Bub in der Hundebox: Mutter und Freundin landen auf Anklagebank

In wenigen Tagen erhebt die Staatsanwaltschaft Krems Anklage im Fall jenes 12-jährigen Buben aus dem Waldviertel, der von seiner Mutter wochenlang in eine Hundebox gesperrt und systematisch gequält worden sein soll – bis er völlig abgemagert ins Koma fiel und beinahe starb.
Der KURIER hatte den Fall am 12. Juni dieses Jahres überhaupt erst ans Tageslicht gebracht. Justiz, Kriminalpolizei und die Behörden verfolgten den Plan, die Causa bis zum Prozess unter Verschluss zu halten. Bekannt geworden ist die Sache nur, weil die Mutter eine Grundrechtsbeschwerde wegen der gegen sie verhängten Untersuchungshaft eingebracht hatte.
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Mittlerweile sind die Ermittlungen abgeschlossen. Es wird sich nicht nur die 32-jährige Mutter wegen versuchten Mordes, Quälens und Vernachlässigens wehrloser Personen sowie Freiheitsentziehung vor Gericht verantworten müssen. Auch die 40-jährige Freundin und Komplizin wird als Beitragstäterin auf der Anklagebank sitzen. Dies steht bereits fest.
Sadistische Handlungen
Die unvorstellbaren sadistischen Handlungen an dem Kind sind auf Tausenden Seiten durch diverse Fotos, Chatprotokolle sowie ein teilweises Geständnis der Mutter hinlänglich dokumentiert. Das Kind wurde demnach gefesselt, geknebelt, stundenlang im Hundekäfig eingesperrt und bei Eiseskälte mit kaltem Wasser übergossen. Er bekam zur Strafe so lange kein Essen, bis er beinahe verhungerte.
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Aber welche Rolle kommt der 40-jährigen Freundin der Mutter genau zu? Diverse Chatnachrichten sollen belegen, dass sie eine Art Mutterrolle eingenommen hatte und über Wochen Tipps und Anleitungen gegeben haben soll, wie man den Buben „diszipliniert“.
Bub zu den Vorfällen befragt
Das Protokoll seiner Einvernahme verdeutlicht die Grausamkeiten, die das Kind erleiden musste. „Als du in der Hundebox warst, hättest du da jederzeit heraus können, oder war sie zugesperrt?“, wurde der mittlerweile 13-Jährige befragt. „Zugesperrt, von Mama“, so die Antwort. Oft war er stundenlang und ganze Nächte darin gefangen.
Kühlschrankschloss
Der Bub erinnert sich, dass auch die Freundin der Mutter zu Besuch war, als es zu den Übergriffen kam. Sie habe dabei geholfen, ihn in sein Gefängnis zu sperren, so das Kind. Die tiefe Abneigung gegenüber der mutmaßlichen Peinigerin habe sich auch so gezeigt, dass er sie nicht unter ihrem Namen, sondern unter „Arsch“ im Handy eingespeichert hatte.
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Angesprochen darauf, dass er beinahe verhungert sei, erklärte der Bub, dass die Mutter ihm über lange Zeit nichts zu essen gegeben und auch nicht gekocht habe.
Grausames Detail: Die 32-Jährige schickte der Freundin einen Screenshot von einem Kühlschrankschloss und fragte sie: „Welches soll ich bestellen?“. Sie wollte, dass das Kind nicht mehr von selbst an die Lebensmittel gelangt. Einmal sei der Bub aus der Schule weggelaufen. Zur Strafe hätten ihn seine Mama und die Freundin gemeinsam in die Box gesperrt, schildert das Kind.
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Laut Verteidiger Sascha Flatz beteuert seine Mandantin, nichts davon gewusst zu haben, dass der Bub von der Mutter eingesperrt und mit Wasser übergossen wurde. Sie hatte mit der Mutter des Kindes eine enge Freundschaft, eine Zeit lang haben die Frau und der Bub sogar bei ihr gewohnt. Dort sei es nie zu derartigen Vorfällen gekommen. Die Schuld werde zu Unrecht auf seine Mandantin abgeschoben, obwohl die Kindsmutter die Taten begangen habe.

Verteidiger Sascha Flatz
Es geht auch um schweren Betrug
Die perfide Beziehung zwischen der 32-jährigen Kindsmutter und ihrer Freundin ist im Tatzeitraum zwischen Sommer und November 2022 durch insgesamt 2.626 Telefonate, Whatsapp und Chatnachrichten forensisch dokumentiert. Auch Videos und Bilder vom Buben in einem desaströsen gesundheitlichen Zustand wurden verschickt.
Verantworten muss sich die 40-Jährige vermutlich auch wegen schweren Betrugs. Sie soll der Kindsmutter 80.000 Euro vom Verkauf eines Reihenhauses abgeknöpft haben.
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