Und das spiegelte sich auch im Pfarrwesen wieder; die Gemeinschaft hielt zusammen und verwirklichte große Projekte, wie die Sanierung der barocken Pfarrkirche oder den Bau des neuen Pfarrzentrums. Auch der Pfarrverband Am Jakobsweg-Weinviertel, der aus fünf Pfarren besteht, wurde 2017 gegründet.
Zwischenruf bei Messe
Momentan ist von dem früheren Geist unter den Gläubigen leider nicht mehr viel zu bemerken. Grund dafür sind die vielen Pfarrerwechsel der letzten Jahre: Beranek wurde 2018 von der Erzdiözese abberufen, Tom Kruczynski trat seine Nachfolge an. Dieser verließ die Pfarre jedoch bald wieder und übergab an Rys. Ende Mai erhielten die Stockerauer dann die Hiobsbotschaft: Rys wird in die Pfarre Aspern versetzt, er wird Ende Juni verabschiedet.
Seit dieser Bekanntmachung kriselt es jedenfalls in der Stockerauer Pfarre: Zwei Pfarrgemeinderäte sind zurückgetreten. Bei der Sonntag-Vorabendmesse, in der Rys‘ Versetzung verkündet wurde, kam es sogar zu einem Zwischenruf: „Es ist nicht wahr, dass unser Pfarrer freiwillig gehen will!“, wurde laut NÖN von einer Gläubigen in den Raum geworfen.
„Auch für uns kam die Abberufung überraschend“, erklärt Franz Bauer, stellvertretender Vorsitzender des Pfarrgemeinderates. Zudem seien in der Messe keine Gründe für die Entscheidung genannt worden. Das heizt die Gerüchteküche in der Stadt kräftig an; es hätte Unstimmigkeiten in der Pfarre gegeben, sogar von Mobbing gegen den Pfarrer war bereits die Rede.
Michael Prüller, Sprecher der Erzdiözese Wien, hält fest: Es gab Konflikte im hauptamtlichen Team, jeder Vermittlungsversuch sei gescheitert. „Darum wurde Pfarrer Rys herausgelöst. Es ist schade, dass die Betroffenen nicht zueinander gefunden haben. Aber man tut niemanden einen Gefallen, wenn man die Situation so beibehält“, erklärt er die Hintergründe.
Und die Diözese greift nun auch aktiv ein, damit wieder Ruhe in der Glaubensgemeinschaft einkehrt: Am 10. Juni gibt es im Pfarrsaal ein Gespräch mit Bischofsvikar Stephan Turnovszky, der allen Interessierten Rede und Antwort stehen wird. „Stockerau ist eine sehr dynamische Pfarre, und darauf wollen wir auch achten“, so Prüller.
„Mein Wunsch für die Pfarre ist, dass wieder mehr Kontinuität einzieht“, sagt Pfarrgemeinderat Bauer. Das ist auch das Ziel der Erzdiözese Wien; ein Nachfolger für Rys steht noch nicht fest, die Stelle soll bis Herbst besetzt werden.
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