Neues Öffi-Angebot mit Startproblemen

Neues Öffi-Angebot mit Startproblemen
Kritik an geänderter Citybus-Linienführung, Shuttleservice im Bezirk laboriert an „Kinderkrankheiten“ – beides soll behoben werden

„Ich bin 82 Jahre alt, für mich ist das Citybus-Angebot jetzt wertlos“, sagt eine Bewohnerin der Ludwig-Höfler-Gasse in Mödling. Seit Anfang April die Linienführung des beliebten Stadtbusses adaptiert und geändert wurde, herrscht unter vielen der meist älteren Fahrgäste Aufregung. Denn während im Zuge der Änderung einige Straßenzüge besser erschlossen wurden, gibt es auch Verlierer. Vier Haltestellen gebe es etwa in ihrem Bereich nicht mehr, der (zu) lange Weg zum nächsten Citybus-Stopp damit unmöglich, bekrittelt die Seniorin.

„Erst eine Woche bevor die Umstellung erfolgte, gab es an den betroffenen Haltestellen eine Information mittels Aushang. Auch auf der Homepage gab es keine Ankündigung“, sagt Renate Rosecker. Und die Öffi-Nutzerin kritisiert, dass das Angebot „komprimiert wurde“. Drei statt vier Stadtbus-Linien gibt es nur mehr und während auf manchen Routen Linien und Stadtbusse unterwegs sind, bleiben manche Randgebiete unerschlossen. Beispiel: In der Hartiggasse fährt kein Stadtbus mehr, der Linienbus aber nur in eine Richtung.

Neues Öffi-Angebot mit Startproblemen

Betroffene Stadtbus-Nutzer fühlen sich schlecht informiert und kritisieren die Änderungen

Weniger Platz

Neu sind nicht nur die Linienführung, sondern auch die Fahrzeuge. Diese Sprinter-Busse sind kleiner und damit zwar wendiger, aber statt 23 gibt es jetzt nur mehr 13 Sitzplätze. „Damit sind die Busse vor neun Uhr zum Vergessen, weil sie voller Schüler sind“, sagt Rosecker. Auch die Platzverhältnisse der neuen Busse werden kritisch gesehen. „Bequem sitzen kann man dort nicht mehr“, ärgert sich ein Stadtbusnutzer. Das neue Anrufsammeltaxi mit Postbus-Shuttlebussen im Bezirk wird auch nicht mit Lob überschüttet, weil man dabei auf fixe Haltepunkte angewiesen ist und zusätzlich zum Fahrpreis zwei Euro Komfortzuschlag zahlen müsse.

Das Streitthema ist auch in der Stadtpolitik angekommen. „Seit der Umstellung hören die Beschwerden der Nutzer in Mödling nicht auf und werden zu Recht immer massiver“, so Vizebürgermeisterin und SPÖ-Vorsitzende Silvia Drechsler. Das Angebot sei „vor allem auf Kosten älterer und gehbehinderter Menschen ohne passende Alternative“ reduziert worden. Die Abstimmung mit dem übergeordneten Bahn-Netz sei mangelhaft.

Das neue Postbus-Shuttle sei über die angebotenen Apps nicht immer erreichbar, die Buchung von Fahrten mitunter nicht möglich. Es komme zu „massiven Verspätungen“ und auch die Fahrpreise würden unterschiedlich gehandhabt, bei Anrufen im Call-Center müsse man „extrem lange Wartezeiten“ in Kauf nehmen, so Drechsler.

Mödlings Bürgermeister Hans Stefan Hintner (ÖVP) spricht von „Kinderkrankheiten“ des an sich gut funktionierenden Anrufsammeltaxis: „Daran wird gearbeitet und ich möchte doch um ein bisschen Geduld bitten.“ Er betont: „Dieses System bringt wirklich eine massive Verbesserung des Öffentlichen Verkehrs im ganzen Bezirk mit sich und ist für Besitzer von ÖBB-Zeitkarten in Mödling sogar völlig kostenlos, weil die Stadt den sonst verrechneten Komfortzuschlag übernimmt.“

Hintner bestätigt aber die Kritik an den neuen Citybus-Linien: „Ich werde laufend von Betroffenen wegen der Umstellung angesprochen.“ Diese sei von Vizebürgermeister Rainer Praschak (Grüne) aufgrund einer Evaluierung der Auslastung der bisherigen Routen in Absprache mit dem Verkehrsverbund Ost Region (VOR) erfolgt – und im Gemeinderat einstimmig beschlossen worden. „Leider hat man dabei aber offenbar auf die direkte Kommunikation mit den Nutzern des Busses vergessen und auch die Information ist mangelhaft“, so Hintner. Die neuen Fahrpläne seien jedoch „nicht in Stein gemeißelt“, versichert er. „Wir werden alle Beschwerden sammeln, das Verkehrsreferat soll sie analysieren und Verbesserungsvorschläge vorlegen.“

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