Mutter-Sohn-Beziehung zerstören
Das psychiatrische Gutachten des Sachverständigen Peter Hofmann spricht Bände. Laut ihm lagen bei der Frau „hoch pathologische, sadistische Handlungselemente vor, die darauf abzielten, eine Mutter-Sohn-Beziehung zu zerstören, die beteiligten Personen zu zerstören und letztlich den Sohn zu Tode zu bringen“, so der Gutachter.
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Bereits 2020 soll die 40-Jährige damit begonnen haben, ihre hörige Bekannte „sozial zu isolieren“, heißt es in der Anklage. „Sie erlangte nach und nach eine zuletzt alle Lebensbereiche umfassende Kontrolle über ihre Freundin, insbesondere über den Umgang der Mutter mit ihrem Sohn“.
Tiefe Einblicke
Worauf sich das Wissen der Anklage stützt?
Dem Datenforensiker Franz Fotr ist es gelungen, Inhalte der zerstörten Handys der Frauen wiederherzustellen. Über 2.600 Dokumente, Videos, Fotos und Chats zeichnen ein erschütterndes Bild.
Das Kind ließ man demnach ab Juli 2022 systematisch hungern. Laut Anklage durfte er ab September 2022 nicht mehr in einem Bett schlafen, sondern musste die Nächte in einem „Hundenest oder am Fußboden verbringen“. Wenn der Bub in der Früh zu erschöpft war, um aufzustehen, übergoss ihn die Mutter mit kaltem Wasser, heißt es in der Anklage. Auch Schläge soll es „regelmäßig“ gegeben haben.
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Die Mutter übermittelte regelmäßig Bilder und Videos, die demonstrierten, wie die Qualen umgesetzt wurden – etwa Fotos vom eingesperrten, frierenden Buben in der Box.
Gesundheitszustand wurde gravierend schlechter
Ab 20. November 2022 kam es bei dem Buben zu einer gravierenden Verschlechterung seines Gesundheitszustands. Der Freundin sei der bedenkliche Zustand durch Fotos, Videos und laufende Telefonate und Treffen mit der Mutter bekannt gewesen, sagt die Staatsanwaltschaft.
Als er am 23. November von einer Sozialarbeiterin in der Wohnung entdeckt wurde, lag der Bub mit einer Körpertemperatur von nur noch 26,8 Grad im Koma. Ohne dem Einschreiten der Rettungskräfte wäre er „an den Folgen der Unterkühlung und Unterernährung verstorben“, heißt es im Gutachten.
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Es droht lebenslang
Der Mutter droht lebenslange Haft, die Strafandrohung für die Mitangeklagte liegt bei maximal zehn Jahren. Sie bekennt sich laut ihrem Anwalt Sascha Flatz nicht schuldig. Die Staatsanwaltschaft Krems hat zudem die Einweisung in ein forensisch-therapeutisches Zentrum beantragt. Laut dem psychiatrischen Gutachten sind beide Frauen zurechnungsfähig, aber gefährlich. Weitere Taten seien zu befürchten.
Ein Prozesstermin am Landesgericht Krems steht noch nicht fest.
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