Neue Regelung: Parkpickerl piesackt Pendler
„Heute ist schon etwas mehr los als sonst“, meinte ein Bahnfahrer, der Dienstag früh am Bahnhof Baden mit vielen anderen auf einen Wieselzug nach Wien wartete. Er fahre generell mit den Öffis zur Arbeit, für die Reise in die Bundeshauptstadt Bahn oder Bus zu nutzen, hat seit dem 1. März aber einen zusätzlichen triftigen Anreiz: Die flächendeckende Kurzparkzone in Wien trat in Kraft.
Seit Dienstag, 9 Uhr vormittags, sind damit 229.000 bisher kostenlose öffentliche Stellplätze kostenpflichtig. Diese Ausweitung der Kurzparkzone auf fast ganz Wien – nur wenige Randbereiche sind davon ausgenommen – hat vor allem massive Auswirkungen auf die Pendler. Denn davon gibt es vor allem aus Niederösterreich reichlich. 200.000 nämlich pendeln insgesamt täglich nach Wien – 146.000 davon nutzen das Auto. Viele müssen nun umdenken. Und die Neuerung zeigte bereits am ersten Tag Auswirkungen.
In Wien waren viele bisher zugeparkte Straßenzüge leer. „Keiner sucht ewig einen Parkplatz. Den Luxus hätten wir uns längst gönnen sollen“, war etwa in einer Liesinger Facebook-Gruppe zu lesen. In einer anderen wird gefragt; „Wo stehen die jetzt alle?“
Womit wohl die Pendler aus Niederösterreich gemeint sind. Etliche verzichteten wohl auf das Auto und nutzten die Öffis. Das lässt jedenfalls die Situation auf der Südautobahn und Südosttangente am Dienstag vermuten, wo eine vergleichsweise flüssige Fahrt möglich war. Nicht wenige wichen in Parkgaragen aus. In Wien deutlich voller als zuvor zeigte sich etwa die Park-&-Ride-Anlage bei der U4-Station in Heiligenstadt. Die großen Garagen-Betreiber „Best in Parking“ und „Apcoa“ bestätigten den Eindruck: Die Auslastung habe sich „merklich“ erhöht, hieß es dazu.
"Mobilitätsverhalten neu denken"
Im Wiener Umland waren die ÖBB-Parkhäuser gut gefüllt, aber nicht überlastet. Entspannt zeigten sich die Pendler der viel frequentierten Bahnhöfe in Korneuburg und Stockerau: Das Parkpickerl ist für viele der Zugfahrer kein Thema, auf Autofahrten nach Wien verzichten sie schon länger. „Eine höhere Auslastung in den Zügen wäre mir nicht aufgefallen“, so eine Bahnfahrerin aus dem Bezirk Korneuburg.
Anders die Situation in Langenzersdorf, das direkt an Wien angrenzt: Da hatten es die Einwohner in der Früh schwer, einen Parkplatz in Bahnhofsnähe zu ergattern. Wo üblicherweise nur die für Bahnkunden vorgesehenen Parkplätze belegt sind, waren am Dienstag fast alle Straßen in Bahnhofsnähe bis auf den letzten Meter zugeparkt.
„Bis zu 20.000 der täglich nach Wien pendelnden Landsleute sind direkt betroffen und müssen ihr Mobilitätsverhalten neu denken“, sagt Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko. Dafür schaffte das Land neue Rahmenbedingungen: In NÖ werden in Summe 2.000 neue Pkw-Stellplätze und rund 700 überdachte Zweiradstellplätze errichtet.
Damit stehen insgesamt rund 42.000 Parkplätze für Pkws und rund 24.000 Stellplätze für Zweiräder im gesamten Bundesland zur Verfügung – alleine 32.000 Pkw-Stellplätze davon befinden sich im Wiener Umland. Darüber hinaus investiert NÖ drei Millionen Euro, um das Busangebot rund um Wien zu erweitern. Alle Informationen zu den Pendel-Angeboten nach Wien finden sich unter www.wienpendeln.at sowie unter der kostenlosen Infohotline 0800 22 23 34.
Während sich der Süden von Wien – allen voran Perchtoldsdorf (Bezirk Mödling) und Schwechat (Bezirk Bruck/Leitha) – bereits mit neuen Kurzparkzonen gewappnet hat, geben sich die an Wien grenzenden Gemeinden im Norden der Stadt zurückhaltender. Im Bezirk Korneuburg hat einzig die Stadt Gerasdorf Kurzparkzonen mit Parkuhren direkt an der Stadtgrenze eingerichtet, Langenzersdorf will abwarten, wie sich die Situation entwickelt. Groß-Enzersdorf (Bezirk Gänserndorf), das keine Bahnanbindung nach Wien hat, will in einem ersten Schritt eine bessere Taktung der Busanbindung erzielen.
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