NÖ: Trotz Krise halten Wirte die Öfen heiß
Die Gastronomie muss im Zuge des verordneten zweiten Corona-Lockdowns bis Ende November gesperrt bleiben. Doch bei vielen Wirten bleiben die Öfen trotzdem nicht kalt. Bewährte Liefer- und Abholpraktiken wurden wieder hochgefahren und werden von den Gästen auch gerne angenommen. Beim Lokalaugenschein des KURIER zeigt man sich motiviert und trotz aller Erschwernisse auch erleichtert. Denn der von der Regierung angekündigte Ersatz von 80 Prozent des Umsatzes vom vorigen November wird durch die Einkünfte beim Lieferservice nicht gekürzt.
„Da hätten wohl sofort alle Fleißigen das Kochen wieder eingestellt“, ist auch der Wirt des Stadtbrauhofs am Amstettener Hauptplatz, Herbert Houska, überzeugt. Er und sein Küchenteam haben das Gasthaus nahtlos in einen Lieferbetrieb umgestellt. Das zwölfköpfige Personal, davon fünf Lehrlinge, will Houska, auch mit vereinzelter Kurzarbeit, halten. In Kooperation mit drei Lieferservice-Apps, wird ohne Ruhetag täglich geliefert. Und zwar das volle Programm aus der üppigen Speisekarte. Firmen, aber vor allem Senioren seien bereits wieder beste Kundschaften.
Kleine Bestellungen
In Ybbs/Donau liefern Lindenhof-Wirt Attila Dudas und sein Team ebenfalls wieder mittags und abends in die Haushalte. „Es läuft ganz gut, ist aber auch schwierig. Es dürfen ja nicht viele Leute zusammenkommen, deshalb sind die Bestellungen auch klein. Wir haben trotzdem die gleiche Strecke und Lieferzeit“, erzählt Dudas. 20 verschiedene Pizzen, aber auch Traditionelles, wie Schnitzel und Grill-Teller sind zu haben.
In Wiener Neustadt haben viele Lokale aus dem ersten Lockdown gelernt und ihre Gaststätten zu Abhol- und Speiselieferanten umfunktioniert. Durchaus erfolgreich, so Gastronom Christian Spritzendorfer. Der Wirt betreibt nicht nur die Gastronomie im Hallenbad „Aqua Nova“ und im Akademiepark, sondern auch das „Jedermann“ am Hauptplatz. Unter dem Titel „Jedermann bringt’s“ hat er schon im ersten Lockdown umgestellt. „Unter der Woche ist das Mittagsgeschäft recht gut, zum Wochenende hin eher die Bestellungen am Abend“, so Spritzendorfer.
Auch Wiener Neustadts beliebter In-Thailänder „Rak Thai“ hat durch die Zwangsschließung der Gastronomie kaum Einbußen. „Die Kunden bestellen wie wild und holen die Speisen einfach ab“, erklärt der Geschäftsführer. Das Lokal wurde kürzlich von der Uhl-Gastro-Gruppe übernommen, die am Achtersee den Beachclub Himmelblau betreibt. Die thailändischen Spezialitäten gibt es nun auch im Beachclub. Die Nachfrage nach Pizzen, Bowls und dem „Martini-Gansl to Go“ ist so groß, das man neben der Abholung auch ein Lieferservice eingerichtet hat, sagt Geschäftsführer Roman Petek.
Auf Erfahrung aus dem ersten Lockdown kann auch der Heurigen Sunk aus dem Bad Vöslauer Stadtteil Gainfarn (Bezirk Baden) zurückgreifen. Weil man nicht ausstecken konnte, wurden „Corona-Menüs“ per Lieferservice angeboten: „Gestartet haben wir damals mit zwei Menüs täglich, jetzt sind es schon wieder mehr als 50“, erzählen Doris und Bernd Sunk.
Auf den Tisch kommt herzhafte Hausmannskost von Krautrouladen bis Erdäpfelgulasch, den passenden Wein kann man gleich mitbestellen. „Wir haben uns im ersten Lockdown ein Stammpublikum aufgebaut, darunter sind viele Pensionisten, denn wir bringen das Essen bis an die Haustür.“
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