Regierung stärkt Bauern im Kampf gegen Handelsriesen den Rücken
Karl Schirnhofer hat mit seinem offenen Brief einen Nerv getroffen. Der Fleischverarbeiter wirft darin Billa und BillaPlus „erpresserische Methoden“ vor und sieht sich bei den Preisen „enorm unter Druck gesetzt“. Unterstützung kommt nun von der Bundesregierung. Künftig soll es für solche Fälle eine Anlaufstelle geben.
So kündigt Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) an, dass sich Bäuerinnen und Bauern ab 1. März melden können, falls diese sich unfair behandelt fühlen. Rechtsexperten begutachten in weiterer Folge die Fälle und überprüfen, ob es sich tatsächlich um unfaire Geschäftspraktiken handelt und ob diese geahndet werden können oder nicht. Sollte sich ein Problem bestätigen, wird ein anonymes Verfahren eingeleitet.
So sollen laut Köstinger genau solche Betriebe wie die Firma Schirnhofer eine Möglichkeit haben, sich anonym zu melden: „Wir hören tagtäglich, wie sehr die großen Handelskonzerne die Verarbeitungsbetriebe und damit die Bäuerinnen und Bauern unter Preisdruck bringen.“ Die Absurdität des Systems zeige sich etwa auch bei den kürzlich aufgetauchten Fotos, wo zu sehen ist, wie noch verpackte Fleischprodukte verbrannt werden, sagt die Ministerin. „Dass das aufhören muss, ist, glaube ich, klar.“
Durch die Pandemie hat das Thema Ernährungssicherheit noch mehr an Bedeutung gewonnen: Im Index, wofür 113 Länder untersucht wurden, belegt Österreich den 2. Platz. Das sei der Innovationskraft der Landwirtschaft geschuldet, sage aber nichts darüber aus, wie es den Betrieben wirtschaftlich gehe, sagt Köstinger.
Direktvermarktung
Eine Umfrage unter 1.800 land- und forstwirtschaftlichen Betrieben, die Teil einer umfassenden Studie ist, zeigt, dass sich der ohnehin schon bestehende Trend Richtung Direktvermarktung noch weiter verstärkt hat.
Der Ab-Hof-Verkauf ist in der Krise um 23 Prozent gestiegen. Mittlerweile kauft laut Studie jeder Zweite immer wieder Produkte direkt vom Bauernhof.
Klar erkenntlich ist aber auch, dass im Bereich der Digitalisierung und Vermarktung noch Luft nach oben ist. Daher liege im landwirtschaftlichen Schulwesen auf Marketing ein Schwerpunkt, sagt Köstinger.
In Niederösterreich unterstützt man Bauern auch damit, indem man sie mit Wirten „zusammenspannt“, sagt Niederösterreichs stv. Landeshauptmann Stephan Pernkopf (ÖVP): „Der Wirt braucht eine verlässliche Liefermenge und muss wissen, wann es das Produkt vom Bauernhof gibt. Das keimt sehr gut und ist zu einer regionalen Partnerschaft geworden.“
Um regionale Lebensmittelversorgung geht es auch bei der diesjährigen Wintertagung vom Ökosozialen Forum. Diese findet bis 3. Februar online unter dem Motto „Zukunft dank Herkunft? – Im Spannungsfeld zwischen globalen Märkten und regionaler Versorgung“ statt.
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