendorf (Bezirk Krems) Zuhause sind. Denn auch dort soll gegen den Wunsch der Bevölkerung Pfarrer Robert Bednarski abgezogen und nach Gars am Kamp versetzt werden.
Messe verlassen
Ihren Unmut zeigten die 100 Personen beim Festgottesdienst am vergangenen Sonntag. Bei der Messe, der auch Weihbischof Anton Leichtfried beiwohnte, zogen sie mit Bürgermeister Josef Schmid aus der Kirche aus. Einen Hoffnungsschimmer gibt es aber: Schmid wurde ein Gespräch mit dem Generalvikar angeboten, wenn auch erst im August.
Anders im Bezirk Hollabrunn: in der Region werden mehrere Pfarren zusammengefasst, seine Abberufung sei Cichon laut der Erzdiözese Wien daher längst bekannt gewesen. Warum ihm keine neue Stelle angeboten wurde, erklärt Sprecher Michael Prüller folgendermaßen: „Es gibt mehrere Umstände – die alle nicht ehrenrührig sind – die in seinem Fall aber zu berücksichtigen waren und die dazu geführt haben, dass wir keine Konstellation gefunden haben, die gut zu ihm passt und in die er leicht hineingepasst hätte.“ Für den Geistlichen bedeute das aber nicht, dass er aus der kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen wird, er gehöre nach wie vor seiner Heimatdiözese in Krakau an.
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