Bub in Hundebox: Die Anklage lautet auf versuchten Mord

Bub in Hundebox: Die Anklage lautet auf versuchten Mord
12-Jähriger wurde beinahe zu Tode gequält. Die Mutter und eine Komplizin müssen sich dafür vor Gericht verantworten.

Einen vergleichbaren Fall findet man in Österreichs Kriminalgeschichte zum Glück nur selten. Im Fall des zwölfjährigen Buben aus dem Waldviertel, der von seiner Mutter über Wochen gequält und in eine Hundebox gesperrt worden sein soll, bis er ins Koma fiel und beinahe starb, ist die Anklage fertig. Die 32-jährige Mutter des Kindes muss sich unter anderem wegen versuchten Mordes den Geschworenen stellen, bestätigt auf Anfrage des KURIER ihre Anwältin Astrid Wagner. Darüber hinaus geht es auch um das Quälen und Vernachlässigen unmündiger, jüngerer und wehrloser Personen.

Die 40-jährige Freundin und Komplizin der Mutter muss sich im Prozess am Landesgericht Krems als Beitragstäterin verantworten. Einen Termin für die Verhandlung gibt es aber noch nicht.

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Der KURIER hatte den erschütternden Fall als erstes Medium im vergangenen Juni in die Öffentlichkeit gebracht. Justiz, Kriminalpolizei und die Behörden verfolgten den Plan, die Causa bis zum Prozess unter Verschluss zu halten. Bekannt geworden ist die Sache nur, weil die Mutter eine Grundrechtsbeschwerde wegen der gegen sie verhängten Untersuchungshaft eingebracht hatte - und damit abblitzte.

Chatprotokolle und Fotos

Die unvorstellbaren sadistischen Handlungen an dem Kind sind auf Tausenden Seiten durch diverse Fotos, Chatprotokolle sowie ein teilweises Geständnis der Mutter hinlänglich dokumentiert. Das Kind wurde demnach gefesselt, geknebelt, stundenlang im Hundekäfig eingesperrt und bei Eiseskälte mit kaltem Wasser übergossen. Er bekam zur Strafe so lange kein Essen, bis er beinahe verhungerte.

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Anleitung zum Quälen

Die Vorwürfe gegen die beiden Frauen sind erschütternd. Die Mutter soll ihren Sohn im Jahr 2022 über Monate hinweg geschlagen, gefesselt, geknebelt und ihn wiederholt über Stunden in die Hundebox eingesperrt haben. Das Essen des Buben wurde so rationiert, dass das Kind stark unterernährt war. Als er am 23. November 2022 in der Wohnung der Mutter entdeckt wurde, hatte das Kind nur noch eine Körpertemperatur von 26,8 Grad. Er wurde in lebensbedrohlichem Zustand auf die Intensivstation eingeliefert und überlebte nur knapp.

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Wie die Ermittlungen und Tausende sichergestellte Chats der Mutter und ihrer Freundin enthüllten, sollen sich die Frauen über den Zustand und die Psyche des Kindes lustig gemacht haben. Laut Anklage hatte die Komplizin genau Anweisungen gegeben, wie man den Buben quält und erniedrigt. Wegen möglicher Versäumnisse der Jugendhilfe sowie der Schule des Kindes wurde vom Land NÖ eine sechsköpfige Expertengruppe zur Prüfung des Falles eingesetzt. Die Kommission soll laut Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) Rechtsvorschriften, Prozesse und Schnittstellen überprüfen sowie etwaige Verbesserungsvorschläge machen. Ein Ergebnis wird erst im kommenden Jänner erwartet.

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"Zugesperrt, von Mama"

Das Protokoll über die Einvernahme des Kindes verdeutlicht die Grausamkeiten, die der Bub erleiden musste. „Als du in der Hundebox warst, hättest du da jederzeit heraus können, oder war sie zugesperrt?“, wurde der mittlerweile 13-Jährige befragt. „Zugesperrt, von Mama“, so die Antwort. Oft war er stundenlang und ganze Nächte darin gefangen.

Kühlschrank verschlossen

Der Bub erinnert sich, dass auch die Freundin der Mutter zu Besuch war, als es zu den Übergriffen kam. Sie habe dabei geholfen, ihn in sein Gefängnis zu sperren, so das Kind. Die tiefe Abneigung gegenüber der mutmaßlichen Peinigerin habe sich auch so gezeigt, dass er sie nicht unter ihrem Namen, sondern unter „Arsch“ im Handy eingespeichert hatte.

Angesprochen darauf, dass er beinahe verhungert sei, erklärte der Bub, dass die Mutter ihm über lange Zeit nichts zu essen gegeben und auch nicht gekocht habe.

Grausames Detail: Die 32-Jährige schickte der Freundin einen Screenshot von einem Kühlschrankschloss und fragte sie: „Welches soll ich bestellen?“. Sie wollte, dass das Kind nicht mehr von selbst an die Lebensmittel gelangt. Einmal sei der Bub aus der Schule weggelaufen. Zur Strafe hätten ihn seine Mama und die Freundin gemeinsam in die Box gesperrt, schildert das Kind.

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