Niederösterreichs Bauern warnen: Heimischer Zuckeranbau ist in Gefahr

Niederösterreichs Bauern warnen: Heimischer Zuckeranbau ist in Gefahr
Schädlinge und Verbote von Pflanzenschutzmitteln sorgen für rückläufige Ernteerträge in der Landwirtschaft.

„Mehr als 5.000 Hektar angebauter Zuckerrüben mussten alleine im heurigen Jahr umgebrochen werden. Auf den abgefressenen Flächen hätten 60.000 Tonnen Zucker erzeugt werden können, damit könnte ganz Wien ein Jahr lang versorgt werden.“ Mit eindringlichen Warnungen wie diesen gingen Niederösterreichs Rübenbauern am Mittwoch auf die Straße. 

Zentrale Botschaft: das verstärkte Auftreten von Schädlingen und das Verbot von wirksamen Pflanzenschutzmitteln haben den Zuckerrübenanbau erschwert. Die Versorgung mit österreichischem Zucker sei gefährdet.

Gemeinsam mit Vertretern der Landwirtschaftskammer und des Bauernbundes Niederösterreich sowie des Zucker-Produzenten Agrana informierte man am Stephansplatz und an zwölf Standorten in Niederösterreich über den Zuckerrübenanbau in Österreich als wichtigen Bestandteil der Fruchtfolge sowie des bäuerlichen Einkommens.

Zusätzliche Kosten

„Besonders der Rübenrüsselkäfer hat für enorme Einbußen gesorgt“, betonte Landwirtschaftskammer-Präsident Johannes Schmuckenschlager. „Das hat weitere Folgen: zusätzliche Kosten von zwei Millionen Euro und 500 Tonnen CO2-Mehrausstoß. Das entspricht fünf Millionen gefahrenen Pkw-Kilometern. Das ist eine Rechnung, die auf Dauer nicht funktionieren wird.“

Schmuckenschlager forderte „ein klares Bekenntnis zu wirksamen Pflanzenschutzmitteln und eine Risikoabsicherung für die Rübenbauern im Falle von erneuten Flächenverlusten.“ Zudem sollen finanzielle Mittel für die Forschung im Bereich der Schädlingsbekämpfung bereitgestellt werden. „Es braucht eine gemeinsame Kraftanstrengung aller, um die Versorgung mit hochwertigem heimischen Zucker sicherzustellen.“

Niederösterreichs Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf betonte: „Ohne wirksame Pflanzenschutzmittel müssen Lebensmittel importiert werden. Womöglich aus Erdteilen, wo der Regenwald niedergebrannt wird. Das kann nicht im Sinne des Erfinders und schon gar nicht im Sinne der Umwelt sein.“ Man habe die Sorgen vor wenigen Tagen bei einem Arbeitsbesuch in Brüssel bei EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen deponiert.

„Stoßen an Grenzen“

Lorenz Mayr, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer NÖ, wies auf die Wichtigkeit der Zuckerrübe als Produktionszweig bäuerlicher Betriebe hin. „Es geht darum, die Vielfalt der Kulturen auf unseren Feldern zu erhalten. Mittlerweile stoßen wir jedoch an die Grenze des Machbaren, der Rübenanbau ist zum Risiko geworden“, so Mayr.

Und Ernst Karpfinger, Präsident der Vereinigung "Die Rübenbauern", kritisierte: „Es kann wohl nicht im Sinne der EU sein, hierzulande die Produktion zurückzufahren, Pflanzenschutzmittel zu verbieten und gleichzeitig das Tor für Importe zu öffnen, die bei weitem nicht unsere hohen Produktionsstandards erfüllen. Die Zuckermengen kommen zollfrei über Freihandelsabkommen entweder über tausende Kilometer aus Übersee zu uns oder ganz aktuell aus der Ukraine, wo beispielsweise die bei uns wegen ihrer angeblich umweltschädlichen Wirkung verbotenen Neonicotinoide verwendet werden dürfen. Das ist wettbewerbsverzerrende Ungleichbehandlung zu Lasten der europäischen Rübenproduzenten und der europäischen Eigenversorgung.“

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