Pilzbefall bedroht heimischen „Knofi“
Manfred und Maria Musser sind so etwas wie die Pioniere im heimischen Knoblauchanbau. „1987, als wir angefangen haben, da hat das noch niemand gemacht – ja, vielleicht im Weinviertel ein paar Weinbauern in den Weingärten. Aber nicht in dem Ausmaß“, erzählt Maria Musser aus Unterau im Bezirk St. Pölten-Land.
Damals hatten sie noch nicht einmal Abnehmer – doch der Knoblauch schien ein Selbstläufer zu sein. Ein Schild vor der Tür mit dem Hinweis „Knoblauch zu verkaufen“ genügte, um Kunden zu gewinnen. Heute führt den auf Knoblauchanbau spezialisierten Betrieb Tochter Elisabeth mit ihrem Mann Alfred Huber. 16 Hektar Anbaufläche sind es mittlerweile, die Kunden werden nicht mehr ausschließlich Ab-Hof, sondern auch bei Billa mit ihrem Knoblauch versorgt.
Intensiverer Anbau
„In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Knoblauchanbau in Österreich vervierfacht“, weiß Josef Keferböck von der Landwirtschaftskammer NÖ. Hauptanbaugebiete sind Niederösterreich und das Burgenland mit 180 von 240 Hektar österreichweit. Damit wird eine Marktversorgung von 20 bis 25 Prozent mit heimischem Knoblauch erreicht, der Rest wird importiert – vorwiegend aus Spanien und China.
Doch Pilzerkrankungen setzen dem Knoblauchanbau in Österreich immer mehr zu. Darum hat die Landwirtschaftskammer NÖ 2019 ein Projekt gestartet, bei dem man gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur (BOKU) herausfinden will, welche Krankheiten es gibt und mit welchen Strategien dagegen vorgegangen werden kann.
„Früher hat man gesagt, der Knoblauch ist eine problemlose Kultur“, so Keferböck. Doch durch den intensiveren Anbau kommt es zu verstärktem Auftreten von Schaderregern in den Böden. Pilze haben sich stärker etablieren können, was unter anderem witterungsbedingt sei. Die veränderten klimatischen Bedingungen und die damit einhergehenden Extremwetterereignisse würden die Landwirte auch beim Knoblauchanbau vor Herausforderungen stellen.
„Der Knoblauch wird im Herbst gesetzt, da braucht er es feucht, damit er wurzelt. Jetzt ist er in Winterruhe und ab dem Frühjahr, wo er wächst, braucht er es wieder feucht“, erklärt der Experte. „Wenn er dann im Mai Knollen bildet, braucht er auch Regen, damit er sich sortentypisch gut entwickeln kann. Bei der Ernte ab Ende Mai sollte es dann nicht mehr reinregnen, sondern trocken sein, sonst können sich Pilze gut ausbreiten.“
Eingeschleppte Pilze
„Das mit dem Pilzbefall ist nicht alle Jahre gleich“, sagt Maria Musser. Bei der letzten Ernte sei es wieder schlimmer gewesen. „Wir glauben mittlerweile, das liegt im Saatgut“, so die erfahrene Landwirtin.
Und tatsächlich könnte das der Fall sein: „Teilweise ist das Pflanzgut schon kontaminiert. Wir haben wärmeliebendere Pilze gefunden, die wir möglicherweise aus Spanien eingeschleppt haben“, sagt Keferböck, der am gestrigen Dienstag erste Ergebnisse des Projekts bei einem Infotag für Landwirte präsentiert hat. Etwa 80 Prozent des Pflanzguts werden aus Spanien und Frankreich importiert, denn die Sorten seien alle „virusfrei gemacht. Unsere haben einen gewissen Anteil an Viruserkrankungen, da hat man dann erhebliche Ertragsverluste“. Eine eigene Pflanzgutproduktion hält er für interessant, wenn man wüsste, wie man sie virusfrei bekäme.
Einzelhandel interessiert an Premiumprodukt
Beim Projekt mit der BOKU konnten laut Keferböck alle Verursacher für die Pilze und Fäulnisse gefunden werden. Bis September wird noch weiter geforscht, doch auch dann gäbe es noch einiges zu tun in Richtung Pflanzenmedizin und Behandlungsmöglichkeiten von Pflanzgut. „Wir möchten eine berechenbare, stabile Produktion gewährleisten können und die Qualität sichern“, so Keferböck.
Knoblauch aus Österreich ist nach wie vor ein Premiumprodukt, an dem auch der Einzelhandel – und damit auch der Konsument – trotz des Preisunterschieds zu ausländischem Knoblauch seit etwas mehr als fünf Jahren starkes Interesse zeigt.
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